Meisterschaft ade für Bayern?

Von Thomas Gaber / Felix Mattis
Franck Ribery (M.) konnte sich in Hoffenheim zu selten durchsetzen
© Getty

Der FC Bayern München hat durch das 2:2 (2:2) bei der TSG 1899 Hoffenheim am 33. Spieltag der Bundesliga beinahe alle Chancen auf die Meisterschaft verspielt. Vor dem letzten Spiel beträgt der Rückstand auf Tabellenführer Wolfsburg zwei Punkte. Der VfB Stuttgart, Bayerns Gegner im Saisonfinale, konnte nach Punkten zu den Münchnern aufschließen.

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Vor 30.150 Zuschauern in der ausverkauften Arena in Siensheim brachte Franck Ribery den FC Bayern in Führung (16.). Demba Ba und Carlos Eduardo drehten die Partie zwischenzeitlich für Hoffenheim (21./28.). Luca Toni bescherte der Mannschaft von Trainer Jupp Heynckes mit seinem 14. Saisontor (44.) wenigstens einen Punkt.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Hoffenheims Trainer Ralf Rangnick entscheidet sich für drei Stürmer (Ba, Obasi, Wellington) und Carlos Eduardo dahinter. Ibertsberger und Compper kehren in die Startelf zurück.

Bayern im Vergleich zum 3:0 gegen Leverkusen unverändert. Lucio verteidigt wieder hinten rechts.

5.: Eduardo findet einen völlig freien Demba Ba auf der linken Außenbahn. Der zieht in die Mitte und legt zur Strafraumgrenze zurück. Dort steht Gustavo und hält sofort drauf. Aber genau in die Mitte: Butt hat ihn sicher.

12.: Patzer von Ibertsberger! Nach einer Flanke von Lucio holt der Österreicher den Ball mit der Brust herunter und legt ihn dadurch perfekt für Sosa auf. Der zieht ab, verfehlt das Tor aber deutlich.

16., 0:1, Ribery: Podolski kommt über rechts und versucht Luca Toni in der Mitte flach anzuspielen. Hildebrand springt dazwischen und wehrt den Ball nach vorn ab. Toni ärgert sich und dreht ab, aber Ribery kommt angeschossen und semmelt den Ball ins Netz.

21., 1:1, Ba: Eduardo schlägt aus dem Mittelfeld einen Traumpass über die gesamte Bayern-Defensive hinweg zentral an den Strafraum. Von links kommt Ba an den Ball, holt sich die Kugel wundervoll aus der Luft, geht noch zwei Meter und zieht dann mit rechts ab. Lucio rutscht noch dazwischen und fälscht den Schuss ab, die Kugel zappelt im langen Eck im Netz.

28., 2:1, Eduardo: Hoffenheim kontert und Demichelis verliert den entscheidenden Zweikampf auf der Außenbahn gegen Ba. Der Senegalese flankt von rechts in den Strafraum über van Buyten hinweg zu Wellington. Der köpft an den linken Pfosten. Butt liegt am Boden und im Nachschuss locht Eduardo aus elf Metern problemlos ein.

31.: Hildebrand! Ribery wird links von Podolski in den Strafraum geschickt und steht im spitzen Winkel vor Hildebrand. Aber der Hoffenheimer Torwart reagiert einmal mehr hervorragend und wehrt den Schuss ab.

39.: Aufregung im Bayern-Strafraum! Demichelis wird einmal mehr von Ba vorgeführt und der Senegalese stürmt auf die Grundlinie zu. Butt kommt heraus und grätscht ihm den Ball vom Fuß. Die Fans wollen den Elfmeter, Hoffenheim bekommt aber zu Recht nur eine Ecke.

44., 2:2, Toni: Dieses Tor gehört zur Hälfte Franck Ribery. Der Franzose tanzt Ibertsberger links aus, stürmt zur Grundlinie und schlägt dann eine butterweiche Flanke in die Mitte genau auf die Stirn von Toni. Den kann man gar nicht vorbei köpfen!

48.: Toni stoppt den Ball an der Strafraumgrenze und legt für Podolski ab. Der schießt mit links, trifft den Ball aber nicht voll und so kommt nur ein Schüsschen dabei heraus.

56.: Den müssen sie machen! Bayern kontert vier gegen drei. Toni hat den Ball und legt nach rechts zum völlig freien Sosa. Der nimmt den Ball an, wartet lang und versucht dann aus 16 Metern aufs Tor zu schießen - ein ganzes Stück daneben.aq

64.: Toni stößt in den Strafraum und bekommt den Ball von Schweinsteiger. Er ist allein, steht aber in sehr spitzem Winkel links neben dem Tor. Der Italiener schiebt den Ball an Hildebrand vorbei, aber das Leder rollt parallel zur Torlinie und nicht ins Netz.

82.: Ribery! Der Franzose kommt nach einem Einwurf zum Schuss aus der zweiten Reihe. Aber der Ball bleibt an Lucios Bein im Strafraum hängen und ist eine sichere Beute für Hildebrand.

