Bayer stoppt Hoffenheims Höhenflug

Von Markus Hoffmann / Stefan Rommel
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© Getty

Bayer Leverkusen hat am 3. Bundesliga-Spieltag den Höhenflug von Aufsteiger 1899 Hoffenheim vorerst gestoppt. Beim 5:2 der Elf von Trainer Bruno Labbadia zahlte der bisherige Tabellenführer Hoffenheim bitteres Lehrgeld.

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Leverkusen - Der bisherige Spitzenreiter 1899 Hoffenheim ist von Bayer Leverkusen wieder jäh auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt worden.

Durch Tore von Karim Haggui (8.), Manuel Friedrich (17.), Stefan Kießling (36./87.) und Tranquilo Barnetta (83.) feierte Leverkusen den ersten Heimsieg der Saison. Vedad Ibisevic' viertes Saisontor (20.) und Sejad Salihovic' Elfmetertor (58.) reichten nicht mehr zum Punktgewinn.

Rangnick über Schlussphase verärgert

"Über die gesamten 90 Minuten gesehen ist der Leverkusener Sieg verdient, meine junge Elf hat ein paar Fehler zu viel gemacht. Aber er ist um mindestens ein Tor zu hoch ausgefallen", kommentierte Gäste-Coach Ralf Rangnick.

Was Rangnick gar nicht gefallen hat, war die Schlussphase: "Die letzten zehn Minuten haben mich geärgert. Da haben wir uns hängen lassen, nach dem Motto: Jetzt ist alles egal!"

Rechtsverteidiger Andreas Beck sah es genau so. "Wir haben in den letzten zehn Minuten nachgelassen und uns um den verdienten Lohn gebracht. Wenn wir uns bei den Standards besser verhalten, können wir auch so ein Spiel gewinnen. Leverkusen war heute aber schon ein anderes Kaliber."

Der neue Bayer-Trainer Bruno Labbadia war von den fünf Toren angetan, hatte aber auch etwas zu bemängeln: "Nach der Halbzeit haben wir unterbewusst einen Gang zurückgeschaltet. Das darf man gegen Hoffenheim nicht."

Der SPOX-Spielfilm:

5.: Ein Platzfehler verhindert die Leverkusener Führung! Kießling setzt sich rechts schön durch, flankt nach innen, wo Helmes eigentlich nur noch einschießen muss. Aber der Ball verspringt extrem blöd, Helmes säbelt vorbei. Dumm gelaufen.

8., 1:0, Haggui: Schöner Freistoß von Barnetta aus dem Halbfeld. Im Strafraum setzt sich Haggui gegen zwei Hoffenheimer durch und köpft den Ball per Bogenlampe ins linke Eck!

17., 2:0, Friedrich: Eckball Barnetta von rechts. Diesmal ist Manuel Friedrich in der Luft zu stark für die Hoffenheimer Abwehr und köpft den Ball mit Wucht aus sechs Metern ins Tor. Özcan ist noch dran, aber letztlich ohne Chance.

20., 2:1, Ibisevic: Konter Hoffenheim. Salihovic kann von links unbedrängt flanken. Im Zentrum irrt Friedrich irgendwo rum, Ibisevic und Eduardo stehen am Fünfer blank. Ibisevic ist zuerst am Ball und versenkt das Ding flach ins rechte Eck.

36. 3:1, Kießling: Und wieder mal ein Standard... Barnettas zu kurz abgewehrte Ecke. Djakpa zieht aus 16 Metern ab, vor dem Tor steht Kießling völlig frei und bugsiert den Ball im Fallen aus fünf Metern ins Tor. Der zögerliche Salihovic hatte das Abseits aufgehoben.

52.: Ballverlust Hoffenheim vor dem eigenen Sechzehner. Kießling schön nach links raus auf Barnetta. Der versucht den Schlenzer aus 14 Metern. Özcan sicher.

58., 3:2, Salihovic: Ibisevic dringt in den Sechzehner ein, Djakpa haut ihn einfach um. Den fälligen Elfmeter versenkt Salihovic eiskalt halbhoch ins rechte Eck.

