Toni erledigt Hoffenheim

Von Florian Bogner / Andreas Lehner
Bayerns Luca Toni im Kopfballduell mit Hoffenheims Luiz Gustavo
© Getty

Der FC Bayern München hat durch ein spätes Tor von Luca Toni in letzter Minute einen 2:1 (0:0)-Sieg über den Tabellenführer TSG 1899 Hoffenheim gefeiert.

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69.000 Zuschauer in der ausverkaufen Allianz Arena sahen ein Spiel, das auch ohne den großen Offensiv-Schlagabtausch elektrisierte und viel zu bieten hatte.

Hoffenheim ging nach der torlosen ersten Hälfte durch das 18. Saisontor von Vedad Ibisevic nach Vorarbeit von Tobias Weis in Führung (49.), Philipp Lahm glich nach einem Solo über das halbe Feld für den FC Bayern aus (60.). Es war das zweite Saisontor des Nationalspielers. In der Nachspielzeit rettete Luca Toni den Bayern einen glücklichen Sieg.

Hoffenheim bliebt trotz der Niederlage Tabellenführer und strebt weiter sensationell der Herbstmeisterschaft entgegen.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Jürgen Klinsmann lässt überraschend Martin Demichelis draußen und stellt Daniel van Buyten in die Innenverteidigung. Bei Hoffenheim kehren Luiz Gustavo und Chinedu Obasi nach Sperre bzw. Verletzung in die Startelf zurück. Standardspezialist und Topvorbereiter Sejad Salihovic sitzt nur auf der Bank.

7.: Schneller Gegenstoß der Hoffenheimer. Obasi schickt Ba auf rechts. Der lässt van Buyten stehen, geht allein in den Strafraum und zieht aus 13 Metern ab. Rensing ist schnell im linken Eck und hat die Kugel. In der Mitte wäre Ibisevic ganz frei gewesen.

9.: Obasi mit der Flanke von rechts. Ba kommt zwischen van Buyten und Oddo zum Kopfball, aber zwei Meter drüber.

11.: Klasse Angriff der Bayern. Ribery mit dem langen Ball auf Ze Roberto, der lupft den Ball über Compper auf Toni. Aber der Italiener semmelt das Ding aus zehn Metern mit links ans Außennetz!

13.: Langer Ball auf Toni, der legt auf Klose ab. Der mit einem starken, kurzen Anspiel aus der Drehung in den Strafraum. Toni legt den Ball am herausstürmenden Haas vorbei und hakt beim Torwart ein. Meyer lässt weiterspielen. Strittige Szene.

16.: Freistoß für Hoffenheim auf Höhe des linken Strafraumecks. Eduardo bringt den Ball nach innen, Rensing fliegt vorbei, aber Compper ist am zweiten Fünfereck zu überrascht und murmelt den Ball nur Richtung Tor. Lucio klärt nur dürftig bis zum Sechzehner. Aber Meyer pfeift ab, weil Klose verletzt am Boden liegt. Glück für Bayern.

37.: Beck zieht von rechts nach innen und nimmt Gustavo mit. Der zieht aus 27 Metern ab. Der Ball senkt sich gefährlich, geht aber gut einen Meter am linken Winkel vorbei.

49., 0:1, Ibisevic: Starker Doppelpass von Weis und Ba auf rechts. Der Fast-Nationalspieler mit der halbhohen Flanke von rechts. Ibisevic entledigt sich Oddos und nagelt das Ding aus sieben Metern links unten in die Maschen. Sein 18. Saisontor.

53.: Eduardo zieht aus 26 Metern von halblinks ab. Rensing ist schnell im linken unteren Eck und lenkt den Ball zur Ecke.

60., 1:1, Lahm: Weis klärt den Ball direkt in die Beine von Lahm. Der nimmt Tempo auf, geht am rausrückenden Jaissle vorbei und zieht aus 18 Metern ab. Compper fälscht den Ball mit der Hacke ab und links oben schlägt's ein.

68.: Oddo führt einen Freistoß aus dem rechten Halbfeld schnell aus. Toni kommt aus neun Metern frei zum Kopfball, setzt die Kugel aber um Zentimeter am linken Pfosten vorbei.

