Rechts ist das neue Links

Von Für SPOX in der Allianz Arena: Florian Bogner
Arjen Robbens (2.v.l.) Scorer-Konto steht jetzt bei 10 Punkten (6 Tore, 4 Vorlagen) in 12 Spielen

Arjen Robben behielt im Schneegestöber von München die Übersicht und führte den FC Bayern München gegen den FSV Mainz 05 erneut zu einem überzeugenden Sieg. Jörg Butts verschossener Elfmeter war nur Randnotiz, Franck Ribery muss sich indes erst wieder in die Schlagzeilen kämpfen.

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Thomas Tuchel hatte es ja wirklich gut gemeint mit seinem: "Wir würden gegen Bayern am liebsten 5-5-2 spielen" und "den Mannschaftsbus vor dem Tor parken". Dummerweise war das Bonmot des 05-Trainers schon die bemerkenswerteste Mainzer Aktion im Zusammenhang mit dem Fußballspiel beim FC Bayern gewesen - und das schon am Donnerstag.

Am Samstag, beim eigentlichen Fußballspiel, war Mainz dann mehr ein netter Sparringspartner, denn ein ernsthafter Gegner für die Bayern. Mit acht bis zehn Mann am eigenen Sechzehner stehen und im gesamten Spiel ganze zwei Mal aufs gegnerische Tor feuern, davon nicht einmal gefährlich, war nett formuliert "ehrfürchtig" und - etwas weniger nett - das Paradebeispiel für das Sprichwort mit dem Kaninchen und der Schlange.

Sichtprobleme im Schneetreiben

Umso erstaunlicher, dass sich Arjen Robben fast 60 Minuten lang durch die Mainzer Hintermannschaft schlängeln musste, bis der Ball dann wirklich mal im Tor war: Fast schon bieder hatte die personifizierte Brechstange Daniel van Buyten den Ball nach einer Robben-Flanke dem bis dato guten Mainzer Keeper Heinz Müller per Kopf durch die Hosenträger gelegt.

"Das Wetter war nicht gut. Da muss man sich anpassen", erklärte Robben die eher rustikale Art und Weise, wie Bayern nach etlichen Chancen dann doch in Führung geriet: "Wir haben in der Halbzeit gesagt, dass wir ruhig bleiben müssen. Die Chancen kommen wieder."

Daran konnte die Bayern nicht mal der mittelstarke Schneesturm hindern, der zwischen der 45. und 65. Minute durch die Arena fegte. "Alles war ziemlich schwer zu erkennen, weil die Schneeflocken so dick waren", berichtete Philipp Lahm, "Auf meiner Seite ging es noch, aber woanders auf dem Feld war es echt extrem. Da war unser Spiel zwischenzeitlich auch nicht mehr so gut."

Butts trockener Humor

Als der Platz noch schneefrei war, hatte Bayern-Keeper Jörg Butt für den ersten Höhepunkt gesorgt. Halb erfroren, weil beschäftigungslos, machte er sich in der 32. Minute auf, seinen ersten Bundesliga-Elfmeter für die Bayern zu verwandeln, scheiterte aber an Müllers Beinen, die er trotz Verzögerung im Anlauf etwas unbeholfen anschoss.

Ob der Ball da hin sollte, wurde Butt nachher gefragt. "Ne, eigentlich sollte er rein", war dessen Antwort auf Oldenburger Art. 31 Elfmeter hat er in der Bundesliga geschossen und nun fünf davon nicht verwandelt. "Wenn ich mich sicher fühle, dann werde ich auch weiter schießen", ließ Butt aber anschließend keine Diskussion aufkommen.

Butts Malheur war sowieso nicht mehr als eine Randnotiz des Spiels, in etwa so wie die Mainzer. Die dicke Schlagzeile mit Ausrufezeichen war einmal mehr Robben vorbehalten, der in jeden Bayern-Angriff eingebunden wurde und die rechte Seite durchpflügte, wie man es bei Bayern eigentlich nur von Franck Ribery gewohnt ist. Nur eben auf der anderen Seite.

Dem Schnee trotze der Niederländer nach der Pause erneut mit einer langen Unterhose, seine bärenstarke Leistung krönte er mit einem präzisen Freistoß zum 3:0-Endstand.

Lahm immer besser in Form

Was die Bayern derzeit sonst noch stark macht: Wie einst Ribery weiß nun auch Robben einen starken Philipp Lahm in seinem Rücken, der, je näher die WM rückt, immer besser in Fahrt kommt. Seine Vorlage für Mario Gomez zum 2:0 war seine zweite Torvorlage im zweiten Spiel in Folge. Rechts ist das neue Links für Lahm.

"Klar habe ich erst mal eine Zeit gebraucht, mich auf der neuen Position zurecht zu finden", meinte Lahm dazu. "Es dauert, bis man alle Situationen mal gehabt hat, bis man weiß: Aus der Situation komme ich so raus, aus der anderen Situation so. Jetzt aber sieht es sehr, sehr gut aus."

Zudem habe er Robben auch erst mal kennenlernen müssen, "Arjen dribbelt ja oft nach innen, da muss man auch mal abwarten. Jetzt wissen wir, was der andere macht", sagte Lahm. Gomez pflichtete bei, dass die Abläufe bei Bayern perfekt einstudiert sind: "Das Tor, das mir Philipp auflegt, machen wir im Training jede Woche 20-mal. Irgendwann zahlt sich das aus."

Angesichts der schnörkellosen Leistung hatte auch Chefkritiker Louis van Gaal wenig zu motzen: "Wir selbst sind die größte Gefahr für uns, nicht der Gegner. Das war unser bestes Heimspiel. Ich habe ein sehr gutes Spiel bei Ballbesitz gesehen gegen eine verteidigende Mannschaft. Ich bin sehr zufrieden."

Ribery braucht Rhythmus

Bleibt eigentlich nur die Frage, was die Bayern demnächst mit Franck Ribery anfangen sollen. Geht es nach van Gaal, ist der Franzose weiter nur Edel-Joker. "Auch Franck kann sehen, dass wir ohne ihn sehr gut spielen. Er hat Extra-Qualitäten. Ich muss ihn integrieren, aber das ist nicht so einfach", sagte der Bayern-Coach.

Der direkt nach dem 1:0 für Ivica Olic eingewechselte Ribery war immerhin froh, "wieder ein bisschen mehr gespielt zu haben als zuletzt in Bremen". Noch hält der Franzose die Füße still, fügt sich in seine Rolle. Die Frage ist, wie lange.

"Ich bin immer hungriger und hoffe, bald wieder von Anfang an spielen zu können", meinte der 26-Jährige wie zum Beleg. "Ich werde alles tun, wieder mein altes Niveau zu erreichen. Körperlich fühle ich mich immer besser, ich brauche nur wieder etwas mehr Spielrhythmus." Bis dahin kommt der FCB mit Robben ganz gut zurecht.

Bayern - Mainz: Daten zum Spiel