Elia bei Foul verletzt: "Hätte Rot geben müssen"

Von Oliver Wittenburg/Anant Agarwala
Der Mainzer Nicolce Noveski foult Eljero Elia - dabei verletzt sich der Stürmer vom Hamburger SV
© Getty

Der Hamburger SV bleibt auch im sechsten Spiel in Folge ohne Sieg. Die Elf von Bruno Labbadia führte im Spiel bei Aufsteiger Mainz durch Tunay Toruns erstes Bundesligator ab der 3. Minute, kassierte aber in der Schlussphase den Ausgleich durch Mainz' Kapitän Tim Hoogland.

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Dem Hamburger SV blieben beim Gastspiel zwei Serie treu: Zum einen konnte man auch im sechsten Spiel in Folge nicht gewinnen, zum anderen zog sich wieder ein Leistungsträger eine allem Anschein nach schwere Verletzung zu.

Eljero Elia musste in der 14. Minute nach einem Tritt des Mainzer Innenverteidigers Nikolce Noveski ausgetauscht werden. Der Niederländer schied mit Verdacht auf eine Bänderverletzung im linken Sprunggelenk aus.

Labbadia gefrustet

"Eljero hat einen Tritt auf das Sprunggelenk bekommen. Das ist Fakt. Aber es bringt jetzt nichts, wenn wir jetzt Vermutungen anstellen", sagte ein sichtlich angefressener Bruno Labbadia: "Wie schwerwiegend die Verletzung ist, müssen weitere Untersuchungen ergeben." Am Montag soll sich Elia in Hamburg einer Kernspintomographie unterziehen.

Der Spieler selbst gab Entwarnung: "Ich habe Glück gehabt", sagte Elia gegenüber "Voetbal international". "Mein Sprunggelenk ist höchsten schwer geprellt, aber es ist nichts gerissen. Ich gehe davon aus, dass ich in zwei Wochen wieder zurück bin."

Zuvor führte der HSV vor 20.3000 Zuschauern im ausverkauften Bruchwegstadion in Mainz durch Tunay Toruns erstes Bundesligator von der 3. Spielminute an. Mainz entwickelte erst in den letzten 20 Minuten Druck. Kapitän Tim Hoogland war es schließlich, der in der 84. Minute nach einem kapitalen Schnitzer von Hamburgs David Rozehnal den Endstand markierte.

Jarolim: "Der Schiri hätte Rot zeigen müssen"

HSV-Kapitän David Jarolim war nach dem Spiel fassungslos. Vor allem der späte Ausgleich ärgerte den 30-Jährigen: "Das ist der absolute Wahnsinn. Erst trifft der Schiedsrichter eine furchtbare Fehlentscheidung und pfeift Eckball anstatt Abstoß. Dann schießen wir uns den Ausgleich so gut wie selbst ins Tor."

Auch zum Foul an Elia hatte Jarolim eine klare Meinung: "Der Schiedsrichter hätte sofort die Rote Karte zeigen müssen. Im Moment läuft alles gegen uns."

Mainz dagegen blieb damit auch im siebten Heimspiel der Saison ungeschlagen (fünf Siege).

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Der HSV mit zwei Änderungen im Vergleich zur Pleite gegen Bochum: Boateng kehrt zurück und läuft im Mittelfeld auf. Dafür weicht Tesche. Torun stürmt für Arslan. Petric hätte schon wieder sein Comeback geben sollen, wird aber von einer Magen-Darm-Grippe lahmgelegt. Auch Mainz-Coach Tuchel baut um: Löw kommt für Svensson, Schürrle für Amri.

2.: Riesenchance für Mainz. Ivanschitz schickt Bance in den Strafraum, der zieht schnell und scharf ab. Der Ball kracht an den Innenpfosten. Rost war aber noch mit den Fingerspitzen dran.

3., 0:1: Langer Abschlag von Rost, Elia legt gekonnt auf Torun ab, der in den Strafraum eindringt und Müller mit einem Flachschuss keine Chance lässt. Rechts unten zappelt der Ball im Netz.

14.: Unfassbar das Hamburger Verletzungspech. Elia läuft allen davon, wird von Noveski von den Beinen geholt und scheidet wenig später verletzt aus. Sieht nach einer schweren Verletzung im linken Sprunggelenk aus.

34.: Bance taucht plötzlich vor Rost auf, Aogo hatte ihn nach einem Pass von Karhan aus den Augen verloren. Rost verkürzt den Winkel und wehrt Bances Schuss zur Ecke ab.

36.: Die Ecke von Ivanschitz kommt gut auf den langen Pfosten, Bance gewinnt das Kopfballduell, doch Trochowski klärt auf der Linie. Glück für den HSV.

