Wieder kein Sieg für van Gaals Bayern

Von Thomas Gaber / Andreas Lehner
Mario Gomez erzielte gegen Werder Bremen seinen ersten Treffer für den FC Bayern
© Getty

Der FC Bayern München wartet nach dem 1:1 (0:1) gegen Werder Bremen am 2. Spieltag der Bundesliga weiterhin auf den ersten Sieg in der Saison 2009/10. Vor 69.000 Zuschauern in der ausverkauften Münchner Arena brachte Mesut Özil die Mannschaft von Trainer Thomas Schaaf in Führung (39.). Mario Gomez glich für die Bayern aus (72.).

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Somit hat der FC Bayern unter Trainer Louis van Gaal erst zwei Punkte auf dem Konto. Bremen verhinderte nach dem 2:3 zum Auftakt gegen Eintracht Frankfurt einen kompletten Fehlstart.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Bei Bayern vertritt Anatolij Tymoschtschuk den verletzten Kapitän Mark van Bommel im defensiven Mittelfeld. Miroslav Klose bekommt im Sturm den Vorzug vor Ivica Olic.

Werders Linksverteidiger Sebastian Boenisch ist rechtzeitig fit geworden, Dusko Tosic muss auf die Bank. Aaron Hunt spielt im Angriff statt Hugo Almeida.

9.: Gute Aktion von Schweinsteiger. Der zieht vom linken Flügel zur Mitte, lässt Fritz stehen und zieht aus 18 Metern ab. Wiese taucht den Ball aus dem kurzen Eck.

24.: Die Bayern spielen extrem viel durch die Mitte. Da steht Bremen aber sehr dicht, deshalb kommen sie auch nur selten durch.

29.: Özil zirkelt einen Freistoß mit viel Schnitt an den Fünfer. Pasanen geht gut in den Ball, setzt die Kugel aber nur an den linken Innenpfosten.

39., 0:1, Özil: Borowski spielt den Ball aus dem Zentrum auf rechts zu Hunt. Der geht mit Tempo auf Lahm und legt dann zur Mitte auf Özil. Der zieht aus 13 Metern ab und versenkt die Kugel rechts unten.

Halbzeitfazit: Müde, ideenlose Bayern laufen in einen Bremer Konter und liegen zurück. Bremen spielt taktisch sehr diszipliniert und wartet geduldig auf Fehler der Münchner.

50.: Ecke durch Sosa von rechts. Wiese segelt unten durch. Badstuber springt der Ball vier Meter vor dem Tor an den Oberschenkel. Gewusel vor dem Tor. Olic springt hinein, kommt aber nicht an den Ball. Pasanen klärt.

51.: Auf der Gegenseite setzt sich Marin gegen Tymoschtschuk durch und spielt steil auf Sanogo. Der zieht aus 13 Metern von halbrechts sofort ab, trifft aber nur das Außennetz.

60.: Mertesacker schießt im Strafraum Olic an. Der will Wiese aus acht Metern überlupfen, bleibt aber am Keeper hängen.

62.: Sosa macht Platz für Ribery. Aufschrei im weiten Rund.

65.: Und gleich ist mehr Zug drin. Ribery vernascht Fritz auf links und spielt den Ball von der Grundlinie in den Rücken der Abwehr. Olic zieht aus sieben Metern ab, aber Wiese mit einer klasse Parade.

72., 1:1, Gomez: Lahm geht auf rechts gegen Boenisch ins Dribbling und bringt den Ball an den Fünfer. Gomez geht mit rechts gut in den Ball und drückt die Kugel aus drei Metern über die Linie.

78.: Pasanen vertändelt den Ball gegen Olic. Der geht in den Strafraum und lässt Pasanen noch mal aussteigen. Wiese kommt aber stark aus dem Kasten und schnappt ihm den Ball vom Fuß.

Fazit: Dank einer Steigerung in der zweiten Halbzeit holt der FC Bayern einen Punkt gegen defensive Bremer. Beide Teams haben noch gehörig Steigerungspotential.

Der Star des Spiels: Per Mertesacker. Ohne seinen etatmäßigen Partner Naldo kam dem Nationalspieler eine noch bedeutendere Aufgabe zu. Merte absolvierte sie mit Bravour. Er organisierte die Viererkette, war in der Luft unbezwingbar und leitete durch sicheres Passspiel vernünftige Bremer Angriffe ein.

Die Gurke des Spiels: Jose Ernesto Sosa. Der Argentinier bekam von van Gaal die Chance, sich auf der Zehner-Position zu beweisen. Dieses Experiment ging voll daneben. Das Spiel lief an Sosa komplett vorbei. Sosa hatte wenige Ballkontakte, verlor viele Zweikämpfe, spielte einige Fehlpässe und fand überhaupt keine Bindung. Höhepunkt des Grauens: Durch sein ungeschicktes Verhalten vereitelte er einen vielversprechenden Konter der Bayern, als er Altintop im Weg stand, statt in Position zu laufen. Nach 62 Minuten war Schluss für Sosa.

Die Pfeife des Spiels: Schiedsrichter Manuel Gräfe und sein Gespann fielen durchweg positiv auf. Gräfe beurteilte strittige Zweikämpfe richtig, seine Assistenten trafen bei sämtlichen Abseitsentscheidungen ins Schwarze.

Die Lehren des Spiels: Fußball mit Hirn hatte Louis van Gaal gefordert. In den ersten 20 Minuten sah das auch ordentlich aus. Der Ball lief über viele Stationen, blinder Aktionismus im ersten Heimspiel war nicht zu sehen. Die Bayern versuchten es aber vermehrt durch die Mitte und konnten Werder dadurch nicht in Verlegenheit bringen. Bremens Viererkette stand prächtig, die Abseitsfalle schnappte in der ersten Halbzeit immer wieder zu.

Dem Bayern-Spiel fehlte es vor allem an Tempo. Bremen stand die gesamte Spielzeit über sehr tief und enorm diszipliniert. Ohne die nötigen Positionswechsel, ohne Tempoverschärfung und ohne die Bereitschaft, den Risiko-Pass zu spielen, kann man mit einem solchen Bollwerk nicht klarkommen.

Erst die Einwechslung von Ribery brachte Leben in die Bude. Der Franzose "missbrauchte" dabei seine Zehner-Position und wich immer wieder nach links aus.

Bremen spielte sehr Werder-untypisch. Dichtmachen und kontern statt selbst die Initiative ergreifen stand auf dem Plan. Selbst die beiden Stürmer beteiligten sich permanent an der Defensivarbeit. Wenn die Bayern im Ballbesitz waren, zog sich Werder bis 40 Meter vor das eigene Tor zurück.

Schaafs Rezept ging lange Zeit auf. Das Mittelfeld verschaffte sich im Kampf um den Ball Überzahl, das Verschieben der einzelnen Glieder der Viererkette klappte gut. Ein wenig mehr Entlastung hätte allerdings gut getan, zumal Bayerns Defensive Lücken offenbarte.

Bayern - Bremen: Daten & Fakten