Hertha BSC ohne Chance beim FC Bayern

Von Thomas Gaber / Torsten Adams
Der FC Bayern fuhr gegen Hertha BSC den neunten Sieg in der Hinrunde ein

Der FC Bayern München besiegte zum Hinrunden-Ausklang Bundesliga-Schlusslicht Hertha BSC Berlin mit 5:2 (3:0) und beendet das erste Halbjahr der Saison 2009/10 auf Tabellenplatz 3. Die Tore für die Mannschaft von Trainer Louis van Gaal erzielten Daniel van Buyten (16.), Mario Gomez (31.), Arjen Robben (33.), Thomas Müller (60.) und Ivica Olic (77.). Demichelis traf ins eigene Tor (71.), Raffael für die Hertha (89.).

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Vor 69.000 Zuschauern in der ausverkauften Münchner Arena waren die Bayern jederzeit Herr der Lage gegen miserable Berliner. Die Elf von Coach Friedhelm Funkel hat aus 17 Spielen gerade mal sechs Punkte gesammelt und ist seit 16 Spielen in der Bundesliga sieglos.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Bei Bayern wird der gesperrte Kapitän van Bommel (5. Gelbe) nicht etwa durch Tymoschtschuk oder Ottl ersetzt, sondern durch Pranjic. Der Kroate rückt ins defesive halblinke Mittelfeld neben Schweinsteiger. Müller spielt links und Robben darf bei seinem Comeback im 4-4-2 auf rechts ran. Bei der Hertha kehrt Kapitän Friedrich in die Startelf zurück. Für die gesperrten Ebert (5. Gelbe) und Kacar (Gelb-Rot) spielen Janker und Nicu.

12.: Uuuiiiiiiih! Traumpass aus dem Mittelfeld von Robben in den Lauf von Gomez. Der Stürmer zieht in den Strafraum, lässt Janker aussteigen und schließt aus rund sieben Metern und halblinker Position ab. Fußabwehr Drobny, Außennetz!

16., 1:0, van Buyten: Ecke Badstuber von rechts auf den kurzen Pfosten. Van Buyten läuft mit Wucht herein, kein Berliner stoppt ihn und der Innenverteidiger köpft aus rund fünf Metern ins kurze Eck. Keine Chance für Drobny. Siebtes Pflichtspieltor vom Belgier.

31., 2:0, Gomez: Lahm wird von Pejcinovic nicht gestört und flankt von der rechten Strafraumgrenze in die Mitte. Gomez steht zentral vier Meter vor Drobny und schiebt eiskalt ein. Allerdings aus abseitsverdächtiger Position.

33., 3:0 Robben: Jetzt ist jeder Schuss ein Treffer. Gomez setzt sich auf rechts gegen von Bergen durch und passt von der Torauslinie mit links in den Fünfer. Drobny mit dem Riesen-Bock, lässt nur abklatschen, Robben staubt ab und trifft mit links aus rund fünf Metern ins Berliner Herz.

40.: Demichelis vertändelt den Ball an der linken Strafraumgranze an Raffael. Der Brasilianer mit dem Rückpass auf Nicu, der blitzblank am Elferpunkt steht, den Ball aber nicht richtig trifft und jämmerlich Richtung Eckfahne schießt.

42.: Zauberball von Olic. Robben macht auf rechts Pejcinovic nass und flankt in den Strafraum. Olic steht am kurzen Pfosten und setzt mit dem Rücken zum Tor zum Hackentrick an. Drobny steht richtig und hat die Pille.

Halbzeit-Fazit: Souveräne Bayern spielen ängstliche Berliner an die Wand. Die Tore waren nur eine Frage der Zeit.

49.: Gomez geht allein auf Drobny zu, lässt den Keeper fünf Meter vor dem Kasten aussteigen und will dann einschießen. Aber Drobny bekommt noch die Hand an den Ball, so dass Gomez' Schuss ins Toraus trudelt.

60., 4:0, Müller: Robben spaziert erneut ungehindert durch den Berliner Strafraum. Der Niederländer steckt nach links durch auf Müller, der geht noch ein, zwei Meter und versenkt den Ball ins linke Eck. Fünftes Saisontor des 20-Jährigen.

64.: Ein Zauber-Freistoß von Schweinsteiger aus rund 20 Metern schlägt ans rechte Lattenkreuz. Zum Zunge schnalzen.

