2:2! Schalke verpasst die Tabellenführung

Von Stefan Moser / Anant Agarwala
Der Schalker Benedikt Höwedes (l.) klärt einen Eckball vor den heranstürmenden Jansen und Petric

Der FC Schalke 04 hat den Sprung an die Tabellenspitze verpasst. Die Mannschaft von Trainer Felix Magath kam am Sonntag zu einem 2:2 (0:1) beim Hamburger SV und verkürzte damit den Abstand auf Spitzenreiter Bayern München auf nur mehr einen Punkt.

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Vor 57.000 Zuschauern in der ausverkauften Hamburger Arena brachte Ruud van Nistelrooy (40.) den HSV kurz vor der Pause überraschend in Führung. Schalkes Torhüter Manuel Neuer ließ einen Freistoß von Piotr Trochowski aus 22 Metern nach vorne abklatschen und der Niederländer staubte aus kurzer Distanz ab: sein dritter Saisontreffer.

Nach der Pause drehten Kevin Kuranyi (62.) und Ivan Rakitic (68.) per Elfmeter das Spiel für Schalke. Den Ausgleich für den HSV besorgte schließlich Jonathan Pitroipa in der 77. Minute.

"Wir sind ein bisschen traurig. Die Möglichkeit auf einen Sieg war sehr groß", sagte S04-Stürmer Kevin Kuranyi: "Wir haben vor allem in der ersten Halbzeit unsere Chancen nicht genutzt."

"Leider haben wir den alten Fehler gemacht, dass wir uns nach der Führung zu sehr zurückgezogen haben. Es war ein dramatisches Spiel bis zum Ende", sagte Magath: "Ich kann mit dem Punkt leben. Wir haben ja nicht irgendwo gespielt, sondern beim HSV, die eine sehr gute Mannschaft haben."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Auch vor diesem Spiel muss HSV-Coach Labbadia wieder kurzfristig umstellen: Aogo und Boateng können nicht spielen, dafür muss Jansen links in der Viererkette aushelfen. Trochowski beginnt dafür im linken Mittelfeld.

Schalke mit dem gleichen Personal wie gegen Stuttgart vor einer Woche, allerdings mit einer taktischen Änderung: Schmitz spielt links hinten, Westermann dafür im Mittelfeld.

15.: Das war knapp. Einen Freistoß aus dem rechten Halbfeld von Trochowski nimmt van Nistelrooy im Rückwärtsfallen. Ganz knapp am rechten Pfosten vorbei, Neuer wäre wohl chancenlos gewesen.

27.: Rozehnal vertändelt gegen Kuranyi den Ball und der läuft mit Farfan im Doppelpass auf Rost zu. Das letzte Abspiel von Farfan kommt etwas zu weit, so dass Rost beim Schuss von Kuranyi den Winkel perfekt verkürzen kann. Kuranyi schießt den HSV-Keeper an.

40., 1:0, van Nistelrooy: Trochowski zieht einen Freistoß aus 22 Metern mit Schmackes auf die Kiste, Neuer kann nur abklatschen. Van Nistelrooy spritzt heran und nimmt den halbhohen Ball direkt mit der Hacke. Links schlägt der Ball ein. Traumhaft gemacht vom Niederländer, aber an dem Tor ist Neuer nicht schuldlos.

Halbzeit-Fazit: Eine ziemlich zähe Partie bis hierhin. Beide Mannschaften riskieren wenig, aber eine Standardsituation brachte kurz vor dem Halbzeitpfiff das erste Tor.

62., 1:1, Kuranyi: Baumjohann flankt vom linken Strafraumeck in die Mitte, Rozehnal verlängert unfreiwillig an den zweiten Pfosten. Dort steht Kuranyi und nickt aus kurzer Distanz an Rost vorbei ins kurze Eck. Saisontor Nummer 15.

66.: Elfmeter für Schalke! Äußerst strittiger Pfiff von Stark. Baumjohann zieht gegen Mathijsen in den Strafraum, dann kommt van Nistelrooy hinzu. Noch ehe van Nistelrooy den Schalker berührt, hebt der ab und fädelt ein. Die Berührung war da, aber reicht das für einen Strafstoß?

