Trochowski rettet Hamburg einen Punkt

Von Stefan Moser / Anant Agarwala
Mladen Petric (vorne) wird von Wolfsburgs Defensivspezialist Makoto Hasebe gefoult
© Getty

Beim Debüt von Trainer Lorenz-Günther Köstner verbuchte der VfL Wolfsburg einen Achtungserfolg und kam zum Auftakt des 20. Bundesliga-Spieltags zum einem 1:1 (0:1) beim Hamburger SV.

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Vor 52.000 Zuschauern in der Arena in Hamburg brachte Edin Dzeko (34.) den VfL Wolfsburg mit seinem neunten Saisontreffer in Führung. Erst in der Schlusssekunde der phasenweise hochklassigen Partie kam der Hamburger SV durch einen Freistoß des eingewechselten Piotr Trochowski zum verdienten Ausgleich.

"Wir hätten drei Punkte verdient gehabt. Wir haben eine tolle Moral bewiesen. Es war tragisch, dass wir in der letzten Sekunde doch noch das Tor kassieren, denn wir haben aber sehr gut gespielt, kompakt gestanden und Leidenschaft gezeigt", sagte Wolfsburgs Torhüter Andre Lenz, der bei Trochowskis Flatterball zwar eine unglückliche Figur machte, sein Team aber zuvor mit einer Reihe überragender Paraden im Spiel hielt.

Bleibt Köstner Wolfsburg-Trainer?

Damit bleibt Wolfsburg zwar zum achten Mal in Folge ohne Sieg, zeigte sich im ersten Spiel nach der Entlassung von Trainer Armin Veh aber vor allem in der ersten Halbzeit verbessert. Der neue Trainer Lorenz-Günther Köstner hat nun offenbar auch die Chance auf ein langfristiges Engagement. "Wir haben keine andere Planung", sagte Wolfsburgs Manager Dieter Hoeneß am Freitag bei SKY.

Der HSV dagegen droht nach nur einem Punkt aus den letzten beiden Spielen bis auf Weiteres den Kontakt zu den Champions-League-Plätzen zu verlieren. "Wenn wir so die Punkte liegen lassen, wird es immer schwieriger noch oben zu kommen", ärgerte sich auch Stürmer Mladen Petric: "Wir spielen auf ein Tor und hätten das Spiel eigentlich gewinnen müssen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Köstner ändert erst mal gar nichts. Nur für Costa, der nach Lille gewechselt ist, startet Madlung in der Innenverteidigung.

Labbadia ändert dagegen zwei Positionen: Für Trochowski beginnt Elia rechts im Mittelfeld, im Sturm erhält Berg mal wieder eine Chance von Anfang an. Ruud van Nistelrooy sitzt, wie angekündigt, nur auf der Tribüne.

16.: Mathijsen verliert einen Zweikampf gegen Dzeko, der den Ball in den Lauf von Grafite weiterleitet. Rost und Rozehnal sind da, sprechen sich aber schlecht ab. Rost klärt schließlich per Fuß, direkt auf Hasebe, der aus 30 Metern das leere Tor deutlich verfehlt.

17.: Berg wird aus dem Mittelfeld eingesetzt und kommt im Strafraum an den Ball. Unter Bedrängnis stolpert er den Ball aber in den herausstürzenden Lenz.

19.: Dzeko an der linken Seite des Strafraums, Boateng gibt nur Begleitschutz. Der Bosnier flankt und abgefälscht kommt der Ball in die Mitte, wo Rincon in spektakulärer Manier vor Misimovic klärt.

24.: Ganz starke Flanke von Boateng aus dem rechten Halbfeld. Am langen Pfosten gewinnt Jansen das Kopfballduell gegen Riether, aber Lenz fischt den Ball aus dem linken Winkel.

34., 0:1, Dzeko: Ganz starkes Tor vom Bosnier. Einen langen Freistoß nimmt der Stürmer mit der Brust runter, vernascht seinen Gegenspieler Mathijsen mit einer Körpertäuschung und schießt dann aus 15 Metern mit links aufs linke Eck. Der Ball springt vom Innenpfosten ins Tor. Weltklasse.

Halbzeit-Fazit: Flotte Partie mit Chancen auf beiden Seiten. Den Unterscheid macht Dzeko, der mit einer Weltklasse-Aktion die Führung für Wolfsburg erzielte.

