Bremen tritt auf der Stelle

Von Stefan Rommel / Sebastian Steegmüller
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© Getty

Titelaspirant Werder Bremen ist am 9. Spieltag der Bundesliga im Nordderby bei Hannover 96 nicht über ein 1:1 (1:1) hinausgekommen.

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Vor 49.000 Zuschauern in Hannover erzielten Christian Schulz (9.) und Hugo Almeida (41.) die Tore in einem mäßigen Spiel. Werder vergab vor allem in der zweiten Halbzeit viel zu viele Chancen und musste am Ende sogar noch um den einen Punkt bangen.

Durch das Remis hat Bremen den Kontakt zur Spitzengruppe erneut verpasst, Hannover bleibt im unteren Drittel der Tabelle stecken.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Hannover im Vergleich zum Debakel der Vorwoche gegen Hoffenheim mit zwei Veränderungen. Für den gesperrten Bruggink rückt Pinto in die Offensivzentrale im Mittelfeld, Schlaudraff musste zunächst für Krebs weichen. Für den langzeitverletzten Enke stand erneut Fromlowitz zwischen den Pfosten.

Mehr Sorgen hatte Werder-Coach Schaaf. Neben dem gesperrten Mertesacker mussten die Gäste auch noch auf Diego und Pizarro verletzungsbedingt verzichten. Kapitän Baumann rückte in die Innenverteidigung, Fritz bekam rechts hinten den Vorzug vor Prödl, auf links rückte Boenisch für Pasanen in die Startelf. Özil vertrat Diego im Mittelfeld und Almeida Pizarro im Sturm.

9., 1:0, C. Schulz: Husztis Ecke von rechts köpft Schulz am vorderen Pfosten ins kurze Eck. Boenisch ist in der Nähe des Hannoveraners, aber für einen Verteidiger viel zu zögerlich.

14.: Frings-Ecke von links: Naldo köpft aus acht Metern ins lange untere Eck, aber Fromlowitz taucht ab und holte den Ball aus dem rechten unteren Eck.

31.: Erste gute Aktion von Özil. Der Bremer tanzt an der Grundlinie zwei Hannoveraner aus und passt flach in die Mitte, doch Rosenberg ist schon einen Schritt zu weit und verpasst den Ball vor dem leeren Tor.

41., 1:1, Almeida: Guter Flachpass von Vranjes in die Schnittstelle der Viererkette. Almeida legt sich den Ball am 16er auf den linken Fuß und schlenzt herrlich in den linken oberen Winkel. Traumtor!

58.: Klasse Pass von Vranjes aus dem Mittelfeld. Özil steht im 16er frei vor Fromlowitz und entscheidet sich für den Heber. Die falsche Option, denn der 96-Keeper pflückt den Ball locker runter.

71.: Zuckerpass von Frings aus zentraler Position auf Özil, der nimmt den Ball schön mit und kommt aus zehn Metern frei zum Schuss. Wieder entscheidet sich Özil von links falsch, zielt aufs kurze Eck und trifft nur das Außennetz.

72.: Almeida tunnelt Vinicius auf Fritz, der zieht in den 16er und legt quer auf den vollkommen freistehenden Rosenberg. Der Bremer muss nur noch einschieben, doch dann kommt Teufelskerl Fromlowitz aus dem Nichts und wehrt den Ball mit dem Fuß ab.

84.: Schlaudraff nimmt den Ball aus 28 Metern mit der Brust runter und zieht sofort ab, doch Vander ist zur Stelle und faustet den Ball zur Ecke. Der Bremer Torwart ist heute ein sicherer Rückhalt.

So lief das Spiel: Hannover im gewohnten 4-2-3-1 mit Forssell als einzige echte Spitze und Krebs sowie Huszti auf den Außen dahinter. Bremen wie immer im 4-4-2 mit Raute im Mittelfeld. Allerdings war den Gästen das Fehlen der Achse Mertesacker-Diego-Pizarro deutlich anzumerken.

Vor allem im Spielaufbau waren Frings, Vranjes und Özil leicht überfordert. Vom Bremer Kombinationsspiel war wenig zu sehen. Auch, weil Bremen geistig und körperlich nicht präsent war.

Nach sehr zerfahrenem Beginn nahm die Partie trotz Schulz' Führungstor nur schleppend Fahrt auf. Hannover wartete mit der Führung im Rücken einfach ab, und Werder fand kein Rezept gegen das kompakte Mittelfeld der Gastgeber. So blieben Chancen auf beiden Seiten eine Ausnahme. Nur nach Standards waren beide Mannschaften gefährlich.

Erst nach einer halben Stunde bekam Werder das Spiel etwas besser in den Griff und hatte zwei, drei gute Chancen. Und trotzdem kam der Ausgleich von Almeida überraschend.

Nach dem Wechsel wurde die Partie lebhafter, beide Mannschaften spielten deutlich zielstrebiger nach vorne. Werder erspielte sich dabei die größere Zahl an klaren Torchancen, allerdings ging Bremen damit sehr fahrlässig um.

Der Star des Spiels: Florian Fromlowitz. Nach dem schwarzen Samstag letzte Woche und fünf Gegentoren wurde  Fromlowitz im Derby zum Garanten für den einen Punkt.

In der zweiten Halbzeit, als Hannover die alt bekannten Defensivschwächen offenbarte und Bremen sich eine Handvoll sehr guter Chancen erspielte, hielt der Enke-Vertreter seinen Kasten sauber. Recht spektakulär sein Kick-Save im Stile eines Eishockey-Goalies mit dem rechten Bein bei Rosenbergs Großchance.

Die Gurke des Spiels: Mesut Özil. Der deutsche U-21-Nationalspieler sollte Diego als kreative Instanz im offensiven Mittelfeld ersetzen. Der Youngster hatte dabei auch einige gute Szenen, in der Chancenverwertung aber erwischte Özil einen rabenschwarzen Tag. Zweimal tauchte er in der zweiten Halbzeit völlig blank vor Fromlowitz auf, zweimal versagten die Nerven.

Die Lehren des Spiels: Das Remis darf als Spiegelbild der bisherigen Bremer Saison gelten. Lange Zeit Hektik und Nervosität, mit zwischenzeitlichen Highlights im Minutentakt.

Vor dem Spiel hatte Thomas Schaaf seine Ergänzungsspieler sanft unter Druck gesetzt und eine beherzte Vorstellung im Derby gefordert. Die Neuen in der Startelf kamen der Aufforderung des Trainers aber nur bedingt nach. Den Ausfall der Achse Mertesacker-Diego-Pizarro konnten die Gäste nicht adäquat ersetzen.

Ein Kardinalproblem bleiben die Außenverteidiger. Mit Fritz und Boenisch brachte Schaaf im Vergleich zur Champions League zwei frische Leute - von beiden kam im Spiel nach vorne fast gar nichts. So liegt die Last, Kreativmomente zu erspielen, komplett auf dem Mittelfeld.

Hannover spielte im Rahmen seiner Möglichkeiten gut mit. Allerdings fehlt 96 trotz Forssell ein echter Knipser im Sturm.

Alle Daten und Fakten zum Spiel