Meisterliche Wolfsburger

Von Daniel Börlein/Philipp Dornhegge
Grafite durfte in Hannover gleich zweimal jubeln und bringt es nun auf 26 Saisontreffer
© Getty

Der VfL Wolfsburg hat den vorletzten Schritt zur Meisterschaft in einer beeindruckenden Art und Weise gemacht. Die Elf von Trainer Felix Magath gewann das Niedersachsen-Derby bei Hannover 96 mit 5:0 (3:0).

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Die Treffer in der ausverkauften Arena in Hannover erzielten mal wieder Wolfsburgs Torjäger Edin Dzeko (14., 54. und 79.) und Grafite (33. und 36.). Beide bringen es damit nun auf 25 bzw. 26 Saisontore.

Durch den Auswärtsdreier liegen die Wolfsburger nun vor dem Saisonfinale mit zwei Punkten Vorsprung auf Bayern München und den VfB Stuttgart auf Platz eins. Am letzten Spieltag kommt Werder Bremen zur entscheidenden Partie nach Wolfsburg.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Hannover muss auf den verletzten Christian Schulz verzichten. Bei Wolfsburg fehlt Kapitän Josue gelbgesperrt. Für den Brasilianer beginnt Schindzielorz.

10.: Freistoß von halbrechts durch Krzynowek. Der Ball wird abgefälscht und klatscht an den langen Pfosten. Riesenglück für Wolfsburg!

10.: Auf der anderen Seite dann die Chance für Dzeko: Der Bosnier tanzt Fahrenhorst aus, sein Flachschuss in die linke Ecke wird von Enke pariert. Beim Abstauber kommt Grafite einen Schritt zu spät.

14., 0:1, Dzeko: Nach einem Lauf von Hasebe über rechts nimmt der Bosnier die Flanke an der Strafraumgrenze mit der Brust an und schließt sofort per Dropkick ab. Die Kugel schlägt im rechten Winkel ein. Traumtor!

22.: Gefährlicher Freistoß von halbrechts durch Schäfer. Der Linksfuß jagt die Kugel Richtung Torwartecke. Obwohl Enke parat steht, lenkt er den Ball nur mit der Schulter ums Tor.

26.: Riesenchance für Bruggink! Einen langen Ball legt Balitsch mit der Brust zurück, zentral an der Strafraumgrenze zieht der Holländer ab. Aber Benaglio ist mit einer Riesenparade zur Stelle.

31.: Latte durch Gentner! Einen abgefälschten Querpass durch Hasebe bekommt der Mittelfeldmann direkt auf den Schlappen, aus zehn Metern halblinker Position zieht er ab, haut das Ding freistehend aber nur an den Querbalken.

33., 0:2, Grafite: Einen flachen Ball von Schäfer von links lenkt Dzeko zu Grafite weiter, der lässt Eggimann ganz alt aussehen und schiebt aus fünf Metern locker ein.

36., 0:3, Grafite: Diesmal schlägt Gentner den Querpass von links, den ersten Versuch von Grafite blockt der überforderte Eggimann noch ab, den Nachschuss aus spitzem Winkel bringt der Torjäger dann aber sicher unter.

42.: Forssell hat die Chance zum Anschlusstreffer, scheitert aber am erneut bärenstarken Benaglio. Zentral aus zwölf Metern zeiht der Finne ab, aber der VfL-Keeper pariert glänzend!

54., 0:4, Dzeko: Flanke Misimovic von rechts, Kopfball Dzeko, Tor: Mehr braucht man zu diesem Treffer nicht zu sagen. Es war übrigens die 21. Torvorlage von Misimovic - Rekord!

79., 0:5, Dzeko: Und dann schlägt dieser Dzeko doch nochmal zu! Hasebe, der mittlerweile über links kommt, bringt den Ball scharf auf das kurze Eck. Da kommt der Bosnier vor Vinicius an die Kugel und nickt ein.

So lief das Spiel: Kein großes Abtasten, es ging gleich in die Vollen. Wolfsburg von Beginn an bei der Sache, von Nervosität keine Spur. Hannover hielt zunächst gut mit und suchte, wie die Gäste, den Weg nach vorne. So ergaben sich zahlreiche Chancen. Nach Dzekos Führungstreffer schaltete der VfL dann mal kurz einen Gang nach oben und machte dadurch schon vor der Pause alles klar.

Nach dem Seitenwechsel ging alles dann mit ein bisschen weniger Tempo, trotzdem allerdings nicht minder ansehnlich. Die Wolfsburger ließen die Kugel mit beeindruckender Leichtigkeit laufen und spielten sich so noch ein paar Gelegenheiten und zwei Treffer heraus.

Der Star des Spiels: Dzeko und Grafite, na klar. Was die beiden Angreifer wieder mal veranstalteten, war schlichtweg Weltklasse, auch wenn Hannovers Abwehr nicht wirklich Gegenwehr leistete. Dennoch: Dzeko ist zwar ein Schlacks, aber trotzdem ein brillanter Fußballer, zu bewundern bei seinem ersten Treffer. Und Grafite ist einfach eine Maschine, die fast nicht zu stoppen ist.

Die Gurke des Spiels: Mario Eggimann. Als Verteidiger hat man es gegen Grafite und Dzeko wahrlich nicht einfach. Ein bisschen mehr darf es dann aber schon sein. Der Schweizer ließ sich ein ums andere Mal abkochen, im Zweikampf häufig wie ein Schüler wegdrücken.

Die Lehren des Spiels: Wolfsburg hatte bislang keinerlei Erfahrung in Sachen Meisterschaftsendspurt, ein Problem ist das allerdings offenbar nicht. Absolut cool präsentierten sich die Wölfe vom Anpfiff an und strahlten eine enorme Selbstsicherheit aus. Völlig zurecht. Denn in dieser Verfassung ist der VfL nur ganz schwer zu schlagen.

Bei gegnerischem Ballbesitz ordnen sich alle ins Defensivgefüge ein, verschieben ballseitig, arbeiten aggressiv und im Kollektiv. Selbst die beiden Spitzen und Spielmacher Misimovic nehmen sich da nicht aus.

Lediglich in der Abwehr wirkte Wolfsburg nicht immer sicher, ging mit der Abseitsfalle das eine oder andere Mal unnötig hohes Risiko. Allerdings hat man im Tor ja auch noch Diego Benaglio, der sich einmal mehr überragend präsentierte.

Und vorne hat man das beste Sturmduo der Bundesliga-Geschichte. Noch nie schossen zwei Stürmer eines Klubs in einer Saison jeweils mehr als 20 Tore. Dzeko bringt es mittlerweile auf 25 Treffer, Grafite gar auf 26. Ach ja, und Misimovic gibt's ja auch noch: Der Bosnier machte gegen 96 seine 21. Torvorlage. Rekord! Natürlich.

Am letzten Spieltag muss die Magath-Elf nun gegen Werder ein letztes Mal die Nerven behalten und ihr Leistungsvermögen abrufen, dann heißt der deutsche Meister 2009 VfL Wolfsburg.

Hannover - Wolfsburg: Daten & Fakten