Bremen zerlegt den VfB Stuttgart

Von Für SPOX in Bremen: Stefan Rommel
34. Minute, die Führung für Werder: Diego zirkelt einen Freistoß exzellent über die VfB-Mauer
© Getty

Werder Bremen hat seinen Rückrunden-Fluch beendet und am 24. Spieltag der Bundesliga endlich den ersten Sieg im Jahr 2009 gefeiert. Die Hanseaten besiegten den VfB Stuttgart in einem unterhaltsamen Spiel völlig verdient mit 4:0 (1:0) und wahrten dadurch den Kontakt zu den internationalen Plätzen.

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Für den VfB war es dagegen die erste Bundesliga-Niederlage unter Trainer Markus Babbel. Durch das 0:4 verspielte Stuttgart wichtige Zähler im Kampf um einen UEFA-Cup-Platz und bleibt mit 39 Punkten weiter auf Platz sechs.

Werder hat trotz des Sieges mit nunmehr 32 Punkten immer noch elf Zähler Rückstand auf die internationalen Plätze.

Vor 36.000 Zuschauern im Bremer Weserstadion war Bremen insgesamt die aktivere Mannschaft. Spielmacher Diego erzielte mit einem traumhaften Freistoß aus 23 Metern das 1:0 (34.).

Nach dem Wechsel machten Claudio Pizarro (53.) und Markus Rosenberg (59.) den Sack früh zu. Nochmals Rosenberg erhöhte in der 75. Minute sogar noch auf 4:0.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Werder im Vergleich zum UEFA-Cup-Spiel am Donnerstag mit Prödl für den gesperrten Naldo in der Innenverteidigung. Im Mittelfeld rückt Özil nach seiner Verletzung wieder ins linke Mittelfeld und Niemeyer fängt für Tziolis an. Rosenberg bekommt im Sturm den Vorzug vor Almeida. Beim VfB bilden Boulahrouz und Osorio für die verletzten beziehungsweise gesperrten Niedermeier und Tasci die Innenverteidigung. Boka ist nach seiner Verletzung wieder fit und beginnt hinten links.

13.: Boenisch prüft Wiese mit einem Knaller aus 30 Metern. Der Ball geht nur knapp über die Latte. Das wäre das Eigentor des Jahres geworden. Unfassbare Szene! Sagenhaft!

34. 1:0, Diego: Zweifelhafter Freistoß für Werder. Diego ist das relativ egal. Der Brasilianer zwirbelt den Ball aus 23 Metern über die Mauer, an die Unterkante der Latte und von dort aus ins Tor. Ein Traum.

36.: Hilbert mit dem frühen Ballgewinn. Schuss von halbrechts aus 15 Metern. Wiese klärt zur Ecke.

47.: Erste Aktion von Youngster Gebhart. Der 19-Jährige marschiert mutig durchs Mittelfeld, legt für Kollege Träsch auf, und der zieht aus rechter Position sofort ab. 17 Meter waren's wohl. Wiese kann den harten Ball nur wegfausten.

53., 2:0, Pizarro: Diego mit der Hacke auf Pizzaro. Der geht noch ein paar Meter und nagelt den Ball dann aus 23 Metern in den rechten Winkel.

58., 3:0, Rosenberg: Schneller Konter Werder. Diego wartet mit dem Abspiel auf Rosenberg, dann kommt der Ball perfekt. Der Schwede ist schneller als Osorio und spitzelt Lehmann den Ball aus 18 Metern durch die Beine.

62.: Gomez ist links durch. Schöne Flanke an den Fünfer, aber Prödl rettet vor Marica.

75., 4:0, Rosenberg: Wieder wird der Schwede auf die Reise geschickt, wieder ist er frei vor Lehmann und wieder tunnelt Rosenberg Stuttgarts Keeper.