52.: Eine Elia-Ecke von rechts kommt auf den Kopf von Rozehnal, der die Kugel aus sechs Metern an die Latte köpft. Lenz wäre geschlagen gewesen.

56.: Freistoß für den HSV: Über Umwege kommt der Ball zu Jansen, der frei vor Lenz steht, ihn aber direkt anschießt. Elia kommt zum Nachschuss aus spitzem Winkel, schießt Jansen an.

66.: Boateng flankt aus dem rechten Halbfeld auf den langen Pfosten. Jansen setzt sich zum wiederholten Male gegen Riether durch und drückt den Ball ins Tor. Er stand aber minimal im Abseits.

83.: Rozehnal wird im 16er von Barzagli getackled. Fair. Ecke. Die kommt gut, Demel köpft aus acht Metern aufs untere rechte Eck. Josue klärt auf der Linie.

92., 1:1, Trochowski: In der letzten Sekunde der Nachspielzeit bekommt Hamburg nach einem Foul an Elia einen Freistoß: 26 Meter vor dem Tor, halblinks. Trochowski zieht voll ab, Lenz geht kurz in die falsche Ecke und ist dann machtlos gegen den Flatterball, der halbrechts im Tor einschlägt.

Fazit: Eine äußerst unterhaltsame Partie und ein aufopferungsvoller Kampf des HSV in der zweiten Hälfte, der erst in der letzten Sekunde mit dem hoch verdienten Ausgleich belohnt wird.

So diskutierten die SPOX-User während der Partie

Der Star des Spiels: Andre Lenz. Auch wenn er beim Gegentor nicht unbedingt glücklich aussah: Bei ihm können sich die Wolfsburger für den Punkt bedanken. Der Ersatzmann von Diego Benaglio entschärfte gleich reihenweise beste Hamburger Gelegenheiten und überzeugte zudem mit Präsenz und Körpersprache.

Die Gurke des Spiels: Eljero Elia. Fand in der ersten Hälfte überhaupt nicht ins Spiel. Wachte in der zweiten Hälfte auf, verzettelte sich aber weiter in überflüssigen Dribblings und machte insgesamt eine unglückliche Figur. Zu seiner Verteidigung: Der Niederländer ist nach etlichen Blessuren völlig aus dem Rhythmus und körperlich noch längst nicht in der Form der Hinrunde.

Die Pfeife des Spiels: Thorsten Kinhöfer. Nicht immer konsequent in seiner Linie und mit zwei, drei umstrittenen Entscheidungen. Hatte insgesamt aber das intensive Spiel einigermaßen im Griff - auch wenn sich Wolfsburg sehr über den letzten Freistoßpfiff echauffierte.

Die Lehren des Spiels: Personell änderte Köstner praktisch nichts, trotzdem zeigte der Trainerwechsel vor allem in der ersten Halbzeit Wirkung. Endlich kam die Mannschaft mal wieder ohne große individuelle Patzer über die Runden, war über 90 Minuten wach und konzentriert - und hatte phasenweise das nötige Glück.

Taktisch stand die Mannschaft deutlich tiefer und enger gestaffelt als unter Armin Veh und überbrückte im Spiel nach vorne - wie in der Meistersaison - das Mittelfeld mit schnellen, langen Bällen.

Damit legte der VfL erfolgreich den Finger in die derzeitige Wunde des HSV. Die Hamburger Abwehr wirkt immer wieder schläfrig und lethargisch und hat vor allem in der Luft ganz erhebliche Probleme. Immer wieder gewannen Grafite und vor allem Dzeko die Kopfballduelle am und im Sechzehner und kreierten damit gute Torchancen.

Erst nach der Pause wachte die Labbadia-Elf auf, erhöhte den Druck und kam mit viel Power über die Außen zu guten Gelegenheiten - scheiterte aber an einer Mischung aus Pech, Unvermögen und einem überragenden Lenz im Tor der Wolfsburger. Erst in der Schlusssekunde holte sich der HSV mit Trochowskis Freistoß den verdienten Lohn für einen großen Kampf.

Trotzdem muss sich Hamburg an der Aussage des Trainers messen lassen: "Wenn wir oben dabei bleiben wollen, gehört es dazu, Wolfsburg zu schlagen", sagte Labbadia vor der Partie. Mit nur einem Punkt reißt nun tatsächlich der Kontakt nach oben wohl fürs Erste ab.

Hamburg - Wolfsburg: Daten zum Spiel