Bayern rettet Punkt in Unterzahl

Von Thomas Gaber / Florian Bogner
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© Getty

Borussia Dortmund und der FC Bayern München trennten sich am 2. Bundesliga-Spieltag gerecht mit 1:1 (1:0). Jakub Blaszczykowski hatte Dortmund in Führung gebracht, Tim Borowski für den FC Bayern ausgeglichen. Der Münchner Kapitän Mark van Bommel sah die Gelb-Rote Karte.

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München - Der FC Bayern München hat einen Fehlstart in die Bundesliga abgewendet, bleibt aber auch nach zwei Spieltagen ohne Sieg. Bei Borussia Dortmund kam der deutsche Meister nach 67 Minuten in Unterzahl nicht über ein 1:1 (0:1) hinaus.

Vor 80.552 Zuchauern im ausverkaufen Signal Iduna Park brachte Jakub Blaszczykowski den BVB mit seinem zweiten Saisontreffer in Führung (9.), der eingewechselte Tim Borowski erzielte mit seinem ersten Pflichtspieltor für Bayern den Ausgleich (74.).

Gelb-Rot für van Bommel

"Am Anfang waren wir die bessere Mannschaft und haben gut losgelegt. Wir müssen aber lernen, das auch über 90 Minuten abzureißen", sagte BVB-Coach Jürgen Klopp.

Schon in der ersten Halbzeit musste Bayern-Kapitän van Bommel vorzeitig vom Feld, weil er nach einem Ellenbogenschlag gegen Nelson Valdez die Gelb-Rote Karte sah (23.).

"Das war keine Absicht", sagte van Bommel. Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann nahm seinen Kapitän in Schutz: "Er ist kein Sicherheitsrisiko. Er wollte seine Leaderqualitäten unter Beweis stellen."

Mit vier Punkten aus zwei Spielen hält Dortmund Anschluss an die Bundesliga-Spitze. Bayern hängt hingegen mit nur zwei Zählern aus zwei Partien hinter den Erwartungen zurück.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Zidan beim BVB im Sturm neben Valdez, Schmelzer spielt für den verletzten Dede und im Tor Ziegler für Weidenfeller. Bei Bayern ersetzt Toni Podolski im Angriff, Ottl und Schweinsteiger im Mittelfeld Ze Roberto und Kroos.

 

2.: Zidan erstmals am Ball, lässt rechts am Sechzehnereck Lahm aussteigen, schießt dann aber van Buyten an.

9., 1:0, Blaszczykowski: Was für ein Gerät! Kuba läuft von rechts ein, Lahm stört gar nicht, Lucio nicht energisch genug. Kuba spielt mit Valdez kurz Billard und jagt den Ball dann aus 17 Metern mit dem rechten Außenrist in den linken Winkel. Überragend!

23., Gelb-Rot,  van Bommel: Drei Minuten nach der Gelben Karte sieht der Bayern-Kapitän zum zweiten Mal den Karton und muss runter. So war's passiert: Van Bommel legt sich den Ball an Hajnal vorbei und wischt ihm dann im Vorbeilaufen mit dem Arm über den Scheitel. War's Absicht? Schwer zu sagen!

36.: Ecke Bayern von rechts. Kringe verlängert unfreiwillig auf Lucio, dessen Volleyschuss bleibt an Kehl hängen. Hätte sonst gepasst!

39.: Zidan dribbelt von links in den Strafraum, legt auf Hajnal. Auch der schlägt zwei Haken und zieht ab, Rensing pariert im kurzen Eck. Alle Bayern schauen zu.

46.: Der eingewechselte Borowski hat über rechts ein wenig Platz, zieht zum Tor, verzieht dann aber rechts neben die Kiste.

61.: Das musste das 2:0 sein!!! Nach einer Ecke kommt Kringe einen Meter vor dem Tor frei zum Schuss, aber Schweinsteiger wehrt den Ball auf der Linie ab!

69.: DIE Chance zum Ausgleich! Nach einem Freistoß von Kroos kriegt der BVB den Ball nicht raus. Schweinsteiger kommt am Fünfer zum Abschluss, murmelt seinen Volleyschuss aber über die Latte.

74., 1:1, Borowski: Irgendwie aus dem Nichts. Ecke Kroos von rechts. Lucio legt am langen Pfosten den Ball per Kopf in die Mitte, und Borowski murmelt den Ball irgendwie an vier Dortmundern vorbei über die Linie.

So lief das Spiel: Die Bayern übernahmen zu Beginn das Kommando und probierten es vermehrt mit langen Bällen auf Luca Toni. Dortmund zog sich zurück, schaltete in Ballbesitz blitzschnell um und setzte Bayerns linke Abwehrseite mit dem anfangs indisponierten Lahm unter Druck. Auch Kubas Tor wurde über die rechte Dortmunder Seite eingeleitet.

Nach van Bommels Platzverweis verlor Dortmund kurzzeitig die Übersicht, ließ aber zunächst keine Bayern-Chance zu. Die gab es nach der Pause in Hülle und Fülle. Erst Borowski (46.), wenig später zwei Mal van Buyten per Kopf. Dortmund konnte sich kaum noch befreien und gab das Mittelfeld komplett preis. Klinsmanns System-Umstellung mit nur noch einer Spitze und den spielstarken Schweinsteiger, Altintop und Borowski funktionierte.

Kringe hätte die Partie entscheiden müssen, Borowski besorgte den letztlich verdienten Ausgleich.

Star des Spiels: Neven Subotic. Der 19-jährige Innenverteidiger des BVB legte Luca Toni an die Kette, kam dabei weitgehend mit fairen Mitteln aus und überzeugte mit exzellentem Stellungsspiel. Zudem leitete Subotic einige Dortmunder Angriffe mit klugen diagonalen Pässen ein. Lampenfieber, Nervosität? Fehlanzeige. Subotic spielte sehr abgezockt gegen den überaus berühmten Gegner.

 

Gurke des Spiels: Mark van Bommel. Klinsmann ernannte den Niederländer zum Kapitän, weil er ihn für diese Aufgabe prädestiniert hielt. Bereits im zweiten Bundesligaspiel missbrauchte van Bommel das Vertrauen. Zwischen seiner ersten Gelben Karte (Foul an Kehl) und der zweiten (Ellbogenschlag gegen Valdez) lagen gerade mal 3:07 Minuten. Absicht hin oder her - gerade der Kapitän muss in hitziger Atmosphäre kühlen Kopf bewahren. Es war van Bommels dritter Platzverweis in den letzten zehn Bundesligaspielen. Sein Ansehen und sein Ruf haben stark gelitten. 

Lehren des Spiels: Dortmund verpasste den perfekten Start, die Bayern vermieden die erste Pleite und viel Ärger in der kommenden Woche. Klinsmanns System-Änderung mit Doppel-6 statt Raute im Mittelfeld brachte nicht den gewünschten Effekt, die Lücken in der Defensive blieben.

Auch die Maßnahme, den zuletzt starken Podolski aus dem Team zu werfen und Klose eine weitere Chance zu geben, ging nach hinten los. Der Ex-Bremer ist nach wie vor ein Schatten seiner selbst. Kämpferisch ist den Bayern kein Vorwurf zu machen, von der Unterzahl war nichts zu merken.

Dass beim BVB etwas gutes heranwächst, konnte man schon beim 3:2 in Leverkusen erahnen. Gegen die Bayern verzichtete der BVB auf ein Offensivspektakel und hielt lieber hinten den Laden dicht. Allerdings fehlte den Dortmundern die nötige Konzentration, Cleverness und auch Klasse, ein Spiel gegen zehn Mann nach Hause zu bringen.