Erste Klinsmann-Krise perfekt

Von Florian Bogner / Thomas Ziemann
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© Getty

Der FC Bayern München hat am 6. Spieltag der Bundesliga einen erneuten Tiefschlag einstecken müssen: Eine Woche nach dem 2:5 gegen Bremen verlor das Team von Trainer Jürgen Klinsmann bei Hannover 96 nach ganz schwacher Leistung mit 0:1 (0:1).

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Für den ersten Heimsieg der Hannoveraner über den FCB seit dem 16. April 1988 sorgte Szabolcs Huszti mit einem direkten Freistoß (23.). Mikael Forssell traf zudem nur die Latte (75.). Die beste Chance für die Gäste vergab der eingewechselte Franck Ribery (83.).

Zwei Bundesliga-Spiele in Folge hatte der FC Bayern zuletzt im April 2007 verloren. In der Tabelle rutschte der Rekordmeister mit nunmehr zwei Siegen, zwei Remis und zwei Niederlagen ins Mittelfeld ab.

"Es war eine total unnötige Niederlage, die wir schlucken müssen. Wir haben nicht schlecht begonnen und das Spiel kontrolliert. Das Freistoßtor hat uns den Rhythmus genommen. Das hat sich durchgeschleppt bis zum Ende", erklärte ein enttäuschter Jürgen Klinsmann nach dem Schlusspfiff. 

Wesentlich besser war die Laune bei Hannovers Keeper Robert Enke: "Wir haben wenig zugelassen und vorne das entscheidende Tor gemacht, dann gewinnt man eben auch mal gegen Bayern München."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Klinsmann lässt rotieren: Im Vergleich zum Pokalspiel sind Breno, Lell, van Bommel und Sosa dabei - Schweinsteiger, Ze Roberto, Lucio und Oddo sitzen auf der Bank. Bei Hannover sind mit Christian Schulz, Forssell, Huszti, Schlaudraff und Fahrenhorst fünf Neue im Vergleich zum 0:2 auf Schalke dabei.

6.: Nach einer Ecke von Sosa verlängert Toni auf Demichelis. Der Argentinier verpasst die Kugel aber denkbar knapp.

23., 1:0, Huszti: Traumtor des Ungarn! Vom rechten Strafraumeck dreht er das Leder per Freistoß über die Mauer oben in den rechten Winkel. Rensing mit einer Hand dran, aber trotzdem chancenlos.

30.: Balitsch maschiert unbedrängt durchs Mittelfeld und bedient Forssell am Sechzehner. Der Finne zieht sofort ab, Rensing lenkt den Ball klasse über die Latte.

45.: Nette Freistoßvariante der Bayern. Ganz weit nach rechts gespielt auf Oddo, der knallt aus 30 Metern knapp rechts am Tor vorbei.

46.: Klinsmann reagiert auf die schwache erste Halbzeit, bringt Ribery für den blassen Borowski.

54.: Diagonalball von van Bommel auf Toni, der prüft Enke per Direktabnahme aus spitzem Winkel.

75.: Super Konter der Hannoveraner. Forssell spielt mit Schlaudraff Doppelpass, schüttelt Demichelis ab und knallt den Ball vom Fünfereck an die Latte. Rensing war mit dem Oberarm noch dran!

83.: Schlaudraff spitzelt sich den Ball an Oddo und van Bommel vorbei und läuft von der Mittellinie alleine aufs Tor. Breno setzt nach, bringt Schlaudraff am Sechzehner mit einem leichten Rempler zu Fall, Schiedsrichter Knut Kircher lässt weiterspielen.

83.: Im Gegenzug legt Toni den Ball per Kopf auf Ribery ab, dessen Schuss aus 20 Metern hoppelt knapp rechts am Tor vorbei.

So lief das Spiel: Bayern mit der ersten Chance des Spiels, danach war aber Hannover das spielbestimmende Team mit den besseren Möglichkeiten. Dem 1:0 ging ein schlimmes Missverständnis zwischen Lahm und van Bommel voraus, der Holländer verursachte letztendlich den Freistoß, der zum Tor führte.

Hannover war vor allem im Mittelfeld sehr präsent und giftig in den Zweikämpfen, Forssell vorne ein ständiger Unruheherd. Bei Bayern lief im ersten Durchgang offensiv gar nichts zusammen - Nationaltorwart Enke musste keinen einzigen Ball halten.

In der zweiten Halbzeit waren die Gäste optisch überlegen, aber nach wie vor himmelschreiend einfallslos im Spiel nach vorne. Die beste Chance des zweiten Durchgangs hatte widerum Hannover nach einem Konter, Forssell traf aber nur die Latte.

Der Star des Spiels: Mikael Forssell. Sorgte als einzige Spitze der Hausherren für viel Unordnung in der Bayern-Defensive, schoss dreimal aufs Tor und bereitete einen weiteren Torschuss vor. Seinem verdienten Tor stand in der 75. Minute nur Rensing und der Querbalken im Weg.

Die Gurke des Spiels: Das Offensivspiel der Bayern. Man weiß gar nicht, wo man anfangen soll: Im Spiel nach vorne boten alle Bayern eine erschreckend schwache Leistung. Ottl und van Bommel waren im Zentrum nur Ballverschieber, Borowski und Sosa wirkten auf den Außen wie paralysiert und leisteten sich schlimme Ballverluste. Im Sturm gewann Klose kaum einen Zweikampf und Toni war gegen einen grandios verteidigenden Fahrenhorst auf verlorenem Posten.

Die Lehren des Spiels: Klinsmann überraschte mit seiner Rotationsstrategie und griff damit gelinde gesagt daneben. Sosa war im Mittelfeld einmal mehr ein Totalausfall und stellte zu allem Übel auch noch die Laufwege von Oddo (kam nach 14 Minuten für den verletzten Lell) zu. Breno hatte ein paar gute Momente, war mit dem schnellen Forssell aber teilweise überfordert.

Mit der Hereinnahme von Ribery und Podolski wollte der FCB-Coach das Ruder nochmal rumreißen, beiden gelang aber auch nur Stückwerk. Auffällig war vor allem, dass es der FC Bayern überhaupt nicht schaffte, den Ball nach Klinsmanns Vorstellungen schnell in die Spitze zu spielen. Meist versuchten es van Bommel und Co. mit weiten Bällen in den Lauf von Klose oder auf den Kopf von Toni, schnelle Kombinationen im Mittelfeld sah man überhaupt nicht.

Auf der anderen Seite muss man Hannover ein Riesenkompliment machen: Die 96er standen im Mittelfeld überragend kompakt und verteidigten sehr diszipliniert. Eine taktische Meisterleistung von Trainer Dieter Hecking.

Alle Daten und Fakten zum Spiel