Halbzeit-Fazit: Der HSV führt nach dem frühen Tor von Torun verdient, doch Mainz hatte durch Bance zwei gute Chancen. Hier ist noch lange nichts entschieden.

69.: Riesenchance Schürrle! Berg verliert den Ball, aus dem Mittelfeld wird der Youngster im Strafraum eingesetzt, lässt Rozehnal wie einen Schuljungen aussteigen, verzieht seinen Schlenzer aber knapp rechts am Pfosten vorbei.

75.: Starke Aktion von Aogo, der Jarolim an der Strafraumkante einsetzt. Dessen Schlenzer wehrt Müller mit einer Parade zur Ecke.

81.: Fast das Eigentor von Rozehnal! Eine ungefährliche Flanke lenkt er auf das eigene Tor! Rost rettet zur Ecke. Die Ecke verwertet im Strafraumgewusel Noveski mit der Hacke. Rost hält den Ball gerade noch vor der Linie.

84., 1:1: Eine scharfe Flanke von außen legt Rozehnal vor dem Tor Hoogland vor die Füße, der aus einem Meter einschiebt. Fünftes Saisontor. Der verdiente Ausgleich.

Fazit: Hamburg führte früh und schien auf dem Weg zu drei Punkten in Mainz. Doch der Aufsteiger blieb dran und kam zu einer Reihe von Chancen. Der Ausgleich von Hoogland war folgerichtig, auch wenn Rozehnal da kräftig mitgeholfen hat. Insgesamt ein gerechtes Remis.

Der Star des Spiels: Wenn das Spiel überhaupt einen Star verdient hatte, dann war es Hamburgs Youngster Tunay Torun. Der 19-Jährige erzielte sein erstes Bundesliga-Tor nach toller Vorarbeit von Elia im Stile eines ganz abgezockten, alten Hasen. Hätte danach sogar noch mal treffen können, als er im Getümmel am schnellsten schaltete, aus kurzer Distanz aber an Müller scheiterte. Immer anspielbar und mit großem läuferischen Engagement. Wurde schmerzlich vermisst, als er angeschlagen in der 67. Minute vom Feld humpelte.

Die Gurke des Spiels: David Rozehnal ist und bleibt ein einziger Unsicherheitsfaktor im Spiel des HSV. Eine insgesamt ordentliche Leistung machte sich der tschechische Nationalspieler durch eine ganze Reihe von Patzern zunichte. In der 80. Minute wäre ihm beinahe ein Eigentor unterlaufen, doch Rost rettete mit einer Glanztat. Fünf Minuten später legte er dem Mainzer Kapitän Hoogland den Ausgleichstreffer auf.

Die Pfeife des Spiels: Manuel Gräfe zeigte sich in einer sehr temporeichen und zweikampfbetonten Partie als großzügiger aber souveräner Leiter. Pfiff nicht jeden Körperkontakt gleich ab und fuhr gut damit. Unnötige Härten - mit Ausnahme von Noveskis bösem Foul an Elia - blieben weitgehend aus. War in zwei Szenen schlecht beraten durch seinen Assistenten, als er Torun in aussichtsreicher Position zurückpfiff, Hamburgs Stürmer aber gar nicht im Abseits gestanden hatte.

Die Lehren des Spiels: Dem HSV spielte das frühe 1:0 perfekt in die Karten. So war ein weiteres kraftraubendes Anrennen wie bei der Niederlage gegen Bochum zunächst nicht notwendig.

Stattdessen praktizierten die Gäste ein ansehnliches Pressing mit zwei laufstarken Spitzen und einem ungemein agilen Mittelfeld, in dem Jerome Boateng als Sechser als Dreh- und Angelpunkt eine starke Partie machte.

Torchancen vermochte der HSV zwar kaum herauszuspielen, doch gelang es, die Mainzer meist weit weg vom eigenen Tor zu halten. Gerade die Flügel der Hausherren blieben stumpf. Mainz strahlte seinerseits nur Gefahr aus, wenn es gelang, Aristide Bance in Szene zu setzen. Der lange Schlaks hatte in der dritten Minute nach schönem Ivanschitz-Durchstecker Pech, als er nur den Innenpfosten traf.

Erst ab der 70. Minute gelang es den Mainzern, so etwas wie Dominanz zu entwickeln und den HSV in erste Verlegenheiten zu stürzen. Der eingewechselte Amri über rechts und Schürrle über die linke Seite sorgten durch Einzelaktionen und schnelle Vorstöße für Überzahlaktionen. Die nachlassenden Kräfte beim HSV taten ein Übriges.

Und dann war es wieder die Schlussphase, in der der HSV wie in den letzten Wochen auch immer anfälliger wurde. Mainz erzwang am Ende förmlich den Ausgleich. Mehr als Produkt des Willens, denn als Ergebnis einer klaren spielerischen Linie.

Mainz - Hamburg: Daten zum Spiel