Wolfsburg demontiert Hoffenheim

Von Stefan Moser / Haruka Gruber
Hoffenheims Salihovic (r.) im Zweikampf mit Wolfsburgs Josue
© Getty

Der VfL Wolfsburg schlägt 1899 Hoffenheim eindrucksvoll mit 4:0 (0:0) und verteidigt damit auch am 30. Spieltag der Bundesliga die Tabellenführung. Damit gab die Mannschaft auch die Antwort auf die störenden Gerüchte um einen möglichen Wechsel von Trainer und Manager Felix Magath zu Schalke 04.

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Vor 30.000 Zuschauern in der ausverkauften Volkswagen Arena in Wolfsburg brachte Edin Dzeko mit einem Hattrick (65., 74, 78.) die Wölfe auf die Siegerstraße. Es waren die Saisontore 17 bis 19 für den überragenden Bosnier.

Den Schlusspunkt setzte Grafite in der 89. Minute per Foulelfmeter, nachdem Andreas Beck zuvor Marcel Schäfer im Strafraum gefoult hatte. Mit nun 23 Toren führt der Brasilianer weiter die Torjägerliste vor seinem Teamkollegen Dzeko an.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Zum sechsten Mal in Folge schickt Magath die gleiche Startformation aufs Feld, daran ändert auch die jüngste Niederlage in Cottbus nichts. Hoffenheim hat weiter etliche Ausfälle zu beklagen, insgesamt sind es sieben. Deswegen bekommt Sanogo auch wieder einmal eine Chance in der Startelf. Im Abwehrzentrum wird Nilsson von Vorsah vertreten.

12.: Das hätte es sein können! Misimovic butterweich mit einer Freistoß-Hereingabe von links, am langen Pfosten steht Grafite völlig frei, trifft aber den Ball nicht. Viel Glück für 1899!

21.: Was für eine Chance! Sanogo ist plötzlich halblinks durch. Statt jedoch selbst abzuschließen, legt er quer auf Ba. Das Problem: Zwischen Sanogo und Ba stehen zwei Wolfsburger. Ziemlich kläglich!

24.: Super Parade von Benaglio! Obasi mit der Flanke von rechts, Ba mit dem Kopfball aus sieben Metern, doch der VfL-Keeper hält blendend.

40.: Schwach! Salihovic steckt schön zu Ba durch, der nimmt den Ball mit dem Kopf mit, steht alleine vor Benaglio - und versemmelt aus 12 Metern deutlich.

45.: Dzeko tankt sich durch, Grafite zieht aus zehn Metern ab, der Ball klatscht an den linken Pfosten! Den Nachschuss hält Hildebrand.

55.: Sanogo aus 15 Metern, aber Benaglio klärt den Schuss über die Latte zur Ecke. Beide Keeper mit einer sensationellen Vorstellung!

65., 1:0, Dzeko: Pechvogel Sanogo spitzelt den Ball weg von Misimovic - direkt vor die Füße von Dzeko. Ein 45-Meter-"Traumpass". Der Bosnier ist schneller als Vorsah und trifft aus zwölf Metern halblinker Position ins kurze Eck. Sein 17. Saisontreffer.

74., 2:0, Dzeko: Das magische Dreieck schlägt zu: Misimovic auf Grafite, der gibt flach vom rechten Flügel auf Dzeko, der an den kurzen Pfosten gelaufen ist und von Beck unbedrängt locker einnetzt.

78., 3:0, Dzeko: Da ist kein Kraut gewachsen! Grafite aus dem linken Halbfeld butterweich aufs lange Fünfereck, Dzeko nimmt den Ball volley und trifft in die lange Ecke. Lupenreiner Hattrick und der 19. Saisontreffer für den Bosnier!

88.: Beck fällt Schäfer im 16er. Gelb-Rot und Elfmeter!

89., 4:0, Grafite: Der Ball geht hart und platziert nach unten links, Hildebrand springt nach rechts, klare Sache!

So lief das Spiel: Verkrampfte Anfangsphase, in der Hoffenheim das Mittelfeld dominierte, während Wolfsburg sehr tief stand und im eigenen Stadion auf Kontergelegenheiten lauerte. Nach gut zehn Minuten fanden die Wölfe besser ins Spiel und hatten durch Grafite die erste "hundertprozentige" Chance. 1899 hielt dagegen und kam selbst zu zwei exzellenten Gelegenheiten. Gegen Ende der ersten Hälfte erhöhte Wolfsburg aber immer mehr den Druck, scheiterte allerdings immer wieder im Abschluss an Gäste-Keeper Hildebrand - oder an der eigenen Unkonzentriertheit.

