Köln verschenkt Sieg gegen Bielefeld

Von Philipp Dornhegge / Stefan Rommel
Augen zu und durch: Kölns Ehret (l.) im Luftkampf mit Bielefeld-Kapitän Wichniarek
© Getty

Der 1. FC Köln hat am 22. Spieltag der Bundesliga einen weiteren großen Schritt in Richtung Klassenerhalt verpasst. Der Aufsteiger kam eine Woche nach dem überraschenden 2:1-Sieg beim FC Bayern München gegen Arminia Bielefeld nicht über ein 1:1 (1:1) hinaus. Mit 29 Punkten bleibt der aber dennoch im gesicherten Mittelfeld.
 

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Die Arminia ergatterte sich einen wichtigen Punkt im Abstiegskampf und steht zumindest vorübergehend auf Rang 14.

Vor 50.000 Zuschauern im RheinEnergie-Stadion war der Portugiese Petit bereits in der 15. Minute per Kopfball erfolgreich. Den schmeichelhaften Ausgleich für die Gäste erzielte Chris Katongo kurz vor der Pause (43.).

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Köln mit derselben Aufstellung wie beim Sieg in München. Bei Bielefeld dagegen zwei Veränderungen: Für den Gelb gesperrten Kauf rückt Kucera ins defensive Mittelfeld. Dessen Platz in der Innenverteidigung nimmt Herzig ein. Lamey fällt kurzfristig auch noch aus. Dafür verteidigt Bollmann rechts hinten.

15., 1:0, Petit: Schöner öffnender Pass von Matip auf Ehret. Der flankt von der Torauslinie in den Rücken der Abwehr. Petit rauscht ran und versenkt den Ball aus elf Metern per Kopf unhaltbar ins linke untere Eck.

17.: Novakovic zirkelt einen direkten Freistoß aus 22 Metern in die Torwartecke. Eilhoff klatscht in die Mitte ab, Vucicevic köpft anschließend aus spitzem Winkel hauchdünn vorbei.

37.: Einen Freistoß aus dem linken Halbfeld zieht Schuler scharf vor das Tor, am langen Pfosten läuft Wichniarek Brecko davon und setzt zum Flugkopfball an. Der Pole verfehlt das lange Eck nur um Zentimeter!

43., 1:1, Katongo: Brecko will einen Querpass spielen, haut die Kugel aber Nebenmann Geromel in die Beine. Der ist völlig überrascht, Katongo schaltet am schnellsten und fackelt aus 22 Metern nicht lange. Überlegt schlenzt er den Ball an Mondragon vorbei flach in die rechte Ecke.

86.: Ishiaku flach zur Mitte. Broich legt mit der Hacke zurück auf Vucicevic. Der spitzelt den Ball aber aus sechs Metern links am Tor vorbei.

So lief das Spiel: Beide Mannschaften zu Beginn sehr abwartend. Bielefeld igelte sich tief in der eigenen Hälfte ein und überließ Köln große Teile des Mittelfelds. Und trotzdem kam Köln gleich mit der ersten Chance zur Führung - was die Arminia aber keineswegs dazu bewegte, von ihrem Stil abzuweichen.

So hatte der FC deutlich mehr Ballbesitz, Bielefeld war bei seinen wenigen Kontern ungefährlich und insgesamt viel zu passiv. Aus dem völligen Nichts deshalb auch der Ausgleich nach einem Blackout von Brecko und Geromel.

Auch in der zweiten Halbzeit versteckten sich die Gäste, standen aber in der Deckung etwas besser. Köln spielte lange nicht so druckvoll wie in den ersten 45 Minuten. Es entwickelte sich ein Spiel auf überschaubarem Niveau mit wenigen Höhepunkten, allerdings auch mit unnötig viel Hektik durch kleine Nickeligkeiten.

Erst in der Schlussphase zog das Tempo wieder ein wenig an und Köln riskierte mehr. Allerdings blieben die ganz großen Torchancen aus.

Der Star des Spiel: Chris Katongo. Der Mann aus Sambia war auffälligster Akteur der Arminia. Katongo behauptete den Ball stark und war geschickt im Eins gegen Eins. Als hängende Spitze stieß er immer mal wieder geschickt ins Angriffszentrum, bei Ballbesitz Köln war Katongo erster Störspieler im Mittelfeld und ließ sich bei Bedarf auch weit zurückfallen. Die Krönung einer starken Leistung war der schöne Schlenzer zum Ausgleich kurz vor der Pause - Katongos zweiter Saisontreffer.

Die Gurke des Spiels: Radim Kucera. Durch den Ausfall von Kauf rückte Kucera aus der Innenverteidigung eine Reihe weiter nach vorne. Neben Marx sollte der Tscheche im defensiven Mittelfeld aufräumen. Wirklich gelungen ist ihm dies nur sehr selten. Kucera stand bei langen Bällen oft falsch im Raum und war am Boden gegen die quirligen Ehret und Vucicevic im Zweikampf nicht bissig genug. Über Kuceras Seite initiierte Köln die meisten Angriffe, auch beim Spielzug vor dem 1:0 kam Kucera zu spät.

Die Lehren des Spiels: Köln hat einen Heimkomplex. Seit dem 7. November letzten Jahres wartet der FC auf einen Heimsieg (2:1 gegen Hannover) - und steckt trotzdem nicht im Abstiegskampf. Köln tut sich extrem schwer, wenn es das Spiel selbst gestalten muss. Nicht umsonst stehen zwölf Heimpunkten schon satte 16 Auswärtszähler gegenüber.

Das Spielsystem mit nur einer nominellen Spitze ist zu statisch, Vucicevic als einzig wirklicher Kreativkopf mit der Spielgestaltung gegen defensiv ausgerichtete Gegner wie Bielefeld überfordert. Erst tief in der zweiten Halbzeit reagierte Trainer Daum, brachte mit Radu eine zweite Spitze, mit Broich einen zweiten Regisseur und verzichtete auf die Doppel-Sechs-Variante vor der Abwehr.

Bielefeld ließ zu große Räume zwischen den einzelnen Positionen, vor allem im Mittelfeld und auf den defensiven Außen. Hier fehlte die Aggressivität von Kapitän Kauf an allen Ecken und Ende.

Und trotzdem unterstrich die Arminia erneut, wie unbequem sie auf fremden Plätzen zu spielen ist. Wenn jetzt auch noch in den Heimspielen die nötigen Siege eingefahren werden, hat die Arminia mit dem Abstiegs nichts zu tun.

Köln - Bielefeld: Daten & Fakten