87.: Die Chance zur Entscheidung! Salihovic setzt sich auf rechts durch, spielt am Strafraum Doppelpass mit Ibisevic und steht frei vor Rensing. Aber der Bayern-Keeper hält den Schuss aus sechs Metern.

90.+2., 2:1, Toni: Langer Ball von Rensing. Toni verlängert den Ball auf Klose. Der verliert den Zweikampf gegen Ibertsberger, aber der Österreicher grätscht den Ball direkt vor die Füße von Toni in den Sechzehner. Der Italiener schiebt aus neun Metern ein.

So lief das Spiel: Nicht der erhoffte Schlagabtausch, dennoch eine rassige erste Halbzeit mit leichten Vorteilen für Hoffenheim. Die Bayern doch mit etwas Respekt vor dem Tabellenführer, standen hinten kompakt, taten sich aber im Umschalten von Defensive auf Offensive schwer. Die Gäste mit den ersten beiden Möglichkeiten, Toni muss den Rekordmeister dann allerdings in Führung bringen (12.). Anschließend rieben sich beide in leidenschaftlichen Zweikämpfen im Mittelfeld auf, Großchancen gab es bis zum Wechsel keine mehr.

Nach der Halbzeit gleich die beste Phase des Spiels: Zunächst führte der erste herausragende Angriff der Gäste gleich zum 0:1 (49.), anschließend hatte Bayern Glück, nicht gleich ein zweites Tor zu kassieren. Lahms brachiales Solo zum 1:1 (60.) weckte die Hausherren aus der Kaninchenstellung, die Stimmung war am überborden. Toni hätte den Meister in Front bringen können, versagte aber gleich zweimal. Den Gästen ging anschließend etwas die Puste aus, Bayern nutzte die besseren Kraftreserven allerdings nicht konsequent genug. Bis Toni in der Schlussphase einen kapitalen Fehler nutzte.

Der Star des Spiels: Tobias Weis. Der Fast-Nationalspieler spuckte im Infight mit Franck Ribery Gift und Galle, stand dem Vize-Weltmeister permanent auf den Zehen und nahm ihn so in Zusammenarbeit mit Beck komplett aus dem Spiel. Der Clou: Weis tat gleichzeitig was für die Offensive der Gäste. Insgesamt absolvierte er abermals ein wahnsinniges Laufpensum und setzte seiner Leistung mit der Vorlage zum Ibisevic-Treffer die Krone auf.

Die Gurke des Spiels: Massimo Oddo. Die linke Abwehrseite wurde als Schwachstelle der Gäste ausgemacht, Oddo wusste dies aber mit schwachen Flanken und meist fahrigen Zweikämpfen nicht zu nutzen. Ließ sich zu allem Übel beim 0:1 von Ibisevic gnadenlos abkochen. Eine gute Flanke in 90 Minuten ist eines Weltmeisters schlichtweg unwürdig.

Lehren des Spiels: Wer ein wahres Schützenfest der zwei besten Angriffs-Trios der Liga erwartet hatte, wurde enttäuscht. Allerdings nur was die Tore betrifft. Beide Mannschaften hatten von Beginn an den Fuß auf dem Gaspedal, konnten sich gegen die starken Abwehrreihen aber nur wenige Chancen erarbeiten.

Beeindruckend war dabei der Unterschied in der Spielanlage. Während Bayern aus kompakter Defensive mehr im Hauruck-Stil und vornehmlich mit Diagonalbällen Ribery oder Toni suchte, schaltete Hoffenheim bei Balleroberung blitzschnell um und brachte in Sekundenschnelle vier bis fünf Mann vor den Ball.

Die Rochaden in Mittelfeld und Angriff ließen die FCB-Defensive zwar nicht zum Hühnerhaufen verkommen, banden aber permanent sechs bis sieben Bayern tief in der eigenen Hälfte. Vor dem Spiel wurde Hoffenheims Abwehr als Schwachpunkt ausgemacht, Klose und Toni waren bei Compper und Jaissle allerdings über weite Strecken des Spiels blendend aufgehoben.

Vom vorher proklamierten Duell David gegen Goliath war de facto nichts zu sehen: Hier trafen sich zwei Teams auf Augenhöhe.

Bayern - Hoffenheim: Alle Daten und Fakten