Bayern gewinnen bei Heynckes-Premiere

Von Florian Bogner
Hamit Altintop erzielte den Siegtreffer und lässt Bayern wieder von der Meisterschaft träumen
© Getty

210 Monate nach seinem letzten Auftritt auf der Bayern-Bank hat Jupp Heynckes am 30. Spieltag mit dem FC Bayern München einen 2:1 (2:1)-Sieg über "seine" Borussia Mönchengladbach gefeiert und den FCB damit weiterhin im Titelrennen gehalten.

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Bastian Schweinsteiger (31.) und Hamit Altintop (42.) trafen vor ausverkauftem Haus (69.000 Zuschauer) für die Bayern, Filip Daems erzielte zwischenzeitlich per Elfmeter den Ausgleich (39.).

Fünf Tage nach der Entlassung von Jürgen Klinsmann brannten die Hausherren zwar wahrlich kein Feuerwerk ab, verdient war der Sieg gegen extrem defensiv eingestellte Gladbacher aber allemal.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Jupp Heynckes stellt bei seinem Comeback wie erwartet auf 4-4-2 um und bringt Podolski im Sturm. Erste Verlierer des Trainerwechsels, weil nur auf der Bank: Ottl und Sosa. Ribery fehlt gelb-rot-gesperrt, Borowski sitzt seine fünfte Gelbe ab.

Meyer bietet mit seinem 4-5-1 nahezu alles auf, was verteidigen kann. Matmour ist praktisch der einzige Offensivspieler. Marin sitzt nur auf der Bank, Baumjohann ist gelbgesperrt.

9.: Schöner Freistoß von Podolski! Er zieht aus knapp 30 Metern ab. Aber der Ball wird noch leicht abgefälscht und geht daneben.

18.: Große Chance für Podolski! Lahm, Schweini und Poldi wuseln sich am Strafraum durch, Podolski kommt mit der Pike zum Schuss, aber der abgefälschte Ball geht drüber.

32.: Pfosten! Lucio köpft nach Ecke von Ze Roberto an den linken Pfosten - das war knapp!

33., 1:0, Schweinsteiger: Tolle Vorarbeit von Toni. Er setzt sich auf rechts gegen Dante durch, spielt den Ball flach nach innen und Schweinsteiger rutscht rein.

37.: Freistoß von Bradley, Butt lässt nach vorne prallen und foult danach Brouwers - und Schiri Rafati gibt Elfmeter! Das kann man vertreten, Butt berührt den Gladbacher am rechten Bein.

38., 1:1, Daems: Der Gladbacher schiebt den Ball flach in die linke untere Ecke, Butt ist klassisch verladen.

42., 2:1, Altintop: Zucker-Pass von Podolski in die Spitze. Callsen-Bracker erreicht den Ball nicht und taucht darunter hinweg, Altintop ist durch. Der Türke zieht von halbrechts aus 16 Metern ins lange Eck ab - keine Chance für Bailly.

59.: Toni!!! Ze Roberto bringt den Ball von links nach innen, Toni am kurzen Pfosten. Doch Bailly reagiert klasse!

62.: Toni!!! Der Mann kann einfach keine Kopfbälle! Freier als er kann man aus acht Metern nicht zum Kopfball kommen. Doch er schafft es, den Ball nicht einmal zu treffen!

63.: Tooooniiii! Das gibt's ja gar nicht. Oddo ist auf rechts mutterseelenallein durch, gibt den Ball nach innen - und wieder trifft Toni den Ball vor dem fast leeren Tor nicht!

66.: Wieder einmal Toni! Diesmal flankt Podolski von rechts, Toni köpft auf den kurzen Pfosten. Dieser Kopfball war sogar druckvoll, doch Bailly hält stark!

So lief das Spiel: Gladbach igelte sich von Beginn an ein und ließ die Bayern (zwei Drittel Ballbesitz) kommen. Ohne Ribery fehlte dem FCB allerdings die spielerische Finesse, um die Gäste permanent unter Druck zu setzen. Chancen ergaben sich nur nach Standards, bis Schweinsteiger den ersten vernünftigen Angriff mit dem 1:0 krönte. Gladbach kam danach mit der ersten Offensivaktion - und dank Butt - zum überraschenden Ausgleich, den Altintop allerdings nach Podolskis Traumpass sofort wieder konterte.

Nach dem Wechsel hing das Spiel eine Viertelstunde im Leerlauf fest, bis Toni innerhalb von drei Minuten vier brauchbare Möglichkeiten liegen ließ. Gladbach kam erst nach gut 70 Minuten zu ersten Möglichkeiten aus dem Spiel heraus, die Bayern-Defensive brachte das aber unfallfrei über die Bühne. In der Schlussphase waren die Bayern am 3:1 dran, brachten den Ball aber nicht mehr im Tor unter.

Der Star des Spiels: Hermann Gerland. Wurde permanent von den Fans als "bester Mann" gefeiert und hatte eine überragende Szene, als er in der 85. Minute bei einer Verletzungspause um den ganzen Platz sprintete, um Philipp Lahm eine Trinkflasche zu bringen. Die Fans sangen darauf hin: "Ihr solltet laufen wie Hermann." Herrlich.

Die Gurke des Spiels: Christian Lell. 45 Minuten gespielt, nichts gebracht, Feierabend. Die Bayern-Fans feierten seine Auswechslung zur Pause wie einen Bayern-Treffer.

Die Lehren des Spiels: Eine Raute war es nicht, was Heynckes im Bayern-Mittelfeld aufbot, allerdings doch eine leicht veränderte Taktik im Vergleich zu Klinsmann. Die vier Mittelfeldspieler agierten nämlich höchst variabel, wechselten oft die Positionen und brachten so das massive Gladbach-Bollwerk mehrfach durcheinander.

Das Fehlen von Ribery war den Bayern trotzdem deutlich anzumerken. Eine gezielte Eins-gegen-eins-Situation ging fast keiner der Bayern ein, der Pass in die Spitze fand so gut wie nie statt.

So behalfen sich die Bayern mit einfacheren Mitteln: Hohe Bälle auf Toni wechselten sich mit sicherem Dreiecksspiel im Mittelfeld ab, zumal sich Podolski immer wieder fallen ließ und so als zusätzliche Anspielstation diente.

Hans Meyer wird sich auf Gladbacher Seite indes fragen müssen, ob er mit einer solch defensiven Mannschaft wirklich etwas Zählbares aus München mitnehmen wollte.

Gladbach stand schon im ersten Durchgang viel zu tief und störte die Bayern erst 40 Meter vor dem eigenen Tor, die so kaum Mühe hatten, das Spiel trotz spielerischer Defizite in die Breite zu ziehen und so die aufgereihten Gladbacher durcheinander zu bringen.

Meyer hielt auch nach den beiden Gegentoren im zweiten Durchgang zunächst an seiner defensiven Grundordnung fest, was der Gladbacher Anhang nach gut einer Stunde mit "Wir wollen 'nen Stürmer sehen!"-Gesängen quittierte.

Bayern - Gladbach: Daten & Fakten