90.+2: Langer Ball von van Bommel von rechts vors Tor. Toni nimmt ihn mit der Brust runter, hebt ihn aber über das Tor. Vorbei...

So lief das Spiel: Klasse Beginn von beiden Teams. Es wurde nicht lange taktiert, sofort ging's mit offenem Visier und enormem Tempo nach vorne. Die erste Chance hatte Hoffenheim, das erste Tor machten die Bayern. Und sie hatten weitere Chancen, scheiterten aber entweder am starken Hildebrand oder am eigenen Unvermögen. Hoffenheim erholte sich nach 20 Minuten und schlug zweimal gnadenlos zu. Die Bayern-Abwehr war mehrere Male von allen guten Geistern verlassen. Beide Teams erspielten sich weiter beste Tormöglichkeiten, die Bayern glichen aus - zur Pause hätte es in einem klasse Spiel 5:5 stehen können.

Beide Mannschaften konnten das hohe Tempo nach dem Wechsel nicht halten. Hoffenheim hatte mehr vom Spiel, war im Abschluss aber nicht mehr so zwingend. Torchancen waren nach dem Wechsel Mangelware. Hoffenheim spielte am Ende auf Remis, den Bayern blieb der entscheidende Treffer verwehrt. Auch, weil der FCB in der Schlussphase aus dem letzten Loch pfiff.

Der Star des Spiels: Demba Ba. Welcher Bayern-Verteidiger es auch immer mit dem Senegalesen aufnehmen musste, war verloren. Ba war meistens einen Schritt schneller. Überragend seine Ballannahme vor dem 1:1, überragend seine Flanke vor dem 2:1 und überragend, was er sonst noch so zu bieten hatte: Schnelligkeit, Passgenauigkeit, Durchsetzungsvermögen. Ba war ständiger Unruheherd.

Die Gurke des Spiels: Martin Demichelis. Der Argentinier zählt zu den besten Verteidigern in Europa. Sein Laissez-faire hat den Bayern in dieser Saison aber schon einige Gegentore beschert. In Hoffenheim war Demichelis mal wieder Mr. Leichtsinn. Vorne schoss er den Ball aus drei Metern übers Tor. Und hinten stellte er sich gegen Ba ein ums andere Mal amateurhaft und äußerst naiv an. Zudem waren seine Abspiele oft schlampig.

Die Lehren des Spiels: Die erste Halbzeit war eine Kopie des Hinspiels. Das Tempo hoch, die Chancen von hoher Qualität. Hoffenheim merkte man den wiedergewonnenen Spaß an. Ohne den Zwang, irgendein Saisonziel noch erreichen zu müssen, ließen die Gastgeber den Ball laufen.

Vollgasfußball bei gleichzeitiger Spielkontrolle obliegt den Hoffenheimern aber (noch) nicht. Die Abwehr wurde oft entblößt, die Rückwärtsbewegung war mangelhaft.

Zur zweiten Halbzeit stellte Rangnick auf ein 4-4-2 um, da Wellington verletzt raus musste. Von da an passte die Raumaufteilung deutlich besser. Ihrem Offensivdrang blieben die Gastgeber treu.

Die Bayern versäumten es erneut, beste Torchancen zu nutzen. Vor allem in der ersten Halbzeit tauchten Ribery, Podolski oder Toni mehrmals allein vor Hildebrand auf, brachten den Ball aber eben nur zweimal im Tor unter. Zudem war die Defensive extrem löchrig. Das Experiment mit Lucio auf der rechten Abwehrseite funktionierte wie schon in der ersten Halbzeit gegen Leverkusen nicht. Der Brasilianer zog zu oft in die Mitte oder turnte zu weit vorne rum.

Die Innenverteidigung mit van Buyten und Demichelis wirkte unkonzentriert und fahrig in Zweikämpfen und Pässen. Im Offensivspiel ging mal wieder fast alles über Ribery auf links. Der Franzose spielte in Hälfte eins Ibertsberger Knoten in die Beine, gegen Janker hatte er nach dem Wechsel deutlich mehr Probleme. Sosa fand auf rechts keine Bindung zu seinen Mittelfeldkollegen und wirkte isoliert - der schwächste Bayern neben Demichelis.

In der zweiten Halbzeit verschleppten die Bayern das Spiel, Ribery verrannte sich in seinen Solos, van Bommel und Schweinsteiger suchten in der Zentrale verzweifelt die entscheidende Lücke, hatten aber keine Ideen. Am Ende wirkten die Bayern platt.

Konsequenz: Die Meisterschaft ist so gut wie weg. Im letzten Spiel einer Achterbahnsaison gibt es nun gegen den VfB Stuttgart ein Endspiel die direkte Qualifikation für die Champions League. Bei einer Niederlage droht weiter der UEFA-Cup...

Hoffenheim - Bayern: Daten & Fakten