Hoffenheim triumphiert im Kampfspiel

Von Florian Bogner / Torsten Adams
Und wusch: Für diese Attacke gegen Salihovic sah Kölns McKenna (am Boden) die Rote Karte
© Getty

1899 Hoffenheim ist nach zwei Spieltagen auf Platz zwei wieder an die Spitze der Bundesliga zurückgekehrt. Die Elf von Ralf Rangnick entschied am 14. Spieltag das hitzige Aufsteiger-Duell beim 1. FC Köln mit 3:1 (1:0) für sich.

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Hoffenheims Torschütze vom Dienst Vedad Ibisevic steuerte erneut zwei Treffer (67./88.) bei und erhöhte damit sein Torekonto auf unheimliche 16 Treffer. Sturmpartner Demba Ba hatte Hoffenheim nach 32 Minuten in Führung gebracht, Petit besorgte das zwischenzeitliche 1:2 für die Hausherren (78.).

50.000 Zuschauer im ausverkauften RheinEnergieStadion sahen eine leidenschaftliche Partie, die teilweise die Grenze des Erlaubten überschritt. Kölns Kevin McKenna sah nach einem groben Foulspiel an Sejad Salihovic glatt Rot (52.), drei Minuten später musste auch Hoffenheims Luiz Gustavo nach einem Foul an Adel Chihi mit Gelb-Rot vom Platz.

Daum: "Foulquote bei Hoffenheim war höher"

"Wir müssen die Durchschlagskraft und die Passgenauigkeit erhöhen. Von der Einstellung her war ich mit dem Spiel meiner Mannschaft zufrieden", sagte Kölns Trainer Christoph Daum nach der Partie. "Vielleicht haben wir uns heute auch etwas wegputzen lassen. Denn die Foulquote bei Hoffenheim war höher."

Mit dem vierten Auswärtssieg zog Hoffenheim (31 Punkte) wieder an Bayer Leverkusen vorbei an die Spitze. Köln bleibt nach der dritten Heimniederlage mit 19 Punkten auf Platz zehn kleben.

Hoffenheim-Coach Ralf Rangnick sah nach dem Spiel eine Weiterentwicklung seiner Truppe: "Ich bin natürlich sehr zufrieden mit dem Spiel und dem Ergebnis. Für mich gibt es auch keinen Zweifel, wer heute als verdienter Sieger den Platz verlassen hat. Die Jungs haben gezeigt, dass sie sich im Vergleich zum Spiel vor fünf Monaten weiterentwickelt haben."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Daum schenkt in seinem 4-2-3-1 links offensiv Adil Chihi das Vertrauen. Rangnick muss auf drei Mann verzichten und stellt deswegen auf 4-4-2 um: Obasi ist angeschlagen, Ibertsberger verletzte sich beim Warmmachen und Beck fehlt gelbgesperrt. Für sie spielen Janker und Löw auf den Außen und Salihovic im Mittelfeld.

4.: Freistoß Salihovic von der linken Seite. Das Leder kommt gefährlich in den Fünfer, Mondragon kommt nicht raus und Jaissle köpft die Pille knapp über den Kasten.

22.: Jetzt Köln. Petit lässt den Ball mit der Brust abtropfen und zieht aus 25 Metern volley ab - Haas kratzt den Ball mit den Fängernägeln aus dem bedrohten Eck.

26.: Riesenchance für den FC. Novakovic macht Janker nass und zieht ab. Sein Geschoss knallt an den linken Pfosten. Den Abpraller bugsiert Vucicevic aus fünf Metern drüber. Unfassbar.

32., 0:1, Ba: Ibisevic wuselt sich gegen Geromel und Mohamad durch und steckt zwischen den beiden Innenverteidigern durch auf Ba. Der kuckt sich Mondragon aus und trifft mit Hilfe des linken Innenpfostens. Sein siebtes Saisontor.

52., Rot für McKenna: McKenna grätscht Salihovic an der Mittellinie von der Seite aus den Schuhen. Harte Entscheidung.

54.: Die x-te knappe Abseitsentscheidung gegen Köln. Daum flippt an der Außenlinie völlig aus, von den Rängen pfeifen 50.000 Kehlen.

56., Gelb-Rot für Luiz Gustavo: Der Brasilianer legt sich den Ball etwas weit vor, übersieht Chihi hinter sich und tritt den Kölner gegen das Schienbein. Abermals sehr hart, hier einen Platzverweis auszusprechen.