71., 4:1, Demichelis (Eigentor): Der Argentinier hat den Ball schon und muss ihn nur noch zu Butt zurückspielen. Stattdessen luchst ihm Ramos die Pille ab, tänzelt noch locker durch den Fünfer und schließt ab. Der Ball wäre neben das Tor gegangen, doch Demichelis stochert die Kugel ins eigene Netz. Mehr als dämlich!

77., 5:1, Olic: Gomez schiebt zentral unbedrängt auf Olic, der mit llnks aus rund 15 Metern keine Probleme hat, ins linke Eck zu vollstrecken.

89., 5:2, Raffael: Die Bayern schon gedanklich beim Feiern. Friedrich darf von der rechten Seite mutterseelenallein flanken. Van Buyten springt in der Mitte auch gar nicht mehr hoch und so köpft Raffael aus vier Metern ein.

Fazit:Spielerische Leichtigkeit der Bayern gegen desolates Defensivverhalten der Berliner. Das Ergebnis ist für die Hertha noch schmeichelhaft.

Der Star des Spiels: Mario Gomez. Seit Wochen ist der 24-Jährige in einer Top-Verfassung, gegen Berlin setzte Gomez den vorläufigen Höhepunkt. Der Stürmer war sehr beweglich, erarbeitete sich selbst Torchancen, erzielte einen Treffer und bereitete zwei Tore vor. Zudem war er sich nicht zu schade, in der eigenen Hälfte Bälle zu erkämpfen.

Die Gurke des Spiels: Schwierig aus einer desolaten Hertha-Mannschaft einen rauszupicken. Stellvertretend sind vielleicht die Innenverteidiger van Bergen und Janker, die von Olic, Gomez und Robben an der Nase rumgeführt wurden, oft einen Schritt zu spät kamen und naiv in die Zweikämpfe gingen.

Die Pfeife des Spiels: Der unerfahrene Marco Fritz hatte die faire Partie jederzeit im Griff. Fritz pfiff das Spiel nicht bei jeder Kleinigkeit ab und lag der Zweikampfbewertung meist richtig. Gomez' Tor fiel allerdings aus Abseitsposition.

Die Lehren des Spiels: Neun Punkte und 14:4 Tore - so lautet die eindrucksvolle Bilanz des FC Bayern in den letzten drei Pflichtspielen des Jahres. Was gegen Juventus begann, wurde gegen Berlin vollendet.

Erneut war eine Münchner Mannschaft auf dem Platz, die im Bewusstsein der eigenen Stärke den Gegner dominierte, reichlich Tore schoss und spielerisch überzeugte. Dass der Kapitän nicht an Bord war, fiel nicht negativ ins Gewicht. Pranjic gab einen soliden van-Bommel-Ersatz im defensiven Mittelfeld und auf rechts (nach einer Stunde auf links) wirbelte ein eifriger Robben, der es zwar zu Beginn etwas mit seinen Soli übertrieb, dem Offensivspiel der Bayern aber zusätzlich Esprit verlieh. Messerscharfe Pässe in die Tiefe haben den Bayern in der gesamten Hinrunde nämlich gefehlt.

Die Spielfreude war erneut erkennbar, die Fehlerquote minimal. Dass der Rasen nicht im besten Zustand war, störte Bayerns Spielfluss nicht im Geringsten.

Auch wenn die jungen Wilden Badstuber und Müller eine schöpferische Pause benötigen, kommt die Winterpause für die Mannschaft von Coach van Gaal zur Unzeit. Die Mechanismen greifen immer besser. Wenn die Bayern ihre Form vom Hinrunden-Ende 2010 konservieren können, kann der deutsche Meister 2010 nur Bayern München heißen.

Das komplette Gegenteil erlebt Hertha BSC. Der Sieg gegen Sporting Lissabon in der Europa League und das Erreichen der K.o.-Runde änderte nichts am schwer angeknacksten Selbstvertrauen der Berliner. Es war teilweise schlimm mitanzusehen, wie die Berliner auf schneebedecktem Rasen wegstolperten. Saft-, kraft-, fast schon gegenwehrlos ergab sich die Hertha ihrem Schicksal.

Wie Berlin die Klasse halten will, weiß wohl niemand. Coach Funkel ist nicht zu beneiden - Wunder lassen sich schließlich nicht alltäglich vollbringen.

Bayern - Hertha: Daten zum Spiel