"Entscheidungen treffen, die weh tun"

SID
96-Coach Mirko Slomka kann mit der Leistung seiner Mannschaft nicht zufrieden sein
© Getty

Nach nur zwölftägiger Amtszeit ist Mirko Slomka mit seiner Geduld am Ende. "Ich brauche Spieler, auf die ich mich verlassen kann. Der Wille allein reicht nicht."

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"Man muss manchmal auch Entscheidungen treffen, die weh tun. Damit werden wir jetzt beginnen", kündigte der Trainer von Hannover 96 nach der 1:3 (0:1)-Pleite im Abstiegsduell mit dem 1. FC Nürnberg an.

Er ging mit seinem Team hart ins Gericht: "Beim ersten Gegentor haben wir Fehler gemacht, die einer Jugendmannschaft nicht passieren. Nach dem Rückstand ist meine Mannschaft in sich zusammengesackt."

Hannover rat- und kopflos

Tatsächlich wirkten die nun schon seit neun Spielen sieglosen Niedersachsen gegen den Club erneut hilf-, rat- und kopflos.

Das Abwehrverhalten schwach, der Spielaufbau ohne jede Struktur. Auch Slomka, der bei seinem Debüt in der Vorwoche eine 0:1-Niederlage beim FSV Mainz 05 erlebt hatte, konnte daran bisher nichts ändern.

Die Verunsicherung ist in fast jeder Aktion zu spüren. Dies allein auf die Tragödie um den Selbstmord von Torhüter Robert Enke zu schieben, scheint inzwischen zu einfach.

"Müssen schnell Kurve kriegen"

"Wir müssen schnell die Kurve kriegen. Sonst steigen wir auf jeden Fall ab", meinte Stürmer Mike Hanke, der gegen den Club wie fast alle seine Kollegen nicht annähernd Normalform erreichte.

So war Hannover bei Nürnbergs "Albert-Bunjaku-Festspielen" meist nur Zuschauer.

Der Schweizer erzielte alle drei Treffer für die zuvor ebenfalls arg gebeutelten Franken (30., 64. und 69.), bei denen nun wieder Aufbruchstimmung zu spüren ist.

Nur einen Punkt sind die Nürnberger noch vom Relegationsplatz entfernt - dort steht momentan Hannover.

"Es wird ganz eng"

"Mit einem Sieg hätten wir uns absetzen können. Jetzt wird es ganz eng. Wir müssen nochmal intensiv auf dem Transfermarkt schauen", meinte Slomka.

Sportdirektor Jörg Schmadtke ergänzte: "So wird es schwierig, die Liga zu halten. Es ist schon bitter, wie wir momentan auftreten."

Bis auf das zwischenzeitliche Anschlusstor von Jiri Stajner brachten die Niedersachsen kaum etwas zustande.

"Haben die Schnauze voll"

Die aufgebrachten Fans skandierten "Wir haben die Schnauze voll" und stießen bei den Verantwortlichen sogar auf Verständnis.

"Ich kann das nachvollziehen", meinte Slomka nach der fünften Niederlage in Folge. Um die Mannschaft bis zum Transferschluss am kommenden Montag noch einmal zu verstäken, ist nun zumindest von der 96-Führung Handlungsschnelligkeit gefragt.

Angesichts des schmalen Budgets sind die Möglichkeiten jeodch begrenzt. Eine Verpflichtung der zuletzt gehandelten Gerald Asamoah (Schalke 04) und Elson (VfB Stuttgart) oder gar ein Transfer des ehemaligen Bayern-Stürmers Roy Makaay scheint ausgeschlossen.

Spekulationen über Abdellaoue

Zuletzt wurde über den hierzulande eher namenlosen Mohamed Abdellaoue (Valerenga Oslo) spekuliert.

Wie gezielte Personalpolitik funktioniert, hatten zuletzt die Nürnberger vorgemacht. Auf Leihbasis kamen die beiden Münchener Breno und Andras Ottl sowie der Hamburger Mickael Tavares.

Alle drei standen gegen Hannover in der Startelf und verliehen den zuvor anfälligen Franken die erhoffte Stabilität.

"An ihnen können sich andere Spieler aufrichten"

"An ihnen können sich die anderen Spieler aufrichten", meinte Dieter Hecking, für den der erste Sieg als Club-Coach ein ganz besonderer gewesen sein dürfte.

Bis zu seinem Rücktritt im vergangenen August saß der 45-Jährige noch auf der 96-Bank.

Nun feierte er eine triumphale Rückkehr.

"Wir sind heilfroh, dass wir die drei Punkte mitgenommen haben", meinte Hecking und vermied Aussagen zu seinem Ex-Klub: "Ich bin jetzt in Nürnberg. Dieser Sieg gibt uns für die kommenden Wochen alle Möglichkeiten. Wir sind jetzt wieder dran und wollen weitermachen."

Hannover - Nürnberg: Daten zum Spiel