Dortmund überrollt Leverkusen nach der Pause

Von Stefan Moser / Jochen Tittmar
Dortmunds Lucas Barrios wird von Manuel Friedrich (l.) und Arturo Vidal bedrängt

Bayer Leverkusen kann den Patzer des FC Bayern München in Frankfurt nicht nutzen. Die Elf von Trainer Jupp Heynckes unterlag im Topspiel des 27. Spieltags am Samstag mit 0:3 (0:0) bei Borussia Dortmund.

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Die 80.100 Zuschauer im Signal Iduna Park in Dortmund sahen in der ersten Halbzeit eine in allen Belangen überlegene Mannschaft von Bayer Leverkusen. Die Gäste allerdings nutzten ihre Torchancen nicht.

Dafür traf Lucas Barrios (50.) kurz nach der Pause nach einem Eckball von Tamas Hajnal für Dortmund. Der Knackpunkt im Spiel. Fortan spielte nur noch der BVB und kam durch einen weiteren Treffer von Barrios (61.) zum 2:0. Den Schlusspunkt setzte Dimitar Rangelov (89.) mit seinem ersten Tor im Trikot der Dortmunder.

Heynckes sauer, Klopp happy

"Wenn man so überlegen spielt wie wir in der ersten Halbzeit, muss man wenigstens 2:0 in Führung gehen", sagte Leverkusens Trainer Jupp Henyckes: "Nach der Halbzeit haben wir das 0: 1 nach einem Standard gefangen, die weiteren Tore fielen nach individuellen Fehlern. Wir hatten dann nicht mehr die Überzeugung, dass wir das Spiel noch drehen könnten."

Auch sein Gegenüber Jürgen Klopp sah den Wendepunkt der Partie in der Halbzeit: "Wir sind nach der Pause rausgekommen, wirkten ganz anders, waren präsenter. Wir haben heute auch Glück gehabt, das hat die Mannschaft sich aber auch verdient. Da muss ich den Hut ziehen."

So diskutierten die mySPOX-User während der Partie

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Leverkusen beginnt mit derselben Elf wie zuletzt beim 4:2-Erfolg gegen den HSV. Heißt: Sowohl Kroos als auch Reinartz sitzen nach ihren abgelaufenen Gelbsperren auf der Bank. Renato Augusto bleibt im Team, Castro spielt wieder im defensiven Mittelfeld.

Dortmund muss auf den gesperrten Sahin verzichten, Hajnal rückt dafür auf die Doppel-Sechs neben Kehl.

11.: Leverkusen kombiniert sich schön durch das Mittelfeld. Castro kommt aus zentraler Position mit Links zum Schuss. Dieser bleibt bei Kießling hängen, der plötzlich frei vor Weidenfeller steht. Kießling schießt den Keeper aber aus kurzer Distanz an.

20.: Klasse Parade von Weidenfeller! Castro kommt links völlig frei zum Flanken. Im Rücken der Abwehr hat sich Derdiyok etwas abgesetzt und köpft freistehend aufs Tor. Weidenfeller macht sich lang und fischt die Kugel aus dem Eck.

42.: Klasse Spielzug von Leverkusen: Renato Augusto narrt auf rechts zwei Dortmunder und bringt die Kugel scharf und flach in die Mitte. Kießling springt drüber, Derdiyok kommt in Höhe des Elfmeterpunktes völlig frei zum Schuss und setzt die Kugel an den rechten Außenpfosten.

Halbzeit-Fazit: Schmeichelhaftes 0:0 für den BVB, Leverkusen hatte deutlich mehr vom Spiel und zudem drei Großchancen, von denen man zumindest eine hätte verwerten müssen.

50., 1:0, Barrios: Hajnal bringt einen Eckball von rechts an den kurzen Pfosten. Dort verlängert Owomoyela in die Mitte, Barrios hebt das Füßchen, Gegenspieler Friedrich pennt - und drin! Der Spielverlauf ist auf den Kopf gestellt.