83., 4:2, Barnetta: Hoffenheim bekommt den Ball nicht weg. Barnetta nimmt sich die Pille und holzt aus 23 Metern drauf. Der Ball flattert ein wenig und zappelt halbhoch im linken Eck.

87., 5:2, Kießling: Der eben erst eingewechselte Gekas macht Nilsson frisch und legt von der Grundlinie zurück. Kießling braucht aus drei Metern nur noch ins leere Tor einzuschieben.

So lief das Spiel: Leverkusen zog von Beginn an sein variantenreiches Offensivspiel auf und machte mächtig Druck auf Hoffenheims Defensive. Die Gäste bekamen das quirlige Bayer-Mittelfeld mit seinen ständigen Positionswechseln fast nie in den Griff, waren bei ihren vereinzelten Vorstößen aber auch durchaus gefährlich.

So entwickelte sich ein erfrischendes Spiel mit schnellen Spielzügen und vielen Torraumszenen der Gastgeber. Bayer fädelte seine gefährlichen Angriffe meist über die starken Renato Augusto und Tranquilo Barnetta ein.

Ungewöhnlich nur, dass Bayer ausgerechnet nach ruhenden Bällen - eine der großen Hoffenheimer Schwächen an diesem Tag - die Partie entschied und nicht aus einem der zahlreichen schönen Spielzüge. Hoffenheim präsentierte sich in Mittelfeld und Abwehr zu brav und nicht aggressiv genug und Bayer nahm den Platz und die sich bietenden Freiheiten immer wieder dankend an.

In der zweiten Halbzeit verflachte das Spiel. Vor allem, weil Leverkusen den Vorsprung größtenteils nur noch verwaltete und nach knapp einer Stunde mit Salihovic' Elfertor bestraft wurde. Danach wackelte Bayer ein wenig, Hoffenheim hatte aber zu wenig Tempo und Ideen, um so richtig Druck aufzubauen.

Der Star des Spiels: Tranquilo Barnetta fand nur langsam in die Saison, gegen Hoffenheim war er aber an allen Toren mittel- oder unmittelbar beteiligt. Sehr schön sein erstes Saisontor zur Entscheidung. Der Schweizer wirkte zudem deutlich spritziger und spielfreudiger als in den ersten beiden Spielen und scheint auf dem Weg zurück zu gewohnter Form.

Die Gurke des Spiels: Hoffenheims Schwäche bei gegnerischen Standards. Ecken, Freistöße, selbst lange Einwürfe: In der Abwehr des Aufsteiger brannte es jedes Mal lichterloh. Sehr fahrlässig deshalb, dass Hoffenheim immer wieder unnötige Fouls im Halbfeld beging und so Leverkusen zum Toreschießen förmlich einlud.

Die Lehren des Spiels: Leverkusens hoch stehende Abwehr machte es dem Gegner fast unmöglich, auf engem Raum sein gewohntes Kurzpassspiel aufzuziehen. Das Mittelfeld ist dadurch dicht - allerdings bleibt Bayer bei einem schnell vertikal gespielten Ball dadurch unheimlich konteranfällig.

Wenn Bayer aber selbst die Chance zum Konter erkennt, schaltet das Team unheimlich schnell um und schafft in Mittelfeld und teilweise vor dem gegnerischen Tor Überzahl.

Allerdings ist die Rückwärtsbewegung bei beiden Teams noch stark verbesserungswürdig, was zu eine ganzen Reihe hochkarätiger Chancen vor beiden Toren führte.

Will Leverkusen diese Saison ganz oben angreifen - und das Offensivpotenzial dafür ist auf jeden Fall vorhanden - muss das Defensivverhalten noch um einiges besser werden.

Hoffenheims junge Mannschaft bekam zum ersten Mal über große Teile des Spiels ihre Grenzen aufgezeigt und bestätigte ihren Trainer Ralf Rangnick, der vor der Partie noch gesagt hatte: "Wir sind eine sehr gute Mannschaft, aber wir sind keine Spitzenmannschaft."