Magath wie van Gaal: Ausraster nach dem Derby

SID
Der BVB in Person von Owomoyela (2.v.r.) ließ sich das kampfbetonte Spiel aus der Hand nehmen

Schalke-Trainer Felix Magath rastet vor laufenden Fernsehkameras aus und poltert über die angeblich allzu kritische Berichterstattung über sein Team nach dem 2:1 (0:0) im 135. Revier-Derby gegen den BVB. Der wiederum beklagt einen Verletzten.
 
 

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Mit hochrotem Kopf knallte Felix Magath das Mikrofon auf den Tisch und hatte "die Nase voll". Von der Souveränität und Gelassenheit eines Siegers keine Spur.

Stattdessen rastete der Trainer von Schalke 04 vor laufenden Fernsehkameras aus. Magath polterte über die angeblich allzu kritische Berichterstattung über sein Team nach dem 2:1 (0:0) im 135. Revier-Derby gegen Borussia Dortmund und verließ wutentbrannt das Studio des Pay-TV-Senders "Sky".

Magath stellt sich hinter sein Team

Wie eine Woche zuvor Bayern-Trainer Louis van Gaal nach dem 1: 1 der Münchner beim 1. FC Nürnberg, stellte sich Magath demonstrativ vor seine Mannschaft. Sicher habe auch ihn das "besondere Spiel hocherregt", gab Magath später zu, doch er habe keine Lust, sich jedes Mal für Szenen rechtfertigen zu müssen, in denen seine Mannschaft oder Profis schlecht ausgesehen haben.

Es waren die Situation beim berechtigten Foulelfmeter für den BVB, den Nuri Sahin zum 1:0 (47.) verwandelte und eine Attacke des bereits gelbbelasteten Kevin Kuranyi, die bei Magath das Faß zum Überlaufen brachten.

Der Torjäger hatte Mats Hummels in der 82. Minute in den Rücken gestoßen, so dass der Dortmunder unkontrolliert gegen seinen Torhüter Roman Weidenfeller prallte.

Hummels erleidet Kieferbruch

Die Folge: Der U21-Europameister zog sich einen Bruch des Unterkiefers zu und wurde bereits am Samstag in der Klinik für Mund-, Kiefer- und plastische Gesichtschirurgie der Ruhr-Universität Bochum operiert.

Dem 21-Jährigen wurde eine Platte eingesetzt. "Haben sie schon einmal Fußball gespielt", fragte der dünnhäutige Magath den Reporter und ergänzte: "Sicher war das ein Foul, aber warum zeigen sie keine Dortmunder Fouls."

Siebter Heimsieg in Folge

Es schien, als könne sich Magath über das Traumtor von Ivan Rakitic (83.) zum 2:1 und den siebten Heimsieg in Folge, mit dem Schalke dem Bundesliga-Spitzenduo Bayer Leverkusen und Bayern München weiter auf den Fersen bleibt, nicht so richtig freuen.

Magath wusste jedoch, dass die Leistung seiner Mannschaft bis zum Gegentor eines Titelanwärters nicht würdig war. "Anscheindend haben wir wieder einmal ein Gegentor gebraucht. Das hat wieder einmal gewirkt wie ein Befreiungsschlag." Es sei für ihn nicht besorgniserregend, dass eine junge Mannschaft Angst bekomme, wenn sie merkt, etwas erreichen zu können.

Anschlusstreffer mit Signalwirkung

Wie von einem riesigen Druck befreit, übernahmen die Gastgeber jedoch das Regiment vom zuvor diszipliniert auftretenden BVB. Das 1:1 durch U21-Europameister Benedikt Höwedes (66.) hatte Signalwirkung und sorgte schließlich für die Wende. "Das ist unglaublich, einfach Wahnsinn. Wir haben nicht nur das Derby gewonnen, sondern auch Dortmund als Verfolger auf Abstand gehalten. Denn Ziel bleibt Platz fünf", meinte der Abwehrspieler nach der Party in der mit 61.673 Zuschauern ausverkauften Großraum-Disco.

Magath habe, so Höwedes, in der Halbzeit-Pause die richtigen Worte gefunden - dessen Dortmunder Amtskollege Jürgen Klopp offenbar nicht. Seine Mannschaft gab ein zuvor souverän geführtes kampfbetontes Duell aus der Hand. "Nach der Führung hat uns die Courage gefehlt, um den Punch zu setzen", erklärte der 42-Jährige sichtlich angefressen.

"Verloren, weil wir keine Eier hatten"

Noch deutlicher hatte er seine Verlierer unmittelbar nach dem Spiel in der Kabine zusammengestaucht. "Er hat uns gesagt, wir hätten verloren, weil wir keine Eier hatten", berichtete Hummels und stimmte zu: "Der letzte Wille und Glaube hat gefehlt." Dortmund fehlte außerdem wieder einmal der Killerinstinkt, um sich zu belohnen. Stattdessen verloren die Schwarz-Gelben den Faden und am Ende das vierte Mal in den letzten fünf Spielen.

Die Tabellensituation kann Klopp offenbar nicht sonderlich beunruhigen: "Die Jungs stehen besser da als sie müssten und nicht schlechter als sie könnten."

Und die Wutrede des Kollegen Magath konterte der BVB-Coach vielsagend: "Ich würde lieber unter der Berichterstattung leiden als unter Schiedsrichter-Entscheidungen."

Schalke - Dortmund: Daten zum Spiel