Eintracht-Joker schocken die Bayern

Von Florian Bogner / Jonas Wäckerle
Bayern-Stürmer Miroslav Klose (r.) hatte in dieser Saison schon im DFB-Pokal in Frankfurt getroffen
© Getty

Der FC Bayern München hat am 27. Spieltag der Bundesliga ein schon gewonnen geglaubtes Spiel bei Eintracht Frankfurt mit 1:2 (1:0) verloren. Bis zur 87. Minute führten die Münchner, fingen sich dann aber noch zwei Gegentore ein und gingen damit erstmals seit 19 Liga-Spielen wieder als Verlierer vom Platz.

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Vor 52.500 Zuschauern hatte Miroslav Klose die Gäste mit seinem zweiten Saisontor in Führung gebracht (6.). Die eingewechselten Juvhel Tsoumou (87.) und Martin Fenin (89.) sorgten dann aber binnen 104 Sekunden für den überraschenden, aber verdienten Sieg der Eintracht.

Die letzte Niederlage hatten die Münchner am 8. Spieltag beim Hamburger SV bezogen (0:1). Noch bitterer für den FC Bayern: Daniel van Buyten musste mit einer Gesichtsverletzung ausgewechselt werden und droht länger auszufallen.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Skibbe muss Franz, Teber (beide Gelb-Rot) und Ochs (5. Gelbe) ersetzen, bringt dafür Jung, Caio und etwas überraschend Heller im rechten Mittelfeld. Für Heller ist es das erste Bundesliga-Spiel von Beginn an seit April 2007.

Die Bayern im Vergleich zum 2:1 gegen Freiburg mit einer Änderung: Schweinsteiger rückt nach Gelbsperre zurück ins Team. Pranjic geht auf die linke Seite, Müller in den Sturm. Olic (Wade) und Ribery (Sprunggelenk) sind angeschlagen in München geblieben.

6., 0:1, Klose: Van Bommel wird nicht angegriffen und chipt den Ball von halbrechts diagonal in den Strafraum. Robben steht im Abseits, geht aber nicht zum Ball. Klose nimmt ihn mit der Brust an und schiebt aus acht Metern ins lange Eck. Schon das zehnte Gegentor für Frankfurt in der Anfangsviertelstunde.

15.: Köhler kommt aus 25 Metern zum Schuss. Butt ist spät unten, erreicht den Ball aber gerade noch und pariert zur Ecke.

20.: Heller im Zusammenspiel mit Jung, der flankt von der Eckfahne die Mitte. Meier köpft aus acht Metern gegen Butts Laufrichtung. Van Buyten klärt auf der Linie.

21.: Wieder Frankfurt, wieder über rechts. Heller macht Alaba frisch und flankt. Kopfball Köhler aus sechs Metern - Butt reißt den Arm hoch und pariert zur Ecke.

36.: Konter Robben. Laufduell mit Spycher, der Holländer zieht im Strafraum nach innen. Schuss aus 14 Metern - weit vorbei.

Halbzeit-Fazit: Frankfurt kassierte ein naives Gegentor, war dann aber mehrfach dem Ausgleich nahe. Bayern hinten zu sorglos.

49.: Heller passt rechts in den Strafraum auf Jung. Der schießt aus spitzem Winkel aufs Tor, Müller fälscht ab. Butt streckt sich und lenkt die Bogenlampe gerade noch über die Latte.

53.: Caio legt eine Flanke von links per Kopf in den Lauf von Schwegler. Der kommt aus zehn Metern aus spitzem Winkel frei zum Schuss - Außennetz.

70.: Robben vernascht drei Mann und steckt am Strafraum durch zu Tymoschtschuk. Der will am herausstürmenden Nikolov vorbeilegen, bleibt aber am Bein des Eintracht-Keepers hängen.

80.: Bitter für Bayern: Van Buyten muss nach einem Zusammenprall mit Russ mit einem dicken Veilchen unter dem rechten Auge runter. Altintop kommt, Tymoschtschuk rückt in die Innenverteidigung.

87., 1:1, Tsoumou: Riesenbock von Alaba, der den Ball vor dem eigenen Tor von links in die Mitte spielt. Butt kommt raus, Tsoumou spritzt dazwischen, per Pressschlag fliegt der Ball ins Tor. Das erste Bundesliga-Tor des 19-Jährigen.

89., 2:1, Fenin: Halil Altintop flankt aus dem linken Halbfeld nach rechts auf Fenin. Der lässt Alaba mit einer Körpertäuschung aussteigen und knallt den Ball aus spitzem Winkel ins lange Eck.

Fazit: Bayern wirkte schon wie der sichere Sieger, ließ sich dann aber von nicht aufgebenden Frankfurtern noch zwei einschenken.

Der Star des Spiels: Michael Skibbe. Wechselte mit Juvhel Tsoumou und Martin Fenin den Sieg ein. Noch Fragen?

Die Gurke des Spiels: David Alaba. Van Gaal hatte prophezeit, dass für ihn die schwierigen Spiele erst nach dem Highlight in Florenz kommen. Der 17-Jährige konnte Heller und Jung im ersten Durchgang nicht aufhalten und hielt den Abstand zu Badstuber schlecht ein. Unverständlich, warum van Gaal nicht reagierte und Contento brachte. Im zweiten Durchgang fing sich Alaba wieder, leistete sich dann aber einen katastrophalen Blackout, der zum Ausgleich führte und griff dann beim 2:1 Fenin nicht entscheidend an.

Die Pfeife des Spiels: Michael Weiner. Hatte mit der fairen Partie keinerlei Probleme. Knifflig war die Bewertung des 0:1, weil es so aussah, als gelte der Ball dem im Abseits stehenden Robben - der ging jedoch klar vom Spielgerät weg. Tor also die korrekte Entscheidung.

Die Lehren des Spiels: Skibbe ließ seine Elf nur über die rechte Seite angreifen, wo Heller und Jung deutliche Geschwindigkeitsvorteile gegenüber Alaba und Pranjic hatten und die Bayern-Außen teilweise richtiggehend überrannten. So resultierten fast alle Chancen der Hausherren aus Angriffen über rechts.

Zudem griffen die zentralen Mittelfeldspieler Caio und Meier die Bayern-Defensive früh an und brachten so den Spielaufbau der Münchner zum Erliegen. Das lag vor allem daran, dass Schweinsteiger nach seiner Gelbsperre sichtlich aus dem Rhythmus war, einige Fehlpässe spielte und nur wenig Ruhe ins Spiel brachte.

Während van Buyten bis zu seiner Verletzung stark aufspielte, war Badstuber diesmal der Unsicherheitsfaktor in der Abwehrzentrale. Der 21-Jährige war fahrig, verlor einfache Bälle und leistete sich zudem eine Gelbe Karte wegen Meckerns.

Wenn bei den Bayern etwas ging, dann nur über Robben, den Spycher allerdings geschickt verteidigte. Am Ende gab Skibbes goldenes Händchen bei Auswechslungen und Alabas wilde zwei Minuten den Ausschlag für die Gastgeber. Van Gaal muss sich den Vorwurf gefallen lassen, Alaba nicht ausgewechselt zu haben, obwohl dieser schon im ersten Durchgang stark unter Druck stand.

Frankfurt - Bayern: Daten zum Spiel