Höchster Saisonsieg für Klinsmann

Von Für SPOX in der Allianz Arena: Thomas Gaber // Florian Bogner
Das 3:1: Hamit Altintop (rechts) erzielte sein erstes Bundesliga-Tor für Bayern seit dem 23.9.2007
© Getty

Der FC Bayern München hat seine Talfahrt durch einen überzeugenden 5:1 (3:1)-Sieg gegen Hannover 96 am 23. Spieltag der Bundesliga gestoppt und Trainer Jürgen Klinsmann ein paar angenehmere Tage beschert.

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Vor 69.000 Zuschauern in der ausverkaufen Allianz Arena erzielten Daniel van Buyten (20.), Miroslav Klose (25.), Hamit Altintop (34.), Lukas Podolski (73.) und Martin Demichelis (89.) die Tore für die Münchner, die nach zuletzt drei sieglosen Spielen endlich wieder einen Dreier einfuhren.

Hannover 96 verlor das zehnte von elf Auswärtsspielen. Damit bleibt die Elf von Trainer Dieter Hecking mit nur einem Punkt das schwächste Team in fremden Stadien und steckt weiterhin im Abstiegskampf fest.

Hecking: "Ein naives Spiel meiner Mannschaft"

Die Bayern schoben sich hingegen durch den höchsten Saisonsieg punkt- und torgleich mit 1899 Hoffenheim auf Platz zwei der Tabelle.

"Jetzt ist der Blick auf die Tabelle wieder angenehmer, aber es bleibt noch einiges zu arbeiten in nächster Zeit, damit wir am Ende deutscher Meister werden", sagte Klinsmann. "Die Mannschaft fährt mit einem Kompliment von mir nach Hause."

Hannover-Coach Dieter Hecking schimpfte dagegen wieder mal über "ein naives Spiel meiner Mannschaft. Wir haben nach der Führung den Gegner geradezu zu Toren eingeladen. So haben wir uns fast obligatorisch die Auswärtsniederlage abgeholt."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Bayern ohne die verletzten Franck Ribery, Luca Toni und Tim Borowski sowie ohne den gelb-gesperrten Kapitän Mark van Bommel. Dafür feiert Philipp Lahm sein Comeback. Klinsmann setzt wieder auf ein 4-4-2 mit Lukas Podolski als zweitem Stürmer. Bastian Schweinsteiger rückt auf die linke Seite, Daniel van Buyten in die Innenverteidigung und Martin Demichelis ins defensive Mittelfeld. Hannover tritt mit derselben Elf an, die am 22. Spieltag 1:0 gegen Leverkusen gewann.

12.: Oddo macht Tarnat rechts im Strafraum naß, gibt den Ball flach und scharf in den Fünfer. Klose rutscht um einen halben Meter vorbei.

15., 0:1, Stajner: Langer Ball von Bruggink links raus auf Stajner. Lucio ist dabei - und rutscht aus. Stajner zieht mit einer Körpertäuschung nach innen und schlenzt den Ball ganz gefühlvoll rechts unten ins Tor.

20., 1:1, van Buyten: Schweinsteiger zieht einen Freistoß von links mit rechts an den Fünfer. Van Buyten ist höher als Fahrenhorst, wuchtet den Ball per Kopf in den kurzen Winkel.

25., 2:1, Klose: Wie beim 1:1 schlägt Schweinsteiger einen Freistoß von links mit rechts vors Tor. Alle Hannoveraner bleiben stehen, am langen Pfosten sprintet Klose in den Ball und versenkt ihn mit dem Kopf rechts unten.

34., 3:1, Altintop: Langer Ball auf rechts, Klose direkt mit dem Kopf in den Lauf von Altintop. Der zieht in den Strafraum, tanzt den dilettantischen Fahrenhorst aus und schiebt Enke dann freistehend den Ball mit links durch die Hosenträger.

36.: Klose alleine auf dem Weg gegen Enke, spitzelt den Ball vorbei, wird dann vom Keeper umgemäht. Elfmeter? Drees gibt Abstoß. Knifflig!

56.: Ze Roberto tanzt am Sechzehner Samba mit dem eingewechselten Rausch, dreht sich einmal um die Achse und schlenzt den Ball dann aufs linke Eck - Zentimeter vorbei.

58.: Demichelis direkt in den Lauf von Podolski. Frei am Sechzehner probiert es Poldi mit dem linken Außenrist - knapp rechts vorbei.

71.: Abspielfehler Demichelis im Mittelfeld. Stajner geht rechts ab, legt den Ball mustergültig quer. Aber Rosenthal schießt aus drei Metern nur ans Außennetz.