So lief das Spiel: Werder war von Beginn an aggressiv im Zweikampf und hatte den VfB in den ersten 30 Minuten voll im Griff. So gut wie jeder zweite Ball landete bei den Gastgebern, Stuttgart hatte vor allem mit der starken linken Bremer Seite mit dem wuseligen Özil enorme Probleme.

Werders Führung nach gut einer halben Stunde deshalb völlig verdient. Erst danach drehte der VfB etwas mehr auf und fand so langsam besser ins Spiel.

Babbel nahm in der Pause zwei Wechsel vor und durfte sich in seiner Entscheidung bestätigt fühlen. Vor allem der quirlige Gebhart bereitete Bremen in der Defensive enorme Probleme. Der Knockout für den VfB erfolgte innerhalb von sechs Minuten, da Werder seine Chancen konsequent nutzte und der VfB vor dem gegnerischen Tor zu ungefährlich war.

Werder schonte nach dem 3:0 schon seine Kräfte für das schwere Spiel am kommenden Mittwoch beim AS Saint-Etienne und ließ den VfB in der Schlussphase das Spiel machen. Wirklich große Chancen konnten sich die Schwaben aber trotz deutlich mehr Feldanteilen nicht mehr erarbeiten - im Gegenteil war Bremen bei seinen wenigen Kontern zielstrebiger und auch kälter vor dem Tor.

Der Star des Spiels: Diego. Werders aufsteigende Form lässt sich ganz leicht am Brasilianer festmachen - und gegen den VfB erwischte Diego einen Sahnetag. Das Tor zum 1:0: Ein Traum. Die Vorarbeit zum 2:0: technisch perfekt. Die Vorlage zum 3:0: präzise. Diego war überall, fädelte - zusammen mit dem ebenfalls starken Özil - jeden Angriff der Bremer ein und entwickelte selbst eine Menge Torgefahr. Mehr kann man von einem offensiven Mittelfeldspieler nicht erwarten.

Die Gurke des Spiels: Ciprian Marica. Der Rumäne erhielt erneut den Vorzug vor Cacau - ließ aber die in ihn gesteckten Erwartungen erneut unerfüllt. Marica hatte null Bindung zum Spiel, versteckte sich oft hinter dem Gegner und stellte so nur ganz selten eine zweite Anspielstation neben Gomez dar. Seine einzige Chance vergab er kläglich, als ihm der Ball alleine vor Wiese versprang.

Die Lehren des Spiels: Bremen bestätigte seinen Aufwärtstrend eindrucksvoll - und zeigte endlich auch eine vernünftige Chancenverwertung. Im Prinzip war jeder Schuss, der aaufs Tor kam, letztlich auch drin.

Bremen hat endlich auch aus der jüngeren Vergangenheit und aus den Spielen gegen den VfB gelernt, wo die Gastgeber vor allem in den Auswärtsspielen das Stuttgarter Tempo mitgingen und jedes Mal klassisch ausgekontert wurden. Allerdings fiel der Erfolg deutlich zu hoch aus. Ein Lob gebührt Werder-Trainer Thomas Schaaf, der sich gegen den hüftsteifen Tziolis und für Niemeyer entschied und damit in der Besetzung des rechten Mittelfelds gegen den zuletzt sehr starken Elson goldrichtig lag.

Der VfB hätte nach Hoffenheims Patzer in Frankfurt bis auf einen Punkt an die UEFA-Cup-Plätze heranrücken können und verdaddelte die große Chance fahrlässig.

Im Spiel der beiden Mannschaften ohne etatmäßige Innenverteidigung zog Stuttgarts Notbesetzung mit Osorio und Boulahrouz klar den Kürzeren gegen Baumann und den sicheren Prödl. Wenn Stuttgart mit Babbel verliert, dann offenbar auch richtig. Nach dem 1:5 im Pokal gegen die Bayern war das 0:4 schon die zweite herbe Klatsche.

Bremen - Stuttgart: Alle Daten & Fakten