Mission Klassenerhalt für die Gipfelstürmer

Von Christian Bernhard
Der VfL Bochum beendete die vergangene Bundesliga-Saison auf Rang 14
© Getty

Wenige Tage vor dem Start der Bundesliga stellt SPOX alle 18 Klubs in der großen Vorschau-Serie vor - mit allen Transfers, Hintergründen und der Saison-Prognose. Diesmal: Der VfL Bochum.

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Marcel Koller und der VfL Bochum - eine Vorzeige-Ehe sieht anders aus. Obwohl der Schweizer die Bochumer seit drei Jahren zum Klassenerhalt führt, wird er von seinen Fans immer noch nicht geliebt. "Koller-raus"-Rufe gehören zum Rewirpowerstadion wie der Eiffelturm zu Paris.

Der Schweizer spricht offen von einer "nervenaufreibenden letzten Saison", in der erst am vorletzten Spieltag der Klassenerhalt unter Dach und Fach gebracht wurde.

Unrühmlicher Höhepunkt der Saison war der Rosenkrieg mit Kapitän Thomas Zdebel, der darauf nach Leverkusen wechselte.

Stress für Koller und Grund genug, zur neuen Saison etwas zu ändern - auch an sich selbst. "Ich möchte mich in Zukunft mehr so geben, wie der Mensch Marcel Koller ist. Der ist nicht verbissen, sondern hat gerne Spaß", sagt der 48-Jährige, der in seine fünfte VfL-Saison geht.

Das Ziel ist klar: "Natürlich ist unsere Basis wieder der Klassenerhalt, aber wir wollen nicht so lange darauf warten", so Koller.

Als Vorgeschmack auf die neue Spielzeit bestieg das komplette Team im Rahmen der Vorbereitung den 2500 Meter hohen Säntis in der Schweiz und schnupperte so jede Menge Höhenluft. Ein gutes Omen für die Saison?

Das ist neu

Nicht viel. Mit Zlatko Dedic und Andreas Johansson verpflichtete der VfL nur zwei neue Männer. Kevin Vogt und Andreas Luthe stießen aus der eigenen Jugend bzw. aus der zweiten Mannschaft zu den Profis.

Sinan Kaloglu, Danny Fuchs, Oliver Schröder und Marcin Mieciel verließen Bochum, allerdings gehörte das Quartett nicht zu Kollers Stammcrew. (Der Kader des VfL Bochum)

Die besten Aussichten auf einen Stammplatz hat Johansson. Der Schwede ist drauf und dran, Daniel Imhof von der Sechser-Position zu verdrängen.

Der laufstarke und mit einer guten Spielübersicht ausgestattete Nationalspieler soll auch die Lücke schließen, die seit dem unrühmlichen Abgang von Zdebel im defensiven VfL-Mittelfeld klafft.

Ob er allerdings bereits zum Saisonstart auf dem Platz steht, ist noch unsicher - er ist noch nicht ganz in die VfL-Mechanismen eingebunden.

Dedic überzeugte in der Vorbereitung vor allem mit seiner Schnelligkeit und könnte damit - vor allem auswärts - zusammen mit Stanislav Sestak eine pfeilschnelle Doppelspitze bilden.

Die Taktik

Kollers Ausgangsformation bleibt das 4-4-2 mit Raute. Die größte Neuerung steht wohl im Tor: Vieles deutet darauf hin, dass Philipp Heerwagen Daniel Fernandes verdrängt hat und als Nummer 1 in die Saison geht. Koller bestätigte, dass Heerwagen im Pokal den Kasten hüten wird.

In der Innenverteidigung stehen mit Marcel Maltritz, Anthar Yahia und Mergim Mavraj drei gute Alternativen zur Verfügung, auf den Außenpositionen sollen der wiedergenesene Christian Fuchs und Marc Pfertzel bzw. Matias Concha für Druck nach vorn sorgen. Shinji Ono und Joel Epalle streiten sich um die Spielmacherposition. Der Kameruner Epalle kann zudem auch im Angriff eingesetzt werden.

Gut für den Trainer, aber ungewohnt für die Spieler ist die Dichte im neuen Bochumer Kader. "Momentan sind wirklich alle Positionen doppelt besetzt", freut sich Koller.

Interessant wird sein, wie die einzelnen Spieler auf die erhöhte Konkurrenzsituation reagieren werden.

Koller unterstrich bereits, diesen Punkt "thematisiert" zu haben. Denn: "Die Reaktion der Betroffen ist für den Verlauf der Meisterschaft enorm wichtig."

Der Spieler im Fokus

Stanislav Sestak. Die Bochumer Lebensversicherung. Der Slowake erzielte in den vergangenen zwei Spielzeiten 22 Tore für den VfL und unterstrich mit fünf Vorbereitungstoren, dass die Mannschaft weiter auf seine Treffer bauen kann.

"Sestak ist ganz wichtig für uns. Derzeit hat er einen tollen Lauf, trifft oft. Ich hoffe, dass hält auch in der Bundesliga an", sagte Koller im Trainingslager.

Erfreulich für alle VfL-Fans: Der 26-jährige Stürmer fühlt sich in Bochum wohl: "Ich bin glücklich hier. Der VfL will mit mir sogar den Vertrag verlängern."

Sein neuer Berater Lars-Wilhelm Baumgarten bestätigt: "Ein Wechsel steht derzeit nicht an. In Bochum ist Sestak gut aufgehoben."

Die Prognose

Geht es nach "Bild"-Kolumnist Mario Basler, gibt es für die Bochumer in der anstehenden Saison nichts zu holen: "Der VfL mit Trainer Koller ist für mich Absteiger Nummer 1. Heißt: Platz 18, ab dafür!".

So wird es nicht kommen. Der VfL hat keinen Stammspieler abgegeben, zudem sind alle Spieler mit Ausnahme von kleineren Blessuren gesund durch die Vorbereitung gekommen.

Dazu kommt die Eingespieltheit der Koller-Truppe - Bochums größtes Faustpfand.

Topeinkäufe kann der VfL zwar auch diesmal nicht vorweisen, aber die Qualität der Stammelf ist gut. Eine Platzierung um Rang zwölf ist möglich - wenn die Fans mitziehen.

Bisher wurden erst 7700 Dauerkarten verkauft, das bedeutet mit Abstand Rang 18. Freiburg als Vorletzter hat mit 13.000 fast doppelt so viele an den Mann gebracht.

Der VfL Bochum in der Sommerpause