Saglik rettet Wolfsburg

Von Haruka Gruber / Stefan Moser
VfL Bochum - VfL Wolfsburg 2:2
© Getty

Und täglich grüßt das Wolfsburger Comeback: Der VfL Wolfsburg drehte wie beim Saisonauftakt gegen den 1. FC Köln erneut eine Partie. Am 2. Bundesliga-Spieltag lagen die Wölfe beim VfL Bochum bereits mit 0:2 hinten - und kamen am Ende immerhin zu einem 2:2-Unentschieden.

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München - Dank einer Leistungssteigerung in der zweiten Hälfte hat der VfL Wolfsburg beim VfL Bochum nach einem 0:2-Rückstand noch ein 2:2 erreicht.

Vor 20.000 Zuschauern im rewirpowerSTADION erzielte Stanislav Sestak (12.) die frühe Bochumer Führung.

Nach dem 2:0 durch Christoph Dabrowski (50) erzielte Ricardo Costa (51.) postwendend den Anschlusstreffer. Joker Mahir Saglik (69.) machte das 2:2 perfekt.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: VfL-Coach Magath reagiert auf die Stürmer-Not und stellt mit Dejagah und Misimovic nur zwei gelernte Offensivkräfte auf.

7.: Freier dreht sich mit dem Rücken zum Tor um Gegenspieler Schäfer und zieht mit Links aus 16 Metern ab. Benaglio pariert mit Mühe zur Ecke.

12., 1:0, Sestak: Wolfsburg spielt auf Abseits. Problem: Sestak spielt nicht mit. Er startet im richtigen Moment, wird von Imhof angespielt, steht frei vor Benaglio und trifft aus 18 Metern.

20.: Gelb für Dejagah. Erst wird er von Freier am Hals gewürgt, als Antwort keilt er mit dem Unterarm gegen Freier aus.

26.: Freier zieht aus 20 Metern ab, Santana fälscht gefährlich ab. Aber Benaglio ist schnell unten und klärt zur Ecke.

42.: Symptomatisch. Konter für Wolfsburg: 50-Meter-Sprint von Schäfer auf der linken Seite. Am Ende fehlt jedoch die Kraft, die Flanke segelt ins Aus.

50., 2:0, Dabrowski: Azaouagh setzt sich auf dem rechten Flügel schön durch, flankt auf Dabrowski, der am langen Pfosten ohne viel Mühe nur noch einnicken muss. Fader Beigeschmack: Dabrowski stand im Moment der Ballabgabe klar im Abseits.

51., 2:1, Ricardo Costa: Gestocher im Strafraum nach einem langen Ball. Fuchs schießt Ricardo Costa an, und von dessen Schienbein trudelt der Ball aus vier Metern über die Linie.

69., 2:2, Saglik: Dicker Bock von Yahia, der im 16er ein Luftloch schlägt. Misimovic steckt schön für Saglik durch, der aus sieben Metern Fernandes keine Chance lässt.

82.: Fast der Siegtreffer für Wolfsburg: Schäfer spielt Dzeko am Fünfer frei. Doch der zielt genau auf Fernandes.

So lief das Spiel: Guter Start Bochums gegen extrem defensiv ausgerichtete Wolfsburger. Besonders Freier sorgte über rechts für Unruhe, auch wenn nicht alle Aktionen von Erfolg gekrönt waren. Die Wölfe hingegen neben der Spur. Ein Offensivspiel war quasi nicht zu erkennen, zudem offenbarte auch die Defensive - trotz der vorsichtigen Grundausrichtung - einige Unsicherheiten.

Ab Minute 25 glichen sich beide Teams an. Bochum ließ den Gästen mehr Luft zum Atmen, spielte nicht mehr konsequent nach vorne, Wolfsburg versuchte zumindest zaghaft, zum Torabschluss zu kommen.

Die zweite Hälfte begann furios, nach dem Tor-Doppelpack in der 50. und 51. Minute agierten beide Teams jedoch wieder vorsichtiger. Immerhin: Wolfsburg war anders als Bochum die Bemühung anzusehen, konstruktiv nach vorne zu spielen, und kam daher auch verdient zum Ausgleich.

Der Star des Spiels: Mahir Saglik. Prädikat vor dem Saisonstart: Regionalliga-Stürmer. Prädikat nach zwei Bundesliga-Partien: der derzeit beste Joker Deutschlands. Ähnlich wie beim Auftakt gegen Köln kam durch ihn die Wende. Technisch wie aus dem Lehrbuch, wie er beim 2:2 den Ball mit Rechts mitnahm und abgeklärt mit Links einnetzte. Mahir Saglik - diesen Namen muss man sich merken.

Die Gurke des Spiels: Felix Magaths Marschroute. Beim Saisonauftakt gegen Köln setzte Wolfsburgs Trainer anfangs auf ein ineffektives 4-5-1 mit einem überforderten Dejagah als Keilstürmer. Nach dem 0:1-Halbzeitrückstand brachte Magath mit Saglik den einzig fitten Stürmer und drehte die Partie.

Und in Bochum? Erneut ein ineffektives 4-5-1, erneut ein überforderter Dejagah, erneut ein 0:1-Halbzeitrückstand, erneut ein Saglik als Belebung von der Bank. Einziger Unterschied: Diesmal reichten die taktischen Korrekturen in der Pause nicht aus, um die Partie für sich zu entscheiden.

Die Lehren des Spiels: Drittes Pflichtspiel, zum dritten Mal nur durchwachsen: Wolfsburg spielt noch nicht wie eine Spitzenmannschaft. Die Abstimmung zwischen den Mannschaftsteilen passt nicht, zudem merkt man einigen Neuzugängen wie Zaccardo oder Barzagli an, dass sie sich erst einmal an die Bundesliga-Luft gewöhnen müssen.

Was aber positiv stimmt: Die Leistungssteigerungen in Bochum wie auch gegen Köln nach dem Halbzeit-Pfiff. Die Offensivbemühungen sehen zwar nicht nach Champagner-Fußball aus - aber vier Punkte aus zwei Spielen sind okay.

Bochum wiederum wird sich auf eine Saison im unteren Drittel der Liga einstellen müssen. Ordentliche Ansätze in den ersten 30 Minuten, doch hanebüchene Unkonzentriertheiten verhinderten den ersten Saisonsieg. Zumindest ist Trainer Koller um eine Erkenntnis reicher: Ein Azaouagh ist wertvoller, wenn er alleine als Spielgestalter agiert - und sich die Rolle nicht mit Ono teilen muss.