"Schiedsrichter werden nie bestraft"

SID
Marco Russ hatte viel Glück, dass sein Handspiel nicht zu einem Elfmeter führte

Die Heimstärke verloren, die Spielkunst auf der Strecke geblieben und vom Schiedsrichter im Stich gelassen: Ausgerechnet einen Tag vor der Weihnachtsfeier herrschte bei 1899 Hoffenheim alles andere als friedfertige Besinnlichkeit.

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Besonders Trainer Ralf Rangnick ärgerte sich nach dem enttäuschenden 1:1 (1:0) der Kraichgauer gegen Eintracht Frankfurt über die Schlüsselszene: Das nicht geahndete Handspiel von Gästeakteur Marco Russ im eigenen Strafraum (72.).

"Einen klareren Elfmeter als diesen habe ich in dieser Saison noch nicht gesehen. Nur zwei Personen haben es nicht als Strafstoß gesehen. Das waren der Schiedsrichter und sein Assistent", kritisierte Rangnick Referee Günter Perl aus Pullach.

Noch deutlicher wurde Kapitän Sejad Salihovic: "Das ganze Stadion hat gesehen, dass er mit der Hand gespielt hat. Ich verstehe so etwas nicht, ich kann so eine Entscheidung nicht akzeptieren. Das ist unglaublich, dass man das nicht sehen kann. Das hat uns den Sieg gekostet. Die Schiedsrichter werden ja nie bestraft, wenn sie Fehler machen, sondern nur wir Spieler."

Schwache Heimbilanz

Nach zuvor zwei Pleiten in der Rhein-Neckar-Arena konnten die Hoffenheimer aber nicht nur wegen dieser Szene ihren Heimkomplex auch gegen die Eintracht nicht ablegen. Im Gegenteil: Einen Spieltag vor der Winterpause relativieren sich die Saisonziele der Rangnick-Elf, die von den Topteams mittlerweile die schwächste Heimbilanz hat (zwölf Punkte aus acht Spielen).

"Wir dürfen uns da keinen Sand in die Augen streuen. Wir stehen da, wo wir hingehören. Nicht ganz oben", sagte Außenverteidiger Christian Eichner nach dem kraftlosen Auftritt.

"Schmeichelhafte" Führung

Bezeichnend für die spielerische Durststrecke der ehemaligen Kraichgau-Brasilianer, dass ein Elfmeter der einzige Treffer der Gastgeber blieb. Ausgerechnet der frühere Hoffenheimer Selim Teber hatte Vedad Ibisevic gefoult, Salihovic (9.) sorgte im Anschluss für die zur Pause "sehr schmeichelhafte" (Rangnick) 1899-Führung, die Pirmin Schwegler mit einem leicht abgefälschten 25-m-Schuss ausglich (61.).

Der überraschende Schachzug von Rangnick, Ideengeber Carlos Eduardo bis zur 64. Minute auf der Bank zu lassen, zahlte sich letztlich nicht aus. Ohne den brasilianischen Nationalspieler wirkte das Hoffenheimer Spiel blutleer.

Carlos Eduardo "müde"

Der Coach rechtfertigte seine Taktik mit dem körperlichen und mentalen Zustand Eduardos. "Carlos hat im Laufe der Woche den Eindruck erweckt, dass er am Limit und müde ist", meinte Rangnick.

Für Jan Schindelmeiser kommt die "Konsolidierungsphase" beziehungsweise "kleine Stagnation" nicht überraschend. "Wir müssen nur unsere richtigen Schlüsse daraus ziehen. Dann greifen wir in der Rückrunde nochmal an", sagte der 1899-Manager mit Blick auf den Sieben-Punkte-Rückstand auf Tabellenführer Bayer Leverkusen und mahnte: "Wir müssen sehen, dass sich die gestiegene Erwartungshaltung auf einem vernünftigen Niveau stabilisiert."

Urlaubsverlängerung bei der Eintracht

Eintracht-Trainer Michael Skibbe indes konnte bereits vor dem abschließenden Vorrundenspiel gegen Meister VfL Wolfsburg ein positives Fazit ziehen - und seinen Profis die in Aussicht gestellte Urlaubsverlängerung bestätigen.

Skibbe hatte beim Erreichen von 23 Zählern nach der ersten Halbserie versprochen, den Trainingsauftakt vom 28. Dezember 2009 auf den 2. Januar 2010 zu verschieben.

Den noch nötigen Punkt holten die seit drei Spielen unbezwungenen Hessen durch eine starke Leistung. "Wir waren spielerisch kompakter als Hoffenheim. Wir sind mit dem Ergebnis hochzufrieden", meinte Eintracht-Vorstandschef Heribert Bruchhagen.

Hoffenheim - Frankfurt: Daten zum Spiel