73., 4:1, Podolski: Kurze Ecke von Schweinsteigeri auf Ze Roberto. Der hat so viel Platz. Flanke von links an den Fünfer, Podolski höher als Andreasen, Kopfball - drin! Enke chancenlos.

86.: Ottl flankt den Ball von rechts von der Torauslinie butterweich zurück an den Elfmeterpunkt. Donovan nimmt den Ball volley, Enke pariert bärenstark gegen die Laufrichtung.

89., 5:1, Demichelis: Wieder eine kurze Ecke, diesmal von rechts. Ze Roberto an den Fünfer, Demichelis schneller als Cherundolo, Kopfball - drin. Enke verzweifelt.

So lief das Spiel: Nach vier Sekunden die erste Grätsche, nach 33 Sekunden die erste Chance: Ze Roberto war der Spieler der ersten halben Minute. Die Bayern begannen druckvoll und deutlich engagierter als im Pokal gegen Leverkusen. Hannover hielt dagegen. Die Bayern erspielten sich ein paar Chancen, das Tor fiel aber mal wieder auf der anderen Seite. Doch diesmal schlugen die Münchner zurück. Zwei brillant getretene Freistöße von Schweinsteiger ermöglichten zwei Kopfballtore und die 2:1-Führung. Die Gastgeber blieben dran und erhöhten durch Altintops erstes Saisontor auf 3:1. Hannovers Abwehr wirkte phasenweise hilflos, vor allem bei Standards.

Auch nach der Pause legten die Bayern gleich wieder den Vorwärtsgang ein. Ze Roberto und Podolski verpassten eine vorzeitige Entscheidung. Hannover half auch die Einwechslung von Mikael Forssell als zweiten Stürmer nichts. Die Bayern hatten die Partie bis zum Schlusspfiff im Griff und hätten noch höher gewinnen können.

Der Star des Spiels: Daniel van Buyten. Der Belgier empfahl sich einmal mehr für einen festen Platz in der Viererkette. In Kopfballduellen unschlagbar, sowohl hinten als auch vorne. Van Buyten überzeugte mit gutem Stellungsspiel und einer brauchbaren Spieleröffnung. Im Gegensatz zu Nebenmann Lucio nicht zappelig, sondern besonnen in seinen Aktionen. Ebnete den Bayern mit dem 1:1 den Weg zum Sieg.

Die Gurke des Spiels: Frank Fahrenhorst. Leverkusens Sturmduo Patrick Helmes/Stefan Kießling biss sich letzten Samstag die Zähne am 96-Innenverteidiger aus. In München war Frank wieder "Gefahrenhorst" und stellvertretend für eine ganz schwache Abwehrleistung von Hannover. Fahrenhorst verlor viele Zweikämpfe - am Boden und in der Luft - und leistete sich zudem einige Stock- und Konzentrationsfehler. Die Krönung war, wie er von Altintop beim 3:1 wie ein Schuljunge vorgeführt wurde.

Die Lehren des Spiels: Bayerns "zweiter Anzug" hat Jürgen Klinsmann - zumindest vorerst - aus der Schusslinie genommen. Spielerisch wollte nicht alles gelingen, aber wenigstens stimmten Einsatz, Wille und Opferbereitschaft, auch mal Fehler der Mitspieler zu korrigieren. Ohne Allheilmittel Ribery, der von Schweinsteiger vernünftig vertreten wurde, war das Spiel der Bayern nicht so linkslastig.

Ze Roberto bewies erneut, dass er links in der Viererkette absolut verschenkt und im defensiven Mittelfeld unverzichtbar ist. Zudem verbesserten sich die Bayern im Torabschluss und ließen nur zu Beginn des Spiels einige Chancen liegen. Die Defensive war gegen harmlose Gäste kaum gefährdet, individuelle Fehler gab es trotzdem wie vor Stajners 0:1, als sich Lucio düpieren ließ.

Hannover setzte seine Serie der schlimmen Auftritte in der Fremde fort. Daran änderte auch das Führungstor nichts. Die Schwäche bei Standards ist eklatant. In München kassierte 96 bereits die Kopfballgegentore acht bis elf in dieser Saison.

Schlaudraff war lange Zeit als einziger Angreifer die ärmste Sau, Arnold Bruggink in der Rolle des Ballverteilers überfordert. Hannover sollte sich im Abstiegskampf nicht nur auf seine Heimstärke verlassen, sondern irgendwann auch mal auswärts punkten.

Bayern - Hannover: Daten & Fakten