68., 1:2, Rakitic: Stark lässt den Elfmeter wiederholen, da ein Schalker zu früh in den Strafraum gelaufen war. Aber auch im zweiten Anlauf versenkt Rakitic eiskalt. Rechts unten schlägt's ein.

74.: Unfassbare Szene! Edu zieht nach einem Kuranyi-Zuspiel in den Strafraum, umkurvt Rost und schiebt aus spitzem Winkel von rechts aufs Tor. Rincon rutscht ins Tor, hält den Ball so auf der Linie und schiebt ihn im Liegen mit dem Kopf nach vorne. Rost greift schließlich zu.

77., 2:2, Pitroipa: Petric schießt aus 20 Metern, der Ball wird abgeblockt und kommt zu Trochowski. Der zieht mit einem schnellen Antritt am linken Strafraumeck an Westermann vorbei und legt quer. Pitroipa muss am zweiten Pfosten aus kurzer Distanz nur noch einschieben.

79.: Baumjohann zieht aus 30 Metern halbrechter Position ab - der Ball knallt an die Latte!

Fazit: Eine im zweiten Durchgang packende Partie endet mit einem gerechten Unentschieden. Beide Mannschaften spielten mit offenem Visier und kamen zu einer Vielzahl von Chancen. Das 2:2 ist leistungsgerecht, Schalke macht einen Punkt auf den FCB gut. Der HSV bleibt auf Rang sechs.

Der Star des Spiels: Alexander Baumjohann. Mit seiner Einwechslung wurde die Veranstaltung überhaupt erst ein Fußballspiel. Machte unheimlich Tempo, spielte kluge Pässe und sorgte selbst für Torgefahr. Bereitete zudem beide Treffer vor.

Die Gurke des Spiels: David Rozehnal. Nach zuletzt stabilen Leistungen wieder ein Rückfall in alte Zeiten. Hatte große Probleme in der Spieleröffnung und in den Zweikämpfen. Leistete sich vor allem einige richtige Patzer und sah beim ersten Gegentor zumindest unglücklich aus.

Die Pfeife des Spiels: Wolfgang Stark. Nicht immer souverän, diskutierte viel mit den Spielern und fand keine konsequente Linie. Der Elfmeter für Schalke war zumindest sehr umstritten.

Die Lehren des Spiels: Eigentlich machte Schalke schon in der ersten Hälfte vieles richtig: Magath stellte im Mittelfeld auf eine Raute um, stand gegen den Ball unerwartet hoch und überraschte den HSV mit sehr aggressivem Pressing. Vor allem der laufstarke Peer Kluge auf der "Zehn" hatte eigentlich nur eine Mission: Den Hamburger Spielaufbau über Jarolim und Ze Roberto zu unterbinden und Bälle in der gegnerischen Hälfte zu gewinnen.

Der Plan ging auf, der HSV verlegte sich immer mehr auf lange Bälle - ein gefundenes Fressen für die kopfballstarke Schalker Defensive. Das Spiel wurde schließlich immer zäher, das Stadion langsam ungeduldig und den Hamburgern merkte man zusehends die mentale und körperliche Belastung der letzten Wochen an.

Der Treffer von Ruud van Nistelrooy fiel völlig aus dem Nichts und gab der Partie eine neue Wendung. Magath brachte mit Baumjohann und Edu zwei offensive Akteure und öffnete damit den Raum im Mittelfeld. Damit ermöglichte Schalke dem HSV zwar einige Kontergelegenheiten, erhöhte aber vor allem über den spielfreudigen Baumjohann den Druck.

Es entwickelte sich eine abwechslungsreiche Partie mit vielen Torszenen und leichten Vorteilen für Schalke - dem HSV merkte man den Kräfteverschleiß doch deutlich an.

Unterm Strich aber ein verdientes Unentschieden, mit dem Schalke zwar die Tabellenführung verpasst, aber wohl trotzdem zufrieden sein kann. Hamburg fällt mit nur einem Punkt zwar aus den Europa-Cup-Rängen, zeigte nach dem Rückstand aber immerhin Moral.

Hamburg - Schalke: Daten zum Spiel