Stuttgart beendet seinen Negativlauf

Von Stefan Rommel / Marcus Giebel
Hoffenheims Maicosuel lässt Träsch fliegen - später traf er per Freistoß zum zwischenzeitlichen 1:1
© Getty

Der VfB Stuttgart hat seinen Negativtrend am 17. und letzten Spieltag der Hinrunde endlich gestoppt. Nach neun Bundesligaspielen in Folge ohne Sieg gewannen die Schwaben im Derby gegen 1899 Hoffenheim mit 3:1 (1:1) und verließen durch den dritten Saisonsieg zumindest wieder die Abstiegsplätze.

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Vor 41.000 Zuschauern in der Mercedes-Benz-Arena erzielten Ciprian Marica (32.) und Maicosuel (44.) die Tore vor der Pause. Nach dem Wechsel sah erst Hoffenheims Luis Gustavo die Gelb-Rote Karte (52.).

Nur ein paar Minuten später erzielte der eben erst eingewechselte Cacau zunächst die erneute Führung (68.), ehe Sami Khedira kurz vor Schluss den Sack zumachte (83.). Stuttgart belegt damit zum Ende der Vorrunde mit 16 Punkten den 14. Platz. Hoffenheim hat mit 26 Punkten den Anschluss an die Tabellenspitze über die Feiertage erstmal verloren.

Rangnick: "Uns hat die Qualität gefehlt"

"Es war ein sehr schwieriges Spiel. Die Vorgabe war, dass wir gewinnen mussten, um mit 16 Punkten in die kurze Winterpause gehen zu können. 16 Punkte sind sehr bescheiden, uns steht noch viel Arbeit bevor. Was mir gefallen hat, waren das kompakte Auftreten der Mannschaft und der Siegeswille", sagte VfB-Coach Christian Gross.

Hoffenheim-Trainer Ralf Rangnick ergänzte: "Das Spiel war bis zur Gelb-Roten Karte gut. Wir haben es ausgeglichen gestaltet und das 1:1 war absolut verdient. Die Gelb-Rote Karte war der Knackpunkt. Auf der einen oder anderen Position hat uns die Qualität gefehlt. Am Ende war es ein verdienter Sieg für den VfB."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Der VfB im Vergleich zum Mainz-Spiel nur mit zwei Änderungen: Für den gesperrten Lehmann steht Ulreich zwischen den Pfosten, Tasci kommt nach Sperre wieder für Niedermeier ins Team. Das System klar: Ein 4-4-2 mit zwei Sechsern.

Hoffenheim dagegen mit großen Problemen: Hildebrand, Compper und Ba fehlen wegen der Schweinegrippe. Haas steht im Kasten, Nilsson neben Simunic in der Innenverteidigung. Eduardo ist für den gesperrten Salihovic zurück in der ersten Elf, Ibisevic die einzige nominelle Spitze im 4-2-3-1-System.

13.: Gebhart flankt von rechts scharf zur Mitte. Marica und Khedira lauern, aber Simunic klärt in höchster Not.

19.: Pogrebnjak legt von der Torauslinie zurück auf Träsch. Der ist völlig frei, haut den Ball aber aus 15 Metern in die Wolken.

32.: Elfmeter für Stuttgart! Gebhart flankt von rechts in die Mitte. Dort verpassen Pogrebnjak und Simunic. Der Ball tickt auf - und plötzlich nimmt Ibertsberger die Hand zur Hilfe. Klare Sache.

32., 1:0, Marica: Der Rumäne schießt flach ins linke Eck. Haas ahnt die Ecke, der Schuss ist aber zu platziert.

44., 1:1, Maicosuel: Freistoß Hoffenheim aus 22 Metern. Der Brasilianer zwirbelt den Ball über die Mauer ins linke Eck. Ulreich ohne Chance.

45.: Obasi flankt von links zur Mitte. Tasci hält den Fuß rein und fälscht den Ball ganz fies ab. Ulreich passt aber stark auf und hechtet den Ball noch aus dem Eck.

