Bayern-Serie reißt in Nürnberg

Von Stefan Rommel / Christian Günthner
Der Schütze des 0:1. Bayerns Müller, stark bedrängt von Frantz (r.) und Diekmeier
© Getty

Der FC Bayern München ist zumindest für 24 Stunden wieder Tabellenführer der Bundesliga. Der Rekordmeister verspielte allerdings am 23. Spieltag im bayerischen Derby beim 1. FC Nürnberg mit einem enttäuschenden 1:1 (0:1) zwei wichtige Punkte im Kampf um die Meisterschaft.

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Vor 48.548 Zuschauern in Nürnberg erzielte Thomas Müller (38.) die Führung für die Bayern. Ilkay Gündogan (54.) bescherte mit seinem ersten Bundesligator dem Club einen Punkt.

Damit ist auch die Serie von zuletzt neun Bundesliga- und 14 Pflichtspielsiegen in Folge der Bayern gerissen. Die Münchener verpassten damit den Vereinsrekord von zehn Siegen in Folge in der Liga.

Trotz des Punktgewinns bleibt Nürnberg mit 17 Zählern Vorletzter, die Bayern liegen zumindest für 24 Stunden einen Zähler vor Bayer Leverkusen.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Nürnberg mit zwei Änderungen: Gündogan rückt in eine Dreierkette im Mittelfeld ins linke Glied. Der Club verzichtet also auf einen klaren Zehner, weshalb Mintal auf die Bank muss. Außerdem beginnt Frantz für Eigler hinter Stoßstürmer Charisteas.

Die Bayern ohne die verletzten van Buyten und Ribery. Contento verteidigt auf links, dafür rückt Badstuber in die Innenverteidigung. Müller übernimmt Riberys Position im linken Mittelfeld. Olic stürmt neben Gomez.

25.: Langer Ball auf Robben, der kriegt ihn gerade so an der Auslinie. Abgelegt auf Gomez, aber Breno klärt!

38., 0:1, Müller: Müller spielt Olic am Strafraum an. Olic per Hacke auf Gomez. Der zieht in den Strafraum, legt auf den 11m-Punkt zurück. Dort kommt Müller von hinten mit Schwung und schiebt den Ball locker ins rechte Kreuzeck.

45.: Robben setzt sich diesmal auf links am Strafraum durch und legt den Ball quer. Olic nimmt die Kugel mit links direkt und verzieht aus acht Metern nur knapp.

Halbzeit-Fazit: Verdiente Führung der Bayern. Nürnberg defensiv sehr konzentriert, die Bayern ohne große Ideen. Aber einmal halt schnell und konsequent. Das reicht bisher.

54., 1:1, Gündogan: Frantz am Strafraum im Dribbling. Genial durchgesteckt auf Choupo-Moting. Der zieht aus zehn Metern ab, Butt mit Fußabwehr, Gündogan staubt ab.

55.: Gündogan zieht durch die Bayernhälfte und haut aus 23 Metern einfach mal aufs Tor. Der Ball geht einen knappen Meter links vorbei und schlägt in der Werbebande ein.

60.: Müller am Strafraum auf rechts zu Gomez. Der flankt scharf und halbhoch in die Mitte. Olic köpft aus fünf Metern aufs Tor, kommt aber nur mit den Haarspitzen an den Ball - weit drüber.

64.: Schweinsteiger spielt einen schnell ausgeführten Freistoß sofort auf Müller. Der will aus 13 Metern von halb links den Keeper überlupfen, der Ball wird aber zu lang.

77.: Gomez ganz frei vor Schäfer, kann sich die Ecke nach einem Querpass von Klose aussuchen. Gomez schießt in die Mitte, Schäfer klärt per Wahnsinns-Faustabwehr.

86.: Badstuber schlägt von der Mittellinie einen Freistoß weit vors Tor. Schweinsteiger verpasst am zweiten Pfosten, dahinter lauert Klose, der aber einen halben Meter zu weit vorne steht.

Fazit: Unterm Strich sogar ein durchaus verdienter Punktgewinn für den Club. Die Bayern nur mit halber Kraft und deshalb auch ohne zwei wichtige Zähler.

Der Star des Spiels: Thomas Müller war in einer insgesamt pomadigen Bayern-Mannschaft noch der Beste. Nach einiger Anlaufzeit immer auffällig und so gut wie an jeder Offensivaktion beteiligt. Von seiner Unbekümmertheit hätten die Beamten-Bayern heute noch eine Prise mehr vertragen können.

Die Gurke des Spiels: Martin Demichelis spielt schon seit Wochen weit unter seinen Möglichkeiten. Beim Club knüpfte er nahtlos an seine uninspirierten Leistungen an. Der Argentinier war total fahrig im Passspiel und beschwor so gegen einen harmlosen Gegner gleich einige brenzlige Situationen herauf. Beim 1:1 antizipierte er das Zuspiel in die Gasse nicht und war beim Tackling dann zu spät dran. Im Vergleich zu seinem jeweiligen Partner in der Innenverteidigung fällt Micho einfach immer wieder deutlich ab.

Die Pfeife des Spiels: Torsten Kinhöfer war kleinlich, aber immerhin auf beiden Seiten konsequent in seiner Linie. Lag auch mit den persönlichen Strafen richtig. Insgesamt eine gute Vorstellung.

Die Lehren des Spiels: Nürnberg hatte offenbar beim AC Florenz gespickt. Der Club verschanzte sich auch mit zwei aufgereihten Ketten - eine Vierer- und eine Dreierkette plus zwei zusätzliche Arbeiter aus dem Sturm - in der eigenen Hälfte.

Dadurch hielten die Gastgeber das Spielfeld klein und machten die Passwege auf die beiden Außen Robben und Müller gut zu. Da auch Ottl und Tavares das Zentrum gut hielten, erstarrte der gewohnte Bayern-Angriffswirbel.

Die Bayern brachten ihr Spiel und damit den Gegner nicht ins Laufen, weshalb es vor allem in der ersten Halbzeit kaum Torchancen gab. Es entwickelte sich im Prinzip eine Art Pokalspiel mit viel Stand-Fußball auf beiden Seiten.

Außerdem lernte der Rekordmeister auch nicht aus dem Florenz-Spiel, verlagerte nicht gut und brachte somit keine Breite in sein Offensivspiel.

Aber auch Bayern-Coach van Gaal muss sich die Punktverluste etwas ankreiden: Ribery war erst gar nicht dabei, Robben wurde leicht angeschlagen zur Pause ausgewechselt.

Beides Vorsichtsmaßnahmen, nächste Woche wartet schließlich der HSV. Aber über alle Überlegungen hinweg hat der Holländer offenbar den Club vergessen und wurde dafür ein bisschen abgestraft.

Nur mit Beamten-Fußball und ohne den ganz großen Aufwand geht es dann halt selbst in der Bundesliga und gegen den Tabellen-Siebzehnten auch nicht.

Nürnberg - Bayern