Stuttgart stoppt Herthas Höhenflug

Von Stefan Rommel / Haruka Gruber
Stuttgarter Jubel über das 2:0 gegen Spitzenreiter Hertha BSC Berlin
© Getty

Der VfB Stuttgart hat den Höhenflug von Spitzenreiter Hertha BSC Berlin gestoppt. Die Schwaben siegten im Spitzenspiel des 25. Spieltags verdient mit 2:0 (0:0) und bleiben damit auf Tuchfühlung zu den UEFA-Cup-Plätzen.

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Vor 50.000 Zuschauern in der Mercedes-Benz-Arena erzielten Cacau (47.) und Sami Khedira (51.) die Tore für die Stuttgarter.

Der VfB bleibt Sechster in der Tabelle, rückt den fünftplatzierten Hoffenheimern aber bis auf zwei Punkte auf die Pelle.

Für Berlin war es die zweite Niederlage im Jahr 2009. Der Vorsprung der Hertha auf die Konkurrenz aus München und Wolfsburg beträgt durch die Pleite nur noch einen Zähler.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Der VfB mit einigen Änderungen im Vergleich zur Vorwoche. Tasci ist nach seiner Sperre in der Innenverteidigung zurück. Osorio sitzt deshalb nur auf der Bank. Magnin ersetzt Boka hinten links und Gebhart rückt für Elson ins linke Mittelfeld. Im Sturm erhält Cacau den Vorzug vor Marica.

Bei der Hertha fängt Babic im linken Mittelfeld für den zur U 23 strafversetzten Ebert an. Deshalb rückt Nicu auf die rechte Mittelfeldseite.

8.: Stuttgart spielt auf Abseits, das geht aber schief. Woronin links durch, Boulahrouz greift nur halbherzig an. Schuss aus spitzem Winkel, Zentimeter rechts vorbei.

11.: Das hätte es sein können! Gomez tanzt in seiner hölzernen Art zunächst Cicero, dann Simunic aus. Aus elf Metern schießt er freistehend aber mit 5 km/h direkt in Drobnys Arme.

47., 1:0, Cacau: Lehmann  mit einem hohen Ball auf Gomez, der sich am Strafraum im Kopfballduell gegen Simunic durchsetzt und auf Cacau weiterleitet. Der Brasilianer, von Kaka sträflich vernachlässigt, läuft schön ein und vollendet aus neun Metern per Aufsetzer in das linke Eck.

51., 2:0, Khedira: Hitzlsperger mit der Freistoß-Hereingabe aus dem rechten Halbfeld, am Elfmeterpunkt setzt sich Khedira gegen Simunic und Rodnei durch und trifft mit dem Kopf in die rechte Ecke.

74.: Berlin mit der Ecke von rechts, Kaka springt höher als Gomez, der Kopfball geht um wenige Zentimeter links vorbei.

76.: Stuttgart mit einem Konter aus dem Bilderbuch, Gebhart legt auf Cacau quer, doch der schießt aus zwölf Metern rechts daneben.

80.: Hilbert zwei Meter vor dem Tor frei, haut den Ball aber weit drüber. Unfassbar...

83.: Pantelic plötzlich alleine vor Lehmann, doch der Serbe schießt den Keeper direkt an.

So lief das Spiel: Nach ein paar Minuten des Abtastens übernahm der VfB das Kommando. Besonders im Mittelfeld kamen die Gastgeber mit aggressiv geführtem Zweikampfverhalten immer wieder früh in Ballbesitz. Nur im Abschluss ließen die Schwaben die nötige Konsequenz vermissen und waren nicht zwingend genug.

Berlin mit seinem gewohnten Spiel: Mit mindestens sieben Feldspielern hinter dem Ball und nur vereinzelten Kontern. Diese waren dann aber auch gewohnt gefährlich. So entwickelte sich ein flottes Spiel mit klaren Feldvorteilen für den VfB.

Nach einer halben Stunde hatte die Hertha aber ihr Primärziel erreicht und den VfB so richtig eingelullt. Stuttgart versuchte es viel zu oft durch die Mitte, dort war aber relativ wenig Platz für Kombinationen.

Nach der Pause wurde Stuttgart per Doppelschlag für seine Bemühungen endlich belohnt. Berlin stellte auf Dreierkette um und kam in der Folge etwas aus seinem Schneckenhaus, fand aber nicht die nötigen Mittel, um den VfB zu knacken. Im Gegenteil: Bei den zahlreichen Kontern vergab der VfB einen höheren Sieg leichtfertig.

Der Star des Spiels: Serdar Tasci. In Bremen war die VfB-Innenverteidigung mit Boulahrouz und Osorio ein Hühnerhaufen. Gegen die gefährliche Hertha brachte Tasci im Zusammenspiel mit dem ebenfalls verbesserten Boulahrouz die erhoffte Stabilität.

Der Nationalspieler war der ruhende Pol, behielt auch in brenzligen Situationen immer die Ruhe und überzeugte mit beinahe perfektem Stellungsspiel. Das ganze übrigens vor den Augen von Bundestrainer Joachim Löw...

Die Gurke des Spiels: Das Gegenstück zu Tasci bildete Berlins Kaka. Der Brasilianer rückte nach Friedrichs Verletzung in die Innenverteidigung und erwischte nicht seinen besten Tag. Mit dem ständig rochierenden Cacau hatte Kaka enorme Probleme, beim 0:1 schlief er komplett und ließ seinem Gegenspieler freie Bahn.

Die Lehren des Spiels: Zu was der VfB in der Lage ist, zeigte die Mannschaft nur eine Woche nach dem desaströsen 0:4 von Bremen. Gegen den Spitzenreiter war der VfB in allen Belangen deutlich überlegen.

Sehr auffällig: Stuttgart fand genau die richtige Balance zwischen Cleverness und Aggressivität. Gleich fünf Spieler der Startelf waren mit vier Gelben Karten vorbelastet. Stuttgart brachte das Kunststück fertig und kam ohne eine einzige Verwarnung aus.

Allerdings machten es sich die Schwaben schwerer als nötig. Besonders in der ersten Halbzeit brachten es die Gastgeber nach den vielen frühen Ballgewinnen im Mittelfeld nicht fertig, einen Angriff von vorne bis hinten konzentriert, zielstrebig und vor allem sauber zu Ende zu spielen.

Hertha BSC wurde für seine abwartende Spielweise bestraft. Was in den letzten Wochen gut ging, funktionierte beim VfB nicht mehr. Berlin tat einfach zu wenig, investierte selbst nach dem Rückstand nicht genug, um den Gastgebern richtig gefährlich zu werden. Die Hauptstädter machten ungewohnt viele Fehler und wurden dafür vom VfB bestraft.

Herthas Gebilde erscheint doch noch etwas fragil. Die Ausfälle von Ebert und vor allem Friedrich im Abwehrzentrum konnten die beiden Alternativen Babic bzw. Kaka nicht kompensieren.

Stuttgart - Berlin: Daten & Fakten