96: Eigentor-Festival für die Bundesliga-Annalen

SID
Karim Haggui (r.) von Hannover 96 erwischte in M'Gladbach einen schwarzen Tag

Unglaublich, verrückt, wahnsinnig: Mit drei Eigentoren in einem Spiel hat sich Hannover 96 einen Platz in den Annalen der Bundesliga gesichert.

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Vor den zwei Missgeschicken von Karim Haggui und dem Kunstschuss von Constant Djakpa bei der 3:5 (2:4)-Niederlage bei Borussia Mönchengladbach hatte es in fast 47 Jahren Bundesliga noch kein Team geschafft, dreimal in 90 Minuten ins eigene Netz zu treffen.

"Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man fast schon darüber lachen", meinte Pechvogel Haggui, dem schon unmittelbar nach seinem zweiten Fauxpas in der dritten Minute der Nachspielzeit wenigstens ein kleines Lächeln übers Gesicht gehuscht war.

"Schießen sechs Tore und verlieren"

"Das ist unglaublich: Da schießen wir hier sechs Tore und verlieren", meinte sein Trainer Andreas Bergmann, der schon in der 58. Minute "sprachlos und gedankenlos" war.

Da hatte Djakpa aus fast 20 Metern Entfernung seinen Torhüter Florian Fromlowitz zum 1:3 überwunden, der beim 0:1 (14. Minute) Haggui unglücklich angeschossen hatte.

"Nach diesem Spiel kann mich heute abend nichts mehr schocken", sagte Enke-Nachfolger Fromlowitz, bevor die 96er den verrückten und denkwürdigen Tag mit der Weihnachtsfeier in einer Disco im Düsseldorfer Medienhafen ausklingen ließen.

"Haben zu viel zugelassen"

"Wir haben ein sehr verrücktes und kurioses Spiel gesehen. Für die Zuschauer war das sehr unterhaltsam, für uns sehr enttäuschend", meinte Bergmann, der zwar die schwache Abwehrarbeit seiner Mannschaft monierte, aber auch ein paar positive Worte fand: "Wir haben zu viel zugelassen, aber als Mannschaft auch eine hohe Bereitschaft gezeigt."

Vor dem 1:3 und auch nach dem 1:4 durch Michael Bradleys Freistoß (68.) hatten die Hannoveraner gut nach vorne gespielt und durch das zweite Tor des später mit Gelb-Rot vom Platz gestellten Didier Ya Konan (36. und 69.) sowie den Anschlusstreffer (87.) von Christian Schulz ("Ich war heute einer der wenigen, die nicht ins eigene Tor getroffen haben") sogar noch die Chance auf ein Unentschieden.

Bis Haggui mit seinem insgesamt vierten Bundesliga-Eigentor das Kuriositäten-Kabinett abschloss.

Haggui schafft das Kunststück

Der Tunesier ist erst der sechste Spieler überhaupt, der in einem Bundesliga-Spiel doppelt ins eigene Tor traf.

Zuletzt war dieses Kunststück am 19. November 2005 dem Mainzer Nikolce Noveski beim 2:2 gegen Eintracht Frankfurt gelungen.

Drei Eigentore in einem Spiel hatte es zuvor erst einmal am 9. November 1963 beim 1:3 zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und dem VfB Stuttgart gegeben, zwei davon durch den Lauterer Dieter Pulter.

ei so viel Großzügigkeit der Gäste wollten offenbar auch die Gladbacher nicht zurückstehen. Denn dem dritten Hannoveraner Tor von Schulz war eine haarsträubende Aktion von Jean-Sebastien Jaures vorausgegangen, die man schon fast als halbes Eigentor werten könnte.

Kein Wunder, dass Trainer Michael Frontzeck zwar mit der Offensive, die noch ein Tor durch Rob Friend (22.) hervorbrachte, zufrieden war, mit der Defensivleistung seines Teams aber nicht.

"Spiel gegen den Ball war nicht so gut"

"Das Spiel gegen den Ball war heute nicht so gut", sagte Frontzeck: "Aber ich bin sehr froh, dass wir ein Spiel, in dem die Mannschaft nicht hundertprozentig funktioniert hat, trotzdem gewonnen haben."

Jetzt können die Borussen mit einem guten Polster von 21 Punkten beruhigt zum Hinrundenausklang zu Tabellenführer Bayer Leverkusen mit ihrem Ex-Torjäger und -Trainer Jupp Heynckes reisen.

Für Hannover (17 Punkte) dagegen geht es zu Hause gegen den VfL Bochum (13) darum, den Abstand zur Abstiegszone zu wahren.

"Da ist ein Sieg Pflicht", sagte Hanno Balitsch: "Wir haben vor der Saison gesagt, wir wollen bis zum Winter 20 Punkte holen. Das können wir noch schaffen."

Gladbach - Hannover: Daten zum Spiel