So sein wie die Bayern

Von Stefan Rommel
Bremen, Naldo
© Imago

Bremens Optimismus hält sich trotz des 3:1-Sieges über den 1. FC Köln in Grenzen. Neben einer gehörigen Portion Selbstkritik wurde sogar der ewige Rivale von der Isar zum Vorbild erkoren. 

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Aus Fehlern wird man klug, so sagt man. Werder Bremen hat in dieser Saison schon viele Fehler gemacht, was an sich eine schlechte Sache ist.

Andererseits müssten die Bremer mittlerweile aber auch schon sehr, sehr klug sein, so sie sich denn an den schönen Kalenderspruch gehalten hätten.

Vom Titelkandidat zur grauen Maus

Dummerweise war genau dies bisher nicht der Fall, weshalb der Titelkandidat Werder Bremen zur grauen Maus Werder Bremen mutierte und mit diesem neuen Image gar nicht zufrieden ist.

Das Spiel gegen den 1. FC Köln war schon das dritte oder vierte in dieser Spielzeit, für das Journalisten dann immer das Wortungetüm "richtungweisend" bemühen. Werder erledigte die heikle Pflichtaufgabe nach Plan, wie das Ergebnis von 3:1 zweifelsfrei belegt.

Und dennoch waren nach dem Spiel in den Bremer Gesichtern erstaunlich viele Sorgenfalten zu erkennen. Das Resultat stimmte und darauf kann Bremen auch aufbauen. Die Art und Weise, wie der Sieg eingefahren wurde, ließ bei allen Beteiligten aber leise Zweifel zurück.

Euphorie? Selbstkritik!

Zu oft wähnte sich Werder schon auf dem Weg heraus aus einer seiner zahlreichen Mini-Krisen in dieser Saison. Und allzu oft wurden sie eines Besseren belehrt.

Also verkniffen sich Spieler und Verantwortliche jