Hertha-Kampfansage: "Wir sind noch nicht tot"

SID
Adrian Ramos feierte mit Fabian Lustenberger seinen Doppelpack gegen Wolfsburg
© Getty

Der Demontage des deutschen Meisters folgte die Kampfansage an die Konkurrenz. "Wir sind wieder da. Ich hoffe, dass wir den Knoten durchschlagen haben", frohlockte Manager Michael Preetz, nachdem Tabellenschlusslicht Hertha BSC Berlin den VfL Wolfsburg beim 5:1 (3:1)-Sieg in sämtliche Einzelteile zerlegt hatte.

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Torhüter Jaroslaw Drobny ergänzte: "Wir sind noch nicht tot und wollen mit aller Macht in der Bundesliga bleiben. Aber wir haben nur eine Schlacht und noch nicht den Krieg gewonnen. Jetzt müssen wir auch gegen Dortmund drei Punkte holen."

Der höchste Auswärtssieg seit über 32 Jahren und die beste Leistung in der laufenden Saison haben beim Hauptstadtklub noch einmal Kräfte freigesetzt. Der Rückstand auf den Relegationsrang beträgt nur noch fünf Punkte. Plötzlich scheint das Wunder wieder möglich.

Alles, was nach dem 1:2 in der Vorwoche gegen den 1. FC Nürnberg von manchem Kritiker noch verdammt wurde, ist auf einmal gar nicht mehr so schlecht: Der Trainer, die Mannschaft, sogar die Perspektive.

Versöhnung mit den Fans

"Wir haben uns von den Ereignissen der vergangenen Woche nicht beeinflussen lassen. Da gingen einige Dinge unter die Gürtellinie. Das hat die Mannschaft phantastisch weggesteckt", lobte Hertha-Coach Friedhelm Funkel.

"Für einen 5:1-Sieg gibt es zwar auch nur drei Punkte. Aber unserem Selbstvertrauen wird das einen weiteren Schub geben. An dieser Leistung sollten wir uns orientieren." Selbst die Fans, von denen einige Unverbesserliche nach der Pleite gegen den Klub noch mit Stangen bewaffnet im Olympiastadion gewütet hatten, waren nach dem Triumph beim VfL versöhnt.

Wurde das Team vor der Partie noch mit höhnischen "Absteiger, Absteiger"-Rufen empfangen, gab es nach dem Schlusspfiff großen Jubel. In die Kurve gingen die Profis dennoch nicht. "Wir haben die Antwort auf den Empfang auf dem Platz gegeben", meinte Mittelfeldspieler Fabian Lustenberger.

Spott für Dieter Hoeneß

Ob die Leistung in Wolfsburg tatsächlich als Maßstab für die noch ausstehenden sieben Spiele taugt, scheint fraglich. Der VfL präsentierte sich desolat. Beinahe wie Pylonen ließen sich die Niedersachsen vor den Gegentoren umkurven. Staunend verfolgte man, wie Matchwinner Theofanis Gekas einen Dreier- (6., 26. und 63.) und Adrian Ramos einen Doppelpack (8. und 84.) erzielten.

Gerade in der Anfangsphase war fast jeder Hertha-Schuss ein Treffer - auch ein wenig ins Herz von VfL-Manager Dieter Hoeneß. Rund 13 Jahre lang war Wolfsburgs starker Mann das Gesicht der Berliner. Vor der laufenden Saison trennte man sich im Unfrieden. "Natürlich ist eine Niederlage in dieser Höhe bitter. Aber für mich spielt es keine Rolle, ob wir gegen Hertha oder eine andere Mannschaft verlieren", behauptete der 57-Jährige. Hoeneß dürfte sich das Wiedersehen dennoch anders vorgestellt haben. Zumal sich auch noch der Spott der Berliner Fankurve über ihn ergoss. "Hoeneß raus!", schallte es aus dem Hertha-Block.

Köstner: "Wir haben alle versagt"

Wolfsburgs Interimstrainer Lorenz-Günther Köstner nahm sein Team, das den 120-minütigen Europapokal-Krimi am vergangenen Donnerstag gegen Rubin Kasan in den Knochen hatte, in Schutz.

"Wir haben alle versagt und sind auf die schlimmste Art bestraft worden", meinte der Coach: "Hertha hat in der vergangenen Woche richtig auf die Fresse bekommen und eine Reaktion gezeigt."

Zudem drängte Köstner, der sich nur über den zwischenzeitlichen Anschlusstreffer von Grafite (36.) freuen konnte, auf eine Entscheidung in der noch offenen Trainerfrage für die kommende Saison.

"Es geht nicht um mich. Da sind klare Absprachen getroffen", sagte der 58-Jährige, der nach der Saison wieder das zweite Team der Niedersachsen übernehmen soll: "Aber für die weitere Planung und die Mannschaft wäre es gut, wenn früh Klarheit da wäre."

Wolfsburg - Hertha: Daten zum Spiel