3:1 in Wolfsburg! Dortmund marschiert weiter

Von Stefan Moser/Alex Fischer
Dortmunds Lucas Barrios (l.) feiert seinen zweiten Treffer gegen den VfL Wolfsburg

Borussia Dortmund marschiert weiter. Zum Abschluss des 16. Spieltags gewann die Mannschaft von Trainer Jürgen Klopp beim Meister VfL Wolfsburg verdient mit 3:1 (3:0).

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Vor 30.000 Zuschauern in der Arena in Wolfsburg brachte Lucas Barrios (8. und 10.) Borussia Dortmund mit einem Doppelpack früh auf die Siegerstraße. In der 36. Minute sorgte Patrick Owomoyela bereits für die Vorentscheidung. Der eingewechselte Grafite (55.) erzielte nur noch den Anschlusstreffer für Wolfsburg.

Nach nun neun Spielen ohne Niederlage klettert der BVB in der Tabelle auf Platz sechs, während der VfL auch das vierte Spiel in Folge nicht gewinnen konnte und immer mehr im Mittelmaß versinkt.

VfL-Boss: "Das ist der absolute Tiefpunkt"

Alarmierend war dabei vor allem die desolate Leistung in der ersten Hälfte. "Das ist der absolute Tiefpunkt. Mir wäre es am liebsten, wenn wir die Weihnachtsfeier heute absagen", sagte VfL-Geschäftsführer Jürgen Marbach zur Pause.

Während sich Wolfsburgs Trainer Armin Veh nach den jüngsten Niederlagen noch auf phasenweise ordentliche Leistungen seiner Mannschaft berufen konnte, wirkte der 48-Jährige nach der völlig verdienten Heimpleite gegen Dortmund schon etwas ratlos.

Um die besorgniserregende Tordifferenz von nun 20:21 Treffern in neun Spielen vor eigenem Publikum in den Griff zu bekommen, versuchte der 48-Jährige gegen Dortmund die Defensive nominell zu stärken, indem er Grafite auf der Bank ließ und in Thomas Kahlenberg einen zusätzlichen Mittelfeldspieler aufbot.

Vehs öffentliche Ohrfeige für Schäfer

Doch die lustlose Leistung seiner Mannschaft, schlechtes Zweikampfverhalten und leichte Ballverluste in der Vorwärtsbewegung hatten den Plan nach nur zehn Minuten bereits wieder ad absurdum geführt: Wolfsburg ließ sich auskontern und lag mit 0:2 zurück.

"Wir haben heute mit nur einem Stürmer angefangen, weil wir zu Hause zu viele Gegentore kassieren. Aber dann darf man natürlich nicht solche Gegentore kassieren, wenn man in Überzahl ist", sagte Veh, der seine Aufstellung nach nur 21 Minuten korrigierte und Grafite für Kahlenberg brachte.

Zugleich holte er Marcel Schäfer vom Feld. Eine öffentliche Ohrfeige für den Außenverteidiger, über dessen linke Seite beide Gegentore fielen.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Überraschung in der Startelf der Wolfsburger: Grafite bleibt auf der Bank, für ihn rückt Kahlenberg ins Team. Zusammen mit Misimovic soll der Däne hinter der einzigen Spitze Dzeko für Betrieb sorgen. Für Dortmund gab es keinen Grund zum Wechseln, Klopp lässt zum dritten Mal in Folge dieselbe Elf ran.

8., 0:1, Barrios: Schneller Konter des BVB. Zidan setzt sich rechts im Sechzehner gegen Barzagli und Schäfer durch und legt den Ball dann quer vor den Kasten. Barrios braucht das Leder nur noch über die Linie zu drücken - Benaglio hat aus kurzer Distanz keine Chance!

10., 0:2, Barrios: Zidan lässt im Strafraum Costa stehen und umkurvt dann Benaglio. Anschließend wurstelt er das Leder wiederum quer vor den Kasten. Dort steht erneut Barrios, der es über die Linie drückt!

21.: Veh reagiert jetzt: Grafite und Johnson kommen für Kahlenberg und Schäfer.

36., 0:3, Owomoyela: Unglaublich: Sahin bringt einen Freistoß aus dem linken Halbfeld auf den zweiten Pfosten, dort warten Hummels und Owomoyela. Erst scheitert Hummels an Benaglio, dann darf Owomoyela die Kugel aus vier Metern ins linke Eck einschieben!

Halbzeit-Fazit: Völlig verdiente Führung für den BVB, der engagiert und leidenschaftlich Vollgas gibt, während Wolfsburg die ganze Halbzeit komplett verpennt hat.

