HSV stürmt an die Tabellenspitze

Von Christian Bernhard / Sebastian Steegmüller
Fußball, Bundesliga, Hamburger SV, Hamburg, Bayer Leverkusen
© Getty

Der Hamburger SV ist und bleibt das Stehaufmännchen der Bundesliga. Die Hanseaten kamen trotz eines 0:2-Rückstands gegen Bayer Leverkusen zu einem 3:2-Sieg und sicherten sich damit die Tabellenführung.

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Vor 55.187 Zuschauern lag der HSV zum dritten Mal in der noch jungen Saison mit 0:2 im Hintertreffen. Tranquillo Barnetta (4.) und Patrick Helmes (24.) hatten die nach vorne überragend agierende Bayer-Elf in Führung gebracht.

Nach dem 1:2 von Paulo Guerrero (36.) und der Gelb-Roten Karte gegen Leverkusens Geburtstagskind Manuel Friedrich (40.) glich Ivica Olic (51.) kurz nach der Pause aus. Für den entscheidenden Treffer sorgte der eingewechselte Mladen Petric (72.).

"Wir wissen jetzt, dass wir Spiele auch gewinnen können, wenn wir hinten sind. In der Halbzeit haben wir uns gesagt, dass wir das schon fünf Mal gemacht haben und heute gleich nochmal machen werden", sagte HSV-Trainer Martin Jol nach der Partie.

Jol hatte seine Mannschaft auf zwei Positionen gegenüber dem Bielefeld-Spiel umgestellt. Hinten links verteidigte Timothee Atouba anstelle von Marcell Jansen und im Mittelfeld feierte Neuzugang Thiago Neves sein mit Spannung erwartetes Debüt. Jonathan Pitroipa machte Platz für den Brasilianer, Piotr Trochowski wechselte dafür auf die rechte Seite.

Bruno Labbadia vertraute den gleichen Feldspielern wie beim Sieg gegen Hoffenheim. Im Tor konnte der Bayer-Coach wieder auf Stammtorwart Rene Adler zurückgreifen.

Der SPOX-Spielfilm:

4., 0:1, Barnetta: Fürchterlicher Fehlpass von de Jong - und die Werkself bestraft den Patzer. Helmes flankt auf Kießling, der köpft an die Latte. Barnetta setzt nach und drückt den Ball über die Linie.

16.: Nach schöner Vorarbeit von Demel kommt Neves aus kurzer Distanz zum Kopfball. Der Neuzugang kann den Ball aber nicht im Gehäuse unterbringen.

24., 0:2, Helmes: Nach einem schnellen Konter über Kießling kommt Helmes frei vor dem Tor zum Schuss. Der Nationalstürmer chipt eiskalt über den rausstürmenden Frank Rost ins Netz.

26.: Die Hamburger sind völlig von der Rolle. Kießling stürmt alleine auf Keeper Rost, entscheidet sich aber für den falschen Laufweg. Mit seiner ganzen Routine fischt sich der Schlussmann den Ball.

36., 1:2, Guerrero: Nach einem Freistoß von Trochowski köpft Guerrero unhaltbar ins lange Eck. Sofort sind die Fans der Hanseaten wieder da.

40., Gelb-Rot für Friedrich: Der Leverkusener Innenverteidiger kommt gegen Mathijsen zu spät, zieht aber eigentlich zurück. Eine harte Entscheidung.

48.: Was für eine Chance: Guerrero kommt frei zum Kopfball, doch Bayer kann auf der Linie klären. Das war bereits der neunte Eckball des HSV.

51., 2:2, Olic: Eine Flanke legt Haggui unglücklich auf Olic ab, der zieht trocken ab und versenkt den Ball ins rechte untere Eck.

72., 3:2, Petric: Einen Fernschuß von Neves lenkt Petric mit der Fußspitze über die Linie. Der HSV hat das Spiel gedreht.