Halbzeit-Fazit: Schwaches Spiel, angesichts des furchtbaren Bodens aber auch kein Wunder. Der VfB wirkt wacher und führte verdient. Hoffenheim dagegen eiskalt, traf gleich mit dem ersten Torschuss überhaupt.

48.: Marica schickt Pogrebnjak in die Gasse. Haas ist draußen und verkürzt schön den Winkel. Der Russe verzieht aus elf Metern.

52., Gelb-Rot gegen Gustavo: Der Brasilianer knallt Khedira im Mittelfeld von hinten in die Beine. Klarer geht's nicht mehr.

63.: Träsch zieht nach einer Ecke aus 16 Metern ab. Haas sieht den Ball gar nicht und hat Dusel, dass das Ding direkt auf ihn zufliegt.

68., 2:1, Cacau: Gebhart flankt von links zur Mitte. Pogrebnjak legt geschickt auf Cacau ab, der aus sieben Metern und spitzem Winkel flach einnetzt.

81.: Gebhart mit einem tollen Solo aus der eigenen Hälfte heraus. Kommt ganz alleine vor Haas, hat alle Zeit der Welt - und schießt den Keeper aus 14 Metern an.

82., 3:1, Khedira: Gebhart sieht die Lücke und den einlaufenden Khedira. Der marschiert ebenfalls alleine auf Haas zu. Schuss aus zehn Metern, hoch oben ins rechte Eck.

Fazit: Völlig verdienter Stuttgarter Sieg gegen harmlose Hoffenheimer.

Der Star des Spiels: Sami Khedira ist erst seit zehn Tagen wieder zurück, aber schon jetzt ist der Nationalspieler neben Tasci wieder der Führungsspieler schlechthin in der Mannschaft. Khedira bringt endlich Stabilität in ein verunsichertes Team. Der Auftritt gegen Hoffenheim war geprägt von Klarheit, Energie und Willen. Khedira hat den Abstiegskampf als Schnellster begriffen und ist daher Stuttgarts großer Hoffnungsträger in einer schweren Zeit.

Die Gurke des Spiels: Luis Gustavo. Der Brasilianer war in Hoffenheims Defensivkonstrukt auf der Doppel-Sechs neben Vorsah die wichtigste Komponente. Dann meckerte Gustavo, später trat er Khedira im Mittelfeld völlig sinnfrei in die Hacken - und beendet war der Arbeitstag nach 52 Minuten. Von da an waren die Hoffenheimer Offensivbemühungen gleich null und das Ergebnis auf gewisse Weise mit programmiert.

Die Pfeife des Spiels: Der Platz war unten hart und obendrauf rutschig - schwierige Voraussetzungen für einen Schiedsrichter. Manuel Gräfe meisterte die Aufgabe aber ohne große Fehler. Gustavos Platzverweis und der Handelfmeter waren völlig korrekt geahndet.

Die Lehren des Spiels: Der VfB setzt seinen sachten Aufwärtstrend fort und verlässt zumindest über die Feiertage die Abstiegsränge und schafft so einen etwas versöhnlichen Schlusspunkt auf eine katastrophale Hinrunde.

Gegen Hoffenheim siegte der VfB mit den Tugenden, die es auf einem fast unbespielbaren Platz und im Abstiegskampf benötigt: Einsatz, Laufbereitschaft und den unbedingten Willen zum Sieg. Der Pragmatismus sticht das schöne Spiel. Kein filigranes Kombinationsspiel, sondern einfache Mittel.

Stuttgart investierte deutlich mehr in diese Partie und zog seine Linie mehr oder weniger konzentriert auch bis zum Schlusspfiff durch. Eine mittlerweile schon existenzielle Errungenschaft, die sich Stuttgart erst langsam erarbeitet hat.

Hoffenheim dagegen litt sichtlich unter den Ausfällen von sechs Stammspielern und zeigte im Prinzip nie mehr als bloße Ansätze. Zu wenig, selbst für einen anfälligen VfB. Hoffenheim - das über die gesamte Hinrunde die nötige Konstanz vermissen ließ - dürfte heilfroh sein, dass endlich Winterpause ist. Der TSG ist schlicht und einfach der Sprit ausgegangen.

Stuttgart - Hoffenheim: Daten zum Spiel