Heynckes: "Herbstmeisterschaft bedeutet nichts"

SID
Artur Vidal und Raffael fighten um den Ball
© Getty

Er steht ganz oben und stapelt dennoch tief - Trainer-Oldie Jupp Heynckes von Bayer Leverkusen hatte selbst mit dem Herbstmeistertitel vor Augen nur langfristige Ziele im Blick.

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"Die Herbstmeisterschaft bedeutet mir nichts", sagte der 64-Jährige nach dem turbulenten 2:2 (1:0) beim Schlusslicht Hertha BSC Berlin: "Mir geht es nur darum, eine Mannschaft zu entwickeln."

Geschickt nahm der Trainer-Veteran den Erwartungsdruck von seinen Profis, die für einen Klub spielen, der in der Vergangenheit im Finale schon oft an den eigenen Nerven gescheitert war und im Jahr 2002 dafür sogar den Beinamen "Bayer Vizekusen" erhielt.

Von seinen Motivationstricks der Vorwoche wollte Heynckes plötzlich nichts mehr wissen. Der Coach hatte seinen Spielern für den Fall der Tabellenführung zur Winterpause versprochen, das Training zwischen Weihnachten und Neujahr zu streichen. "Es war die ganze Zeit klar, dass wir erst am 2. Januar wieder mit dem Training beginnen", sagte Heynckes, der im letzten Spiel des Jahres auf seine "alte Liebe" Borussia Mönchengladbach trifft.

Lob für Hertha

Die ruhige und sachliche Art verblüffte, denn eigentlich hatte Heynckes nach dem 2:2 viele Gründe, mit seiner Mannschaft hart ins Gericht zu gehen. Der Liga-Primus bot lange Zeit eine klägliche Vorstellung und gab schließlich durch ein Gegentor in letzter Sekunde den Sieg aus der Hand. Doch statt seine Schützlinge zu kritisieren, lobte Heynckes den Gegner.

"Hertha war in der ersten Halbzeit die bessere Mannschaft und hat sich den Punkt redlich verdient." Auch der eingewechselte Burak Kaplan trauerte dem verpassten Sieg nicht lange nach. "Wir gewinnen das letzte Spiel und sind trotzdem Herbstmeister", sagte der Debütant, der in der 90. Minute die 2:1-Führung erzielt hatte.

Toni Kroos (76.) hatte für den Ausgleich gesorgt. Nur Nationalspieler Stefan Kießling ließ seinem Frust freien Lauf: "Das war zum Kotzen. Zwei solche Gegentore dürfen wir uns nicht fangen." Die Berliner versuchten, trotz der weiterhin scheinbar ausweglosen Lage das Positive zu sehen.

"Dieser Punkt wird uns noch helfen", sagte Trainer Friedhelm Funkel, der nach dem Schlusspfiff wie ein Sieger jubelte, obwohl ihm in neun Liga-Spielen mit Hertha noch kein Sieg gelang. Manager Michael Preetz war angesichts der emotionalen Berg- und Talfahrt im Spiel sogar den Tränen nahe. Kapitän Raffael wollte den zweifachen Torschützen Adrian Ramos nach dem Schlusspfiff gar nicht mehr loslassen.

Alte Dame zeigte Biss

Doch auch wenn die alte Dame nach Wochen der Harmlosigkeit endlich wieder Biss gezeigt hat, kam unterm Strich nur wenig heraus. Mit sechs Punkten blieb die Hertha abgeschlagenes Schlusslicht. Zudem sind Gojko Kacar (Gelb-Rote Karte) und Patrick Ebert (Fünfte Gelbe Karte) für die kommende Partie bei Rekordmeister Bayern München gesperrt.

Kapitän Arne Friedrich, der die Partie wegen einer Leistenverletzung mit den Fans in der Kurve verfolgt hatte, ärgerte sich über Schiedsrichter Babak Rafati. Mit dem Referee aus Hannover hatten die Berliner in der Vergangengeit schon mehrfach Zoff." Pfeif doch einmal anständig. Das ist immer das Gleiche mit Dir", rief Friedrich dem Unparteiischen hinterher.

Vor allem das wegen einer Abseitsstellung nicht gegebene Tor nach einem Schuss Kacars und der Platzverweis für Kacar wegen Meckerns brachten Friedrich auf die Palme.

Hertha - Leverkusen: Daten zum Spiel