Lehmann-Dummheit kostet VfB zwei Punkte

Von Stefan Rommel
Schiri Stark zeigt Lehmann (verdeckt) nach dessen Tätlichkeit gegen Bance (l., am Boden) Rot
© Getty

Der VfB Stuttgart konnte seinen Negativlauf in der Bundesliga auch im neunten Spielen in Folge nicht stoppen. Am 16. Spieltag der Bundesliga spielte Stuttgart beim FSV Mainz 05 im zweiten Pflichtspiel unter dem neuen Trainer Christian Gross 1:1 (1:0).

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Eine Dummheit von Torhüter Jens Lehmann brachte den VfB um den verdienten Lohn für eine konzentrierte Leistung: Der Keeper trat dem Mainzer Aristide Bance in der 87. Minute auf den Fuß und musste wegen einer Tätlichkeit vom Feld.

Den daraus resultierenden Elfmeter verwandelte Eugen Polanski in der 90. Minute zum Ausgleich. Pawel Pogrebnjak hatte den VfB vor 20.300 Zuschauern im Bruchwegstadion nach elf Minuten in Führung gebracht.

Mainz bleibt dadurch auch im achten Heimspiel ohne Niederlage und mit 24 Punkten im oberen Drittel der Tabelle. Der VfB steht mit 13 Punkten auf Rang 15.

So diskutierten die mySPOX-User während des Spiels!

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Mainz mit zwei Veränderungen im Vergleich zur Vorwoche: Der genesene Karhan rückt für den gesperrten Amri ins Team. Soto nimmt den Platz von Polanski ein.

Der VfB mit einem Wechsel im Vergleich zuim CL-Spiel gegen Urziceni: Der gesperrte Tasci wird von Niedermeier in der Innenverteidigung ersetzt.

2.: Schürrles Querpass klärt Niedermeier direkt vor Ivanschitz' Füße. Schuss aus sechs Metern, aber über das Tor.

11., 0:1, Pogrebnjak: Khediras Flanke von links bleibt zunächst hängen. Boka setzt nach, bringt den Ball scharf zur Mitte. Pogrebnjak ist am kurzen Pfosten und drückt den Ball mit der Hüfte ins Tor.

14.: Konter VfB. Marica ist frei durch, verzieht aber aus 15 Metern etwas überhastet. Der Ball geht weit links vorbei.

19.: Schöner Ball auf Marica. Schürrle reißt ihn um, Schiri Stark lässt Vorteil laufen. Gebhart aus spitzem Winkel, schießt aber nur Müller an.

38.: Schöner Steilpass von Soto auf Ivanschitz. Querpass auf den zweiten Pfosten. Hoogland grätscht vor Boka in den Ball, aber Lehmann hat das Ding aus sechs Metern sicher.

40.: Boka hat links viel Platz und flankt auf Marica. Der Rumäne köpft die Kugel aus zehn Metern ins kurze Eck, aber der Keeper lenkt das Spielgerät mit der rechten Hand um den Pfosten.

Halbzeit-Fazit: Verdiente Stuttgarter Führung zur Pause. Die Gäste deutlich aggressiver und wacher als Mainz, das kaum zu seinem Spiel findet.

56.: Hoogland flankt von rechts auf den zweiten Pfosten. Schürrle völlig frei, köpft aber Lehmann im kurzen Eck aus acht Metern in die Arme.

62.: Ecke Mainz von rechts. Hoogland verpasst. Noveski steht am zweiten Pfosten und köpft einen Meter drüber.

72.: Bance rutscht in Hellers Flanke, legt den Ball aus zehn Metern aber knapp rechts neben das Tor.

87., Elfmeter für Mainz: Lehmann hat einen Schuss von Hoogland sicher. Dann tritt er Bance mit dem Ball in der Hand auf den Fuß. Bance wälzt sich auf dem Boden und hält sich Schienbein und Kopf gleichzeitig. Stark gibt Elfmeter und Rot wegen Tätlichkeit.

90., 1:1, Polanski: Der Ex-Gladbacher verlädt Ulreich und schiebt den Ball rechts unten ins Eck.

Fazit: Der VfB verschenkt in Person von Lehmann zwei Punkte und den Befreiungsschlag.

Der Star des Spiels: Sami Khedira absolvierte nach seiner wochenlangen Verletzungspause erst sein zweites Spiel und war nach dem starken Auftritt in der Champions League gegen Mainz bester Mann auf dem Platz. Khedira hält zusammen mit Träsch das Zentrum defensiv kompakt und leitete so ziemlich jeden vielversprechenden Angriff der Schwaben ein. In der kniffligen Phase Mitte der zweiten Halbzeit blieb Khedira der einzige Stuttgarter, der einen klaren Ball zu spielen vermochte und damit wieder mehr Ruhe ins Spiel brachte.

Die Gurke des Spiels: Jens Lehmann  und seine Geltungssucht kosteten den VfB einen sicheren Sieg und damit zwei wichtige Punkte im Kampf gegen den Abstieg. Wie einem 40-Jährigen solche Dummheiten durch den Kopf gehen können, wird eines der vielen Rätsel des Jens Lehmann bleiben. Dass sich allerdings auch Bance eine Woche nach seinem unrühmlichen Auftritt in Frankfurt zu einem Schmierentheater erster Güte hinreißen lässt, spricht nicht eben für den Mainzer. Im Gegenteil.

Der Fall Lehmann im Fußball-Talk SKY 90

Die Pfeife des Spiels: Wolfgang Stark lag in der ersten Halbzeit mit einer Vorteilsentscheidung daneben, weil sich für Gebhart und den VfB nach dem Foul an Marica kein echter Vorteil ergab. Überhaupt traf er in einigen Zweikampfbewertungen eigenwillige Entscheidungen. Gelb gegen Noveski und Bance wären zudem zwingend angebracht gewesen. Der Elfmeter war hart, aber vertretbar.

Die Lehren des Spiels: Mainz' Kaltschnäuzigkeit ist wie verflogen. Der Aufsteiger war in den ersten zwei Dritteln der Saison das effektivste Team der Liga, nutzte seine Chancen konsequent. Gegen den VfB und in der Vorwoche in Frankfurt ließ Mainz aber zu viele Möglichkeiten liegen und durfte sich am Ende bei Lehmann bedanken, dass es zumindest noch ein Punkt wurde.

Bei Stuttgart passte die alte Binsenweisheit "über den Kampf zum Spiel" diesmal perfekt. Die Gäste waren aggressiv und wach, so gut wie jeder zweite Ball landete beim VfB. Coach Gross hat das geschafft, was Vorgänger Markus Babbel zuletzt gar nicht mehr gelang: Er fand die richtige Einstellung zum und das adäquate Konzept und die Ordnung für den Gegner und konnte dies offenbar auch glaubhaft und mit Nachdruck vermitteln.

Der VfB schaffte es häufig, dem Spiel das Tempo zu nehmen, vor allem dann, wenn Mainz den Ball hatte. Dann zogen die Gäste zwei Viererketten auf und ließen Mainz nur die Breite des Spielfelds, nicht aber dessen Tiefe. Die Folge waren viele Mainzer Querpässe ohne Raumgewinn.

Dass es aber nicht zum Dreier reichte, ist Schiedsrichter Starks rigorosem Durchgreifen und einer kindischen Dummheit von Lehmann geschuldet.

Mainz - Stuttgart: Daten zum Spiel