So lief das Spiel: Der HSV agierte im Spiel nach vorne von Beginn an fast nur über die rechte Seite. Ein kapitaler Fehlpass von de Jong und das daraus resultierende 0:1 von Barnetta (4.) brachte das gesamte Konzept der Hanseaten aber früh durcheinander. Thiago Neves versuchte in der Folge, das Spiel an sich zu reißen und vergab per Kopf (16.) auch die bis dahin beste Chance des HSV. Der Brasilianer verstand sich bei seinem Debüt besonders mit Guerrero und Trochowski gut, und bereitete auch das Siegtor von Petric vor.

Bayer setzte die Hausherren aber weiter konsequent mit frühem Pressing unter Druck und kam durch das herrlich herausgespielte Tor von Helmes (24.) zum 2:0. Kurz darauf vergab Kießling die Chance zum 3:0, der HSV war völlig von der Rolle. Wie aus dem Nichts verkürzte Guerrero (36.) dann aber nach einem Trochowski-Freistoß auf 1:2 und spätestens nach der Gelb-Roten Karte gegen Friedrich (40.) war der HSV wieder dran. Für Friedrich rückte Henrique in die Innenverteidigung, Arturo Vidal wechselte nach rechts hinten.

Die Hausherren kamen mit viel Elan aus der Halbzeitpause und kamen durch Olic (51.) früh zum Ausgleich. Von Leverkusen war im Spiel nach vorne wegen der Unterzahl nur noch wenig zu sehen. Dann bewies auch noch HSV-Trainer Jol ein glückliches Händchen. Petric (72.) traf nur vier Minuten nach seiner Einwechslung zum 3:2. Nur zwei Minuten zuvor hatte der Kroate knapp das Tor verfehlt. Der HSV drängte in der Endphase sogar auf den vierten Treffer.

Star des Spiels: Hamburgs Kampfgeist. Zum dritten Mal rannten die Hanseaten einem 0:2-Rückstand hinterher, zum dritten Mal verließen sie das Feld nicht als Verlierer. Man kann dem HSV besonders in der Defensive ja einiges vorwerfen, mangelnde Moral aber ganz sicher nicht.

Gurke des Spiels: Manuel Friedrich. Damit keine Missverständnisse aufkommen: Der Bayer-Verteidiger machte seine Sache bis zum Platzverweis eigentlich gut. Im Nachhinein ermöglichte aber seine Gelb-Rote Karte überhaupt erst die Hamburger Aufholjagd in der zweiten Hälfte. Unglücklicher Auftritt des Innenverteidigers. Und das an seinem 29. Geburtstag.

Lehren des Spiels: Der HSV machte auch diesmal wieder viel über Leidenschaft, denn bis zum Tor von Guerrero lief so gut wie gar nichts zusammen. Durch den Anschlusstreffer war aber sofort wieder Leben in der HSV-Bude. Weiterer Pluspunkt für die Jol-Elf: Guerrero und Olic können auch aus dem Nichts Tore machen.

Und mit Leuten wie Petric hat Martin Jol auch auf der Bank ganz viel Potenzial. Die Hanseaten müssen allerdings ihre Defensivfehler minimieren, denn die Aufholjagden kosten viel Kraft und werden auch nicht immer gelingen.

Leverkusen spielte bis zum 1:2 eine nahezu perfekte Partie. Im Spiel nach vorne hat das Team von Bruno Labbadia ein schier nicht enden wollendes Reservoir an Möglichkeiten. Durch straff organisiertes Pressing wird der Gegner schon früh gestört und kann gar nicht zur Entfaltung kommen. Und im Tor steht Labbadia jetzt mit Adler wieder einer der besten Torhüter der Liga zur Verfügung.

Der Platzverweis gegen Friedrich brach der Bayer-Elf aber das Genick. Die Gäste konnten in der zweiten Hälfte nicht mehr ihr gewohntes Offensivspiel aufziehen und die Müdigkeit war Leverkusen in Unterzahl ebenfalls anzumerken.