Mit Volldampf kam Wolfsburg nach dem Seitenwechsel aus der Kabine und drängte unermüdlich auf das Tor. Entsprechend verdient die Führung durch Dzeko. Und die Wölfe legten nach: Vor allem über die Außen sorgten sie für immensen Druck, während Hoffenheim immer mehr die Köpfe hängen ließ. Insgesamt ein überzeugender und verdienter Sieg für den Gastgeber.

Der Star des Spiels: Edin Dzeko. Die Entwicklung, die der Bosnier in dieser Saison genommen hat, ist schon fast unheimlich. Gegen Hoffenheim erzielte er die Saisontore 17 bis 19 innerhalb von 13 Minuten. Wie sagt man so schön: ein lupenreiner Hattrick. Glückwunsch!

Die Gurke des Spiels: Boubacar Sanogo. Während der Woche ließ Hoffenheim die Kaufoption für den Ivorer verstreichen - nach diesem Spiel weiß man auch, warum. Abgesehen von zahlreichen vergebenen Chancen sind es vor allem seine spielerischen Defizite, die ihn zum Fremdkörper in der Rangnick-Elf machen. Immer wieder verdaddelte Sanogo beste Kontergelegenheiten durch sinnlose Querpässe in die Beine des Gegners. Es passt zu seiner Vorstellung, dass er auch noch das 0:1 - allerdings äußerst unglücklich - unfreiwillig vorbereitete.

Die Lehren des Spiels: Vor dem Spiel lautete die Frage: Wie würde Wolfsburg auf die Niederlage gegen Cottbus reagieren? Und wie würde die Mannschaft auf die Wechselgerüchte um Trainer Felix Magath reagieren? Die Antwort war eindrucksvoll: Wolfsburg fehlte in der Anfangsphase vielleicht das letzte Quäntchen an Frische und Aggressivität, dafür ist weiterhin die klare Handschrift des Trainers zu erkennen: Im Defensivverbund verschiebt das komplette Team extrem diszipliniert und schafft mit großer Laufbereitschaft im Mittelfeld immer Überzahl in Ballnähe.

Und auch in der Offensive hat Wolfsburg einen klaren Plan, und der heißt: Druck erzeugen, Tempo machen! Entweder geht es blitzschnell durch die Mitte, wo Misimovic mit großer Präzision und einem überragenden Auge schnell und direkt die beiden beweglichen Angreifer in Szene setzt. Oder es geht zielstrebig und griffig über Außen: Die schnellen Außenverteidiger hinterlaufen, ziehen konsequent zur Grundlinie und füttern das Sturmduo mit Flanken.

Vor der Partie sprach Magath zum ersten Mal offen von der Meisterschaft. Nach der Partie bleibt festzuhalten: Wolfsburg hat absolut das Zeug dazu: In einer schwierigen Drucksituation ein äußerst überzeugender und geschlossener Auftritt der gesamten Mannschaft.

Hoffenheim dagegen überzeugte nur sehr punktuell durch die individuelle Klasse bei Einzelaktionen. Insgesamt aber wirkt die Mannschaft merkwürdig versprengt und zerstückelt, es fehlt die klare Linie - was angesichts der Verletztenmisere allerdings nicht weiter verwundern kann. Dass das Team aber nach dem Rückstand dermaßen in seine Einzelteile zerfällt, lässt sich nicht nur mit fehlenden Leistungsträgern erklären.

Alles in allem fehlt der Rangnick-Elf vor allem defensiv weiterhin die nötige Reife. Im Defensivverhalten leistete sich Hoffenheim nach wie vor zu viele einfache Fehler: Irgendwer hebt das Abseits auf oder klärt einen Ball zur Mitte oder verschläft einen simplen Doppelpass. Immerhin: Timo Hildebrand zeigte in seinem zweiten Spiel nach seiner Verletzung eine starke Partie - wurde von seiner Vorderleuten allerdings im Stich gelassen.

Wolfsburg - Hoffenheim: Daten & Fakten