Mal wieder ein Hauch von Hollywood

Von Thomas Gaber
Martin Demichelis setzte den Schlusspunkt unter einen überzeugenden 5:1-Erfolg der Bayern
© Getty

5:1, Tabellenplatz zwei: Jürgen Klinsmann sitzt wieder fester im Sattel. Die Stimmung bei den Bayern ist auch wieder gut, die Konkurrenz wird nicht ernst genommen. Und die Spieler geben zu, nicht nur für sich und den Verein gewonnen zu haben.

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Am Ende hätte sogar beinahe noch Landon Donovan getroffen. Nur ein unmenschlicher Reflex von Nationaltorhüter Robert Enke verhinderte ein hollywoodeskes Happyend des wenig erfolgreichen Aufenthalts des US-Amerikaners in München.

Donovan ist bekanntlich nach vier Monaten bei den Bayern durchgefallen. Neulich in Bremen spielte er einen Steilpass, als trage er Ski- statt Stollenschuhe.

Podolski trifft

Der 5:1-Sieg des FC Bayern gegen Hannover 96 hatte aber auch ohne Donovan-Tor genügend Potenzial für einen Platz in einem Hollywood-Streifen. Der lang verschmähte Daniel van Buyten erzielte den Ausgleich. Der lang verschmähte Lukas Podolski erzielte sein erstes Bundesligator seit November 2008. Selbst der zuletzt stark kritisierte Martin Demichelis traf und Bastian Schweinsteiger schlug als Vertreter des maladen Franck Ribery erstklassige Standards. Ganz schön dick aufgetragen. Fast schon kitschig.

Beim FC Bayern München ist eben nichts normal in diesen Wochen. Bereits zum dritten Mal schoss die Mannschaft im Jahr 2009 fünf Tore in einem Pflichtspiel. Dazwischen lagen aber beschähmende Aufritte wie gegen den 1. FC Köln oder wie letzten Mittwoch gegen Bayer Leverkusen.

Mannschaft spielt für den Trainer

Das Aus im DFB-Pokal beförderte Trainer Jürgen Klinsmann frontal in die Schusslinie. Seine Spieler haben ihn gegen Hannover nicht im Stich gelassen.

"Ich für meine Person stehe voll und ganz hinter dem Trainer. Ich bin froh und auch glücklich, nicht nur für uns, sondern auch für ihn, dass wir gewonnen haben", sagte Torhüter Michael Rensing.

"Leverkusen war ein Scheißspiel. Deswegen war Hannover schon eine Art Schicksalsspiel", so Rensing. Nicht für den Trainer - wenn man den Verantwortlichen glauben darf. Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge sagte bei Premiere, dass man Klinsmann nach wie vor total vertraue.

Zurück zur Basis

Die Mannschaft sucht die Fehler bei sich selbst. "Wir Spieler sind dafür verantwortlich, wenn es nicht läuft", sagte van Buyten. Gegen Hannover lief alles schon viel besser. Van Buyten hat dafür eine einfache Erklärung. "Tricks auf dem Platz bringen uns nicht weiter. Wir können nur erfolgreich sein, wenn wir die grundlegende Dinge im Fußball beherzigen. Laufen, aggressiv gegen den Ball spielen", so der Belgier. Zurück zur Basis, sozusagen. Oder: Malochen statt zaubern.

"Wir haben uns in der Bundesliga in der Rückrunde total dumm angestellt. Da ist es mir sogar egal, dass wir wieder nicht zu Null gespielt haben. Hauptsache, wir haben gewonnen", sagte Rensing. Wie der Torhüter forderten auch Miroslav Klose, Philipp Lahm und Klinsmann abermals eine Siegesserie. "Wir dürfen nicht ständig davon reden, sondern müssen es endlich in die Tat umsetzen", so Rensing.

Der Sieg gegen Hannover sei nur "ein ganz kleiner Schritt" in die richtige Richtung gewesen, meinte Miroslv Klose. Immerhin habe die Mannschaft verstanden, dass "es fünf vor zwölf ist", so der Torschütze zum 2:1.

Rensing glaubt nicht an Berlin

Trotz allem: Der Rückstand auf die Tabellenspitze hat sich punktemäßig nicht verbessert. Hertha BSC Berlin ist weiterhin vier Zähler voraus. Die Bayern fühlen sich aber dennoch als Sieger des Spieltags. "Keine Mannschaft hat die Qualität, sich abzusetzen. Auch Hertha ist nicht konstant", glaubt Rensing.

Die Münchner Selbstüberzeugung hat scheinbar nicht gelitten durch die Niederlagen in den letzten Wochen. Ein Heimsieg gegen das schwächste Auswärtsteam der Liga hat gereicht, dass die Stimmung laut Klinsmann wieder "bestens" ist.

Der Coach sparte nicht mit Komplimenten: "Wir haben eine eindrucksvolle Reaktion gezeigt und auch in der Höhe verdient gewonnen." Podolski bekam gar ein Extralob. "Mich hat gefreut, dass Lukas heute ein Tor gemacht, Fouls herausgeholt hat und auch im Passspiel immer wieder involviert war. Das ist natürlich die beste Medizin für den Sturm", so Klinsmann.

Klinsi: "Lassen nicht locker"

Die beste Medizin für den Trainer wären weitere Siege. Klinsmann weiß, dass er deutscher Meister werden muss, wenn er in der nächsten Saison in Ruhe arbeiten will.

"Wir lassen nicht locker. Hertha ist vorne weg und muss eingeholt werden. Wir werden uns da auch richtig ins Zeug legen. Wir haben noch alle Möglichkeiten, um deutscher Meister zu werden", sagte Klinsmann.

Permanent kritisiert zu werden und am Ende doch Meistertrainer sein? Das wäre wahrlich ein hollywoodreifes Happyend.

Bayern München - Hannover 96: Daten und Fakten