Bielefeld stürzt Bayer

Von Daniel Börlein/Oliver Wittenburg
Arturo Vidal (l.) und Thorben Marx kämpfen um den Ball
© Getty

Arminia Bielefeld hat Bayer Leverkusen durch einen 2:1(0:0)-Heimerfolg von der Tabellenspitze gestürzt. Die Treffer für die Arminen erzielten Artur Wichniarek (53.) und Daniel Halfar (69.). Patrick Helmes gelang lediglich der Anschlusstreffer (78.)

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Vor 20.000 Zuschauern bot Bayer Leverkusen eine seiner schwächsten Saisonleistungen und rutscht durch die Niederlage auf Rang zwei hinter 1899 Hoffenheim ab.

Mit seinem neunten Saisontreffer leitete Artur Wichniarek die Niederlage der Labbadia-Elf ein (53.). Daniel Halfar baute die Führung der Arminen nach einem dicken Patzer von Nationaltorhüter Rene Adler in der 69. Minute auf 2:0 aus.

Patrick Helmes gelang in der 78. Minute lediglich der Anschlusstreffer. In der 87. Minute sah Leverkusens Sascha Dum nach grobem Foulspiel die Rote Karte.

Bielefeld klettert durch den Sieg auf Rang 14.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Hans Sarpei ersetzt bei Bayer den gesperrten Gonzalo Castro. Bei Arminia kehrt Herzig für Fischer in die Startelf zurück.

6.: Marx luchst Vidal im Mittelfeld den Ball ab, startet dann einen Sololauf und zieht mit Schmackes aus 20 Metern ab. Adler reißt die Faust hoch und klärt zur Ecke.

17.: Leverkusen zeigt sich erstmals. Kießling wurstelt sich durch, bedient Helmes, der glücklich an Kucera vorbeikommt, aber am herauseilenden Eilhoff scheitert.

53., 1:0, Wichniarek: Halfar bedient Wichniarek, der über rechts in den Bayer-Strafraum eindringt und dann aus extrem spitzem Winkel flach abzieht. Der Ball trifft den linken Innenpfosten und ist drin. 100-prozentig unhaltbar sah der nicht aus.

69., 2:0, Halfar: Flanke von rechts von Kamper, Adler kommt raus, klatscht den Ball vor die Füße von Halfar, der aus acht Metern über Adler hinweg zum 2:0 einschießt. Dicker Klops vom Bayer-Keeper.

76.: Kießling flankt von der rechten Außenlinie Richtung Tor. Der Ball wird lang und länger und fällt auf die Latte. Ob Kießling den so wollte...?

78., 2:1, Helmes: Der Nationalspieler war bislang ein Total-Ausfall. Nach Renato Augustos Zuspiel nimmt er den Ball aber locker mit rechts mit, sprintet in den Strafraum und trifft mit links rechts unten den Innenpfosten.

84.: Wichniarek hat die Chance zur Entscheidung, scheitert aus kurzer Distanz aber an Adler, der lange aufrecht bleibt und dann brillant abwehrt.

86.: Riesenparade von Eilhoff gegen Helmes' Freistoß. Der Keeper taucht ab und fischt die Kugel aus seiner linken unteren Ecke.

87.: Rot für Dum, der Kauf direkt an der Mittellinie umhaut. Da lag Seemann aber weit daneben. Maximal Gelb. Labbadia regt sich zu Recht auf.

So lief das Spiel: Leverkusen mit sehr verhaltenem Beginn, kaum Tempo im Spielvortrag und wenig Dynamik. Auf das sonst obligatorische Pressing verzichtete die Labbadia-Elf komplett und griff erst rund um den Mittelkreis an. Da auch Bielefeld nicht frühzeitig störte, wurde die Kugel häufig quer geschoben. In Ballnähe wirkten die Gastgeber einen Tick aggressiver. Im Spiel nach vorne leisteten sich beide Teams allerdings zum Teil haarsträubende Abspiele, so dass Chancen nur durch Einzelaktionen oder Zufall entstanden.

Die Gastgeber kamen extrem aggressiv aus der Pause, kauften Bayer etwas den Schneid ab und gingen nicht unverdient in Führung. Danach bissen sich die Arminen richtig in die Begegnung rein und wirkten unheimlich gierig auf den Sieg. Leverkusen hingegen schläfrig und in den entscheidenden Zweikämpfen stets unterlegen. Nach dem zweiten Treffer erhöhte Bayer dann die Schlagzahl, kam allerdings durch Helmes trotz einiger Chancen lediglich zum Anschlusstreffer.

Der Star des Spiels: Daniel Halfar. Der kleine Linksfuß wurde erst zur Pause für den schwachen Chris Katongo eingewechselt und wirbelte die Leverkusener hinter den Spitzen gehörig durcheinander. Bereitete den ersten Treffer von Wichniarek per Steilvorlage vor und drückte den Ball beim 2:0 nach Adlers Patzer über die Linie.

Die Gurke des Spiels: Arturo Vidal. Von Beginn an wirkte der Chilene genervt von den kühlen Temperaturen und dem tiefen Boden auf der Alm. Im Spiel nach vorne kam kaum ein Ball an, nach hinten setzte Vidal meist nur halbherzig nach und blieb nach verlorenen Bällen teilweise gar stehen. Vor dem 0:1 leistete er sich einen bösen Ballverlust. Bestätigte das Klischee, dass Südamerikaner und der deutsche Winter keine Freunde mehr werden.

Die Lehren des Spiels: Das, was Bayer auf der Alm bot, war eines Spitzenreiters schlichtweg unwürdig. Nichts zu sehen vom schnellen, direkten Offensiv-Fußball. Viel zu langsam bauten die Leverkusener von hinten auf, viel zu selten marschierten die Außenverteidiger mit nach vorne, um Überzahl zu schaffen. Dadurch konnten sich die Gäste nie in der Bielefelder Hälfte festsetzen.

Im Zentrum verlor Rolfes ungewohnt viele Zweikämpfe und war nicht der zuletzt so souveräne Ballverteiler. Von Barnetta, Vidal und Augusto bekam der Bayer-Kapitän zudem kaum Unterstützung, wodurch unnötig große Löcher entstanden. Vorne wurden Helmes und Kießling meist mit langen Bällen gefüttert und hatten nur wenig Bindung zum Rest.

Insgesamt sicher eine der schlechtesten Saisonleistungen der Werkself.

Bielefeld hingegen perfekt eingestellt auf den Gegner. Die Gastgeber versuchten nicht mitzuspielen, sondern verlegten sich darauf, in Ballnähe präsent und aggressiv zu sein, was der Arminia sehr gut gelang. Bei Ballgewinn ging's meist schnell und steil auf Wichniarek. Häufig klappte das zwar nicht, beim 1:0 allerdings mustergültig.

In dieser Verfassung darf man auf der Alm doch große Hoffnung auf den Klassenerhalt haben.

Bielefeld - Leverkusen: Daten und Fakten