Hoffenheim verschenkt Sieg gegen Bremen

Von Stefan Rommel / Rene Scheufen
Diego (l., gegen Ibertsberger) war Bremens Bester im Spiel bei 1899 Hoffenheim
© Getty

1899 Hoffenheim ist am 23. Spieltag über ein mageres 0:0 gegen Werder Bremen nicht hinausgekommen und hat durch das Remis erneut wichtige Zähler im Kampf um die Meisterschaft verspielt.

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Damit bleibt Hoffenheim auch im fünften Spiel in Folge ohne dreifachen Punktgewinn - und Werder in der gesamten Rückrunde weiter ohne Sieg.

Vor 30.150 Zuschauern in der Rhein-Neckar-Arena in Sinsheim vergab der Aufsteiger in einem insgesamt durchschnittlichen Spiel vor allem in Person von Boubacar Sanogo zu viele Torchancen und liegt jetzt bereits vier Punkte hinter Spitzenreiter Hertha BSC Berlin zurück.

Für die Bremer dürfte die Saison in der Liga bei nunmehr 13 Punkten Rückstand auf einen UEFA-Cup-Platz bereits elf Spieltage vor Schluss mehr oder weniger gelaufen sein.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Hoffenheim mit einigen personellen Umstellungen. Für die gesperrten bzw. verletzten Gustavo, Teber und Salihovic rücken Janker, Compper und Obasi in die Startelf. Janker auf links hinten, Compper in der Innenverteidigung. Dadurch rückt Vorsah wieder ins Mittelfeld, ebenso wie Ibertsberger. Obasi komplettiert den Dreiersturm.

Auch bei Werder einige Wechsel: Für den gesperrten Naldo rückt Bauman in die Innenverteidigung. Für die verletzten Fritz, Frings und Özil drängen Boenisch, Tziolis und erstmals nach langer Verletzungspause auch Hunt ins Team. Almeida bekommt im Sturm den Vorzug vor Rosenberg.

31.: Erste gute Chance des Spiels: Diego auf Hunt. Unter dessen Flanke irrt Haas umher. Almeida mit dem Kopf quer zur Torlinie, Compper rettet vor Pizarro.

32.: Latte! Flanke von Tziolis an den Elfer. Almeida völlig blank, köpft das Ding aber nur an die Oberkante der Latte.

40.: Querpass Obasi von rechts. Ein paar Beine hauen vorbei, Sanogo hält den linken Huf hin. Wiese schon geschlagen, der linke Pfosten rettet.

51.: Dicke Chance. Boenisch flankt von rechts. Null Abstimmung in der Hoffenheimer Innenverteidigung. Pizarro kommt aus zehn Metern völlig frei zum Kopfball, setzt das Ding aber hauchdünn rechts vorbei.

52.: Becks Schussversuch landet bei Sanogo, der im Fallen aus zehn Metern erneut nur den linken Pfosten trifft.

56.: Sanogo schickt Ba. Der scheitert an Wiese. Der Abpraller landet bei Sanogo und der trifft... zum dritten Mal den linken Pfosten.

66.: Pizarro macht drei Gegenspieler nass und zieht aus 23 Metern ab. Haas mit einer glänzenden Parade, er hat den Schuss aufs linke Eck.

75.: Den muss er machen! Flanke Tziolis von rechts. Jaissle lässt Pizarro laufen, aber der hämmert das Ding volley aus acht Metern drüber.

79.: Rosenberg bedient Pizarro, der aus 20 Metern flach abzieht. Haas ist unten und hält den Ball fest.

85.: Perfekter Konter der Gastgeber. Eduardo mit dem genialen Pass in die Tiefe auf Ba, doch der scheitert am herausstürzenden Wiese.

So lief das Spiel: Das Spiel begann recht flott, besonders Hoffenheim fand sehr schnell in die Partie. Werder schaute sich das Ganze erstmal an und initiierte nach zehn Minuten selbst einige klug vorgetragene Angriffe. Entscheidende Figur war dabei Diego, über den jede Attacke der Gäste lief.

Mit zunehmender Spieldauer erarbeiteten sich die Gäste ein leichtes Übergewicht, ohne allerdings wie Hoffenheim selbst zu großen Torchancen zu kommen. So entwickelte sich ein technisch recht anspruchsvolles, aber insgesamt eher durchschnittliches Bundesligaspiel.

Probleme hatte Werder, wenn Hoffenheim schnell von Abwehr auf Angriff umschaltete. Jensen und Pasanen brachten sich dadurch mit unnötigen Fouls und den daraus resultierenden Gelben Karten früh in Bedrängnis.

Die zweite Halbzeit sprühte von Beginn an nur so vor Torchancen. Beide Mannschaften ließen sich teilwiese zu ihrem betörenden Offensivspiel hinreißen, wobei Hoffenheim in seiner Spielanlage deutlich mehr Struktur hatte.

Fast im Minutentakt gab es Möglichkeiten auf beiden Seiten, wobei die Gastgeber in ihren Aktionen sehr viel Pech hatte. Nach gut einer Stunde nahm das Tempo wieder ab, Werder kam über die Zweikämpfe wieder ins Spiel und hatte mehr Ballbesitz.

In der Schlussphase drängten die Gäste sogar noch mehr auf den Siegtreffer.

Der Star des Spiels: Carlos Eduardo blüht in seiner Rolle als zentraler Spielmacher immer mehr auf. In Rangnicks 4-2-1-3-System durfte sich der Brasilianer hinter den Spitzen und frei von allen Deckungsaufgaben frei entfalten und zeigte sein Ausnahmekönnen in fast jeder Aktion. Eduardos Spiel erscheint nicht so spektakulär wie etwa das seines Landsmanns Diego, aber eben ungeheuer effektiv und um einiges geradliniger als das des bisweilen Diego.

Die Gurke des Spiels: In den letzten Wochen gab es heftige Diskussionen um Christoph Janker und die so genannte Doping-Affäre bei der TSG. Gegen Werder kam Janker nach Ewigkeiten mal wieder auf der linken Abwehrseite zum Einsatz, konnte seine Chance aber definitiv nicht nutzen. Dem 23-Jährigen fehlte es an Spieltempo und Ballfertigkeit. Nicht umsonst sah sich die TSG in der Winterpause auf der Position nach einer Alternative für Ibertsberger und Janker um. Noch scheint Fabricio aber nicht soweit zu sein.

Die Lehren des Spiels: Was beide Mannschaften an Chancen liegen ließen, war schon mehr als fahrlässig. Die Partie hätte gut und gerne auch 2:2 oder 3:3 enden können, aber von insgesamt 37 Torschüssen auf beiden Seiten wollte keiner seinen Weg ins Tor finden.

Hoffenheim kam wie schon gegen Dortmund in der Vorwoche etwas von seinem Grundgedanken weg, das Spiel ständig selbst machen zu wollen und verlegte sich geschickt auf gefährliche Konterattacken. Nur 42 Prozent Ballbesitz unterstreichen diese "neue Taktik".

Der Aufsteiger hat in der Defensive trotz verstärktem Augenmerk weiterhin enorme Probleme mit den Standards. Bei jedem Bremer Freistoß oder Eckball brannte es lichterloh, verstärkt wurde der unsichere Eindruck vom teilweise indisponierten Haas im Tor.

Werder kann sich jetzt eigentlich getrost auf seine beiden Pokalwettbewerbe konzentrieren. Über die Bundesliga erscheint eine Qualifikation für den internationalen Wettbewerb so gut wie ausgeschlossen - trotz deutlich aufsteigender Form.

Hoffenheim - Bremen: Daten & Fakten