Der alte Bekannte kommt jung daher

Von Daniel Börlein
Nach einem Jahr in der zweiten Liga ist der 1. FC Nürnberg nun wieder erstklassig
© Getty

Wenige Tage vor dem Start der Bundesliga stellt SPOX alle 18 Klubs in der großen Vorschau-Serie vor - mit allen Transfers, Hintergründen und der Saison-Prognose. Diesmal: 1. FC Nürnberg.

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Sieben Mal ist der 1. FC Nürnberg nun schon in die Bundesliga aufgestiegen. Rekord! Sieben Mal ist der Club allerdings auch schon aus Deutschlands höchster Spielklasse abgestiegen. Ebenfalls Rekord!

Obwohl Konstanz beim FCN also ein Fremdwort ist und auf ein Erfolgserlebnis in schöner Regelmäßigkeit die Enttäuschung folgt, ist die Euphorie im Frankenland ungebrochen: 28.000 Dauerkarten verkauften die Nürnberger vor dieser Saison. Rekord!

Die Club-Fans sind heiß - auf eine junge Mannschaft und einen jungen Trainer. Bei gerade mal knapp über 24 Jahren liegt das Durchschnittsalter des Teams von Coach Michael Oenning (43), der in der Bundesliga bislang zwar noch ein unbeschriebenes Blatt ist, dessen fachliche Kompetenz allerdings unbestritten ist.

Das ist neu

Personell hat sich nicht wirklich viel getan bei den Franken. "Den großen Umbruch nach dem Abstieg mit insgesamt 19 Neuzugängen haben wir im Winter abgeschlossen", sagt Manager Martin Bader. "Wir vertrauen der Aufstiegself", ergänzt Oenning, der mit Armin Reutershahn einen neuen Co-Trainer für den nach Leverkusen abgewanderten Peter Hermann bekommen hat.

Mit Thomas Broich (1. FC Köln) kam lediglich ein Bundesliga-erfahrener Akteur, aus Leverkusen kehrte der ausgeliehene Angelos Charisteas zurück (Nürnbergs Kader im Überblick).

Ansonsten setzte man beim FCN den Jugendtrend der vergangenen Monate fort und verpflichtete aus der U 19 des VfL Bochum die beiden Youngster Güngör Kaya (Angriff) und Thomas Welnicki (Abwehr). Womöglich kommt noch ein Mann für die Defensive, der sowohl innen, rechts als auch vor der Abwehr verteidigen kann. Zuletzt wurde Havard Nordtveit vom FC Arsenal ausgeliehen.

Was neu ist in Nürnberg: Präsident Michael A. Roth ist nicht mehr da. Der fast schon legendäre Club-Boss räumte überraschend ein Jahr früher als geplant seinen Posten an der Vereinsspitze.

Die Taktik

Da sich im Kader relativ wenig veränderte, kann Oenning auf ein eingespieltes Team zurückgreifen. Im letzten Jahr überzeugte der Club vor allem mit der besten Defensive der 2. Liga. Zuhause kassierten die Franken lediglich sieben Gegentreffer.

Oenning fordert seine Mannen zum frühen Pressing auf und lässt die Viererkette relativ hoch verteidigen. "Prinzipiell werden wir dieser Linie treu bleiben, auch wenn wir sicher häufiger unter Druck geraten werden und dadurch automatisch tiefer in die eigene Hälfte rücken", sagt der Club-Coach.

In der Regel agiert der FCN mit einem 4-1-3-2, das bei Bedarf zu einem 4-4-2 mit Raute umfunktioniert wird. Hinter den Spitzen genießt Torjäger Marek Mintal alle Freiheiten, vor der Abwehr agiert der Sechser (meist Mnari) als Abräumer und Ballverteiler.

Der Spieler im Fokus

Dennis Diekmeier. Der Club hat mit Maroh, Gündogan, Bunjaku, Frantz oder Kaya viele junge, spannende Spieler in seinen Reihen. Diekmeier hat allerdings die rasanteste Entwicklung hinter sich - und noch immer viel Potenzial.

Der U-19-Europameister kam im vergangenen Winter aus Bremen und sicherte sich prompt einen Stammplatz auf der rechten Seite der Viererkette.

Diekmeiers große Stärke: dynamische Tempoläufe auf der Außenbahn. Zuletzt soll ihn der HSV beobachtet haben.

Das Interview

SPOX: Für die erfolgreichen letzten Monate ist maßgeblich Trainer Michael Oenning verantwortlich. Was zeichnet Ihren Coach aus, Herr Schäfer?

Raphael Schäfer: Er findet einfach die richtige Ansprache, stellt uns perfekt ein. Da hat auch die Erfahrung von Co-Trainer Peter Hermann mitgeholfen. Und dieses Ergänzen im Trainerstab setzt sich jetzt mit Michael Oenning und Armin Reutershahn fort.

Hier das ganze Interview mit dem Club-Keeper nachlesen!

Die Prognose

In der Rückrunde der vergangenen Saison und in den Relegationsspielen präsentierte sich der Club schon absolut erstklassig. Vor allem in der Defensive sind die Franken unumstritten Bundesliga-tauglich.

Ein großes Plus ist zudem, dass die Chemie innerhalb der Mannschaft - anders als im Abstiegsjahr - stimmt und sich unter Oenning ein echter Teamgeist entwickelt hat.

Die Frage ist allerdings, ob die Qualität in der Offensive den Ansprüchen genügt. Mit Eigler, Boakye und Charisteas stehen zwar Bundesliga-erprobte Angreifer im Kader, bislang ließ dieses Trio allerdings die Konstanz auf höchstem Niveau vermissen.

Bunjaku, Vidosic und Kaya haben noch keinerlei Erfahrung in der Bundesliga. Und ob Mintal so häufig trifft wie zuletzt in Liga zwei?

Wenn auf den Slowaken einmal mehr Verlass ist oder eine andere Offensivkraft regelmäßig erfolgreich ist und kein Leistungsträger (Schäfer, Pinola, Wolf, Kluge) langfristig ausfällt, sollte der Klassenerhalt gelingen. Andernfalls wird's richtig eng.