55., 1:3, Grafite: Josue erkämpft sich den Ball im Mittelfeld und spielt schnell auf Hasebe. Der spielt Grafite links am Sechzehner frei, und der Angreifer netzt ins lange Eck ein!

62.: Wechsel beim BVB: Zidan hat sich einen Riss am Schienbein zugezogen und muss raus. Valdez ersetzt ihn.

65.: Grafite passt den Ball im Strafraum quer, Subotic setzt sich gegen Dzeko ein und der kommt nicht dran und fällt. Das war eigentlich ein Elfer, die Pfeife bleibt aber stumm.

73.: Großkreutz schießt aus zentraler Position, kurz hinter dem Sechzehner. Der Schuss geht aber neben den linken Pfosten. Benaglio muss nicht eingreifen.

Fazit: Schluss in Wolfsburg, Dortmund gewinnt verdient mit 3-1. Die Wölfe waren in allen Belangen unterlegen und kamen nie in die Zweikämpfe gegen clevere Dortmunder.

Der Star des Spiels: Nuri Sahin. Der Türke bestätigte auch gegen Wolfsburg seine starke Form und war erneut das Hirn im Spiel der Dortmunder. Exemplarisch für sein gutes Auge und sein feines Füßchen war der Traumpass auf Zidan vor dem ersten Tor.

Die Gurke des Spiels: Andrea Barzagli. In einer schwachen Wolfsburger Abwehr wohl der schwächste. Seine Probleme mit der Grundschnelligkeit sind bekannt, sein lustloses Zweikampfverhalten vor dem 0:3 aber war schlicht unprofessionell.

Dei Pfeife des Spiels: Knut Kircher. Hatte eigentlich wenig Mühe mit der Partie - und hielt sich entsprechend auch angenehm dezent im Hintergrund. Einzig wirklich strittige Szene in der 65. Minute, als Subotic Dzeko im Strafraum zu Fall brachte, Kircher aber weiterlaufen ließ. Wohl eine Fehlentscheidung.

Lehren des Spiels: Wolfsburgs Trainer Armin Veh hatte sich was ausgedacht und ließ seine Mannschaft zum ersten Mal in einer 4-3-2-1-Formation auflaufen. Das "Tannenbaum"-System passt auch hervorragend in die Vorweihnachtszeit - vor allem dann, wenn die eigenen Spieler dem Gegner schon nach zehn Minuten zwei richtig schöne Geschenke drunter legen.

Wieder einmal zeigte sich dabei, weshalb die Wölfe zuhause bereits 21 Tore kassiert haben. Durch den lethargischen und langsamen Aufbau über die Außen verzettelte sich der VfL immer wieder in dumme Zweikämpfe, führte diese dann auch noch schlampig und verlor viel zu oft in der Vorwärtsbewegung die Bälle. Die individuellen Defizite in der Grundschnelligkeit der Innenverteidiger taten gegen Dortmund schließlich ihr übriges: Zweimal schaltete der BVB nach Ballgewinn sofort um, kam in den Rücken der Viererkette und schloss konsequent ab.

Die taktischen Überlegungen von Veh waren damit bereits nach einer Viertelstunde obsolet. Als Sündenbock musste erneut Marcel Schäfer herhalten, der nach 22. Minuten vom Feld musste. Tatsächlich sind die Abwehrprobleme der Wolfsburger auch nicht zu übersehen, allerdings enttäuschte am Sonntag die gesamte Mannschaft mit einer reichlich blutleeren Vorstellung.

Die Dortmunder dagegen zeigten sich in der ersten Hälfte erneut in einer beängstigend starken Form. Vor allem scheint die Mannschaft begriffen zu haben, weshalb sie derzeit diesen unglaublichen Lauf hat. Der BVB läuft im Durchschnitt fünf Kilometer mehr als der Gegner - und auch gegen Wolfsburg überzeugte die Mannschaft von Jürgen Klopp mit ihrer enormen Laufbereitschaft.

Vor allem das gut organisierte Mittelfeld macht immer wieder buchstäblich Jagd auf den Ballführenden, verschiebt extrem kompakt und aggressiv.

Nach Ballgewinn geht es dann über die schnellen Außen zielstrebig und schnörkellos nach vorne, wo Lucas Barrios sich gut bewegt, die Bälle behauptet - und vor allem sicher vollstreckt.

In der derzeitigen Verfassung hat Dortmund absolut zu Recht wieder Tuchfühlung zu den internationalen Plätzen.

Wolfsburg - Dortmund: Daten zum Spiel