67., 0:2, Ibisevic: Jaissle mit dem langen Ball auf Salihovic. Köln spielt auf Abseits, Mohamad hebt es aber auf. Salihovic zieht ab, Mondragon pariert, aber der Ball springt Ibisevic genau vor die Füße. Der schiebt lässig zu seinem 15. Saisontor ein.

69.: Geromel kommt nach einer Ecke zum Kopfball, doch Compper rettet auf der Linie.

78., 1:2, Petit: Freistoß Köln, die Hoffenheimer sind noch mit der Aufstellung der Mauer beschäftigt. Der clevere Portugiese zieht derweil schonmal ab, denn der Ball war freigegeben. Ba fälscht unglücklich ab, Haas fliegt in die falsche Ecke, und der FC ist wieder dran.

83.: Wome flankt von links, Novakovic kommt mit dem Kopf ran, bekommt aus rund fünf Metern aber keinen Druck mehr hinter die Pille. Haas sicher.

88., 1:3, Ibisevic: Ibisevic läuft mit dem Ball am Fuß an der Mittellinie los. Petit spaziert neben ihm her und greift nicht an. Von der rechten Strafraumecke nimmt der Bosnier dann Maß und versenkt die Kugel links unten. Sein 16. Treffer!

So lief das Spiel: Ein sehr ansehnliches Spiel im ersten Durchgang. Köln war unheimlich zweikampfstark, kaufte den spielwütigen Hoffenheimern zeitweise den Schneid ab. Auf der anderen Seite spielte 1899 allerdings ein konsequentes Pressing, das Köln im Spielaufbau vor fast unlösbare Probleme stellte. Weis kurbelte im Mittelfeld an, vorne rochierten Ba und Ibisevic wie die Hasen. Ein Zusammenspiel der beiden Stürmer führte dann auch zum 1:0. Für Köln trat vor allem Vucicevic als Chancentod in Erscheinung.

Der zweite Durchgang begann mit ein paar strittigen Entscheidungen - und schon war der Spielfluss dahin. Schiedsrichter Aytekin verteilte eifrig Karten, an der Seitenlinie tobten die Trainer um die Wette. Erst ab der 60. Minute wurde wieder Fußball gespielt, Hoffenheim konnte mit dem größer gewordenen Raum bei Zehn gegen Zehn mehr anfangen und konterte eiskalt zum 2:0. Aus dem Nichts kam Köln nochmal ran, war insgesamt aber zu harmlos, um nochmal eine echte Schlussoffensive zu starten.

Der Star des Spiels: Sejad Salihovic. Seine Freistöße sind nach wie vor Waffen, diesmal setzte er auch aus dem Spiel heraus starke Akzente. Vier Torschüsse, drei Torschussvorlagen, dazu ein Assist beim 2:0 - bereits seine neunte Torvorlage in dieser Saison. Was will man mehr?

Die Gurke des Spiels: Die Schiedsrichteransetzung. Nach den hitzigen Duellen in der Zweiten Liga - Stichwort Kopfnuss Suazo gegen Salihovic - hätte man ahnen können, dass die Partie ein wenig unsauber werden könnte. Dann aber mit Deniz Aytekin einen unerfahrenen Mann ins RheinEnergieStadion zu schicken, ist unglücklich. Der Nürnberger hatte sein überhaupt erst zweites Bundesligaspiel nie im Griff, schmiss einigermaßen wahllos mit Karten um sich und zog sich mit den beiden Platzverweisen gleich mal den Ärger von beiden Lagern zu.

Die Lehren des Spiels: Das Offensivspiel der Kölner fußt auf zwei Annahmen: Die offensive Dreier-Reihe kreiert Möglichkeiten, Novakovic knipst sie rein. Wenn man allerdings zwei stark gegen den Ball arbeitende Außenverteidiger wie Janker und Löw gegen Chihi und Vucicevic stehen hat, läuft viel zu viel durch die Mitte.

Antar und Petit sind dann in Sachen Spielgestaltung schnell überfordert, Novakovic reibt sich in Zweikämpfen gegen zwei Gegenspieler auf.

Im Umkehrschluss heißt das, dass Rangnick seine Elf perfekt auf den FC eingestellt hat. Stark auch, wie schnell die junge Truppe die Systemumstellung von 4-3-3 auf 4-4-2 adaptiert und ihre Stärken von Beginn an zum Tragen bringt.

Beim 4-3-3 geht der Ball meistens schnell in die Spitze, bei vier Leuten im Mittelfeld wird eben vorher mehr kombiniert und die Stürmer werden erst viel später angespielt. Und Ba und Ibisevic darf man wirklich keine Sekunde aus den Augen lassen.

Der 14. Spieltag im Überblick