61., 2:0, Barrios: Zidan bekommt im Mittelfeld die Kugel und passt im richtigen Moment gegen Friedrich und Hyypiä in den Lauf von Barrios. Der steht links am Strafraum und macht die Kugel lässig mit dem rechten Außenrist rein.

87., 3:0, Rangelov: Leverkusen weit aufgerückt und mit Ballverlust. Der Bulgare gewinnt einen Zweikampf auf Höhe der Mittellinie und läuft zusammen mit Zidan allein auf Hyypiä zu. Der Finne greift nicht an, so dass es sich Rangelov nicht nehmen lässt, die Kugel an Adler vorbei zu legen. Das erste Tor für Rangelov im Dortmunder Trikot.

Fazit: Dortmund gewinnt aufgrund einer unglaublichen Leistungssteigerung verdient gegen Leverkusen. Der Sieg fällt allerdings um ein, zwei Tore zu hoch aus.

Der Star des Spiels: Roman Weidenfeller. Zusammen mit Lucas Barrios bester Dortmunder. Wirkte über die gesamte Spielzeit sehr souverän und sicher. Vor allem aber verteidigte er in der ersten Hälfte mit zwei überragenden Paraden die Null - und hielt den BVB damit überhaupt erst im Spiel.

Die Gurke des Spiels: Manuel Friedrich. Wirkte merkwürdig unkonzentriert und fahrig. War häufig zu schläfrig und passiv - vor allem vor den ersten beiden Gegentoren.

Die Pfeife des Spiels: Florian Meyer. War am Anfang sehr großzügig und sparte mit Gelben Karten. Hatte die faire Partie dank seiner unaufgeregten Art dennoch jederzeit im Griff und lag in allen wichtigen Entscheidungen richtig.

Die Lehren des Spiels: Unglaublich, wie sich ein Spiel in der Halbzeitpause drehen kann. Die erste Hälfte gehörte allein Bayer Leverkusen; wie der Tabellendritte den Fünften in dessen Stadion dominierte, war durchaus beeindruckend. Die Defensive stand wie gewohnt sehr hoch und ließ dem BVB mit großer Laufbereitschaft und Aggressivität schon in dessen Hälfte keine Luft zum Atmen. Resultat: Nur lange Bälle der überforderten Dortmunder und 60 Prozent Ballbesitz für Bayer.

Auch im Spiel nach vorne war Leverkusen sehr griffig, fast alle Spieler waren auch in die Offensive eingebunden. Gepaart mit der fußballerischen Qualität ergab das ein sehr variables Angriffspiel, das den BVB vor allem auf den Außen immer wieder vor enorme Probleme stellte. Auch die Dortmunder Notlösung mit Tamas Hajnal auf der Sechs funktionierte nur sehr bedingt: Der Ungar gewann auf einer Schlüsselposition in den ersten 45 Minuten nur 27 Prozent Zweikämpfe und lief häufig neben der Musik her. Allerdings: Leverkusen ließ drei Großchancen liegen und ging mit 0:0 in die Kabine.

Nach dem Seitenwechsel dann plötzlich ein völlig neues Spiel. Dortmund hielt nun aggressiv dagegen, gewann wichtige Zweikämpfe im Mittelfeld und brachte die schnellen Außen besser ins Spiel.Und vor allem: Lucas Barrios nutzte eiskalt die ersten beiden Chancen, weckte damit auch das Stadion wieder auf - und zog Leverkusen den Zahn. Der BVB dominierte plötzlich die Partie, Bayer verlor komplett den Faden.

Obwohl Leverkusen in der ersten Hälfte vieles richtig machte, bleibt unterm Strich eine verdiente Niederlage. Damit konnte die Mannschaft von Jupp Heynkces den Patzer des FC Bayern in Frankfurt nicht nutzen - und muss sich nun wieder mindestens eine Woche lang das "Vizekusen"-Klischee anhören. Dortmund dagegen klettert auf Platz vier und darf weiter aufs internationale Geschäft hoffen.

Dortmund - Leverkusen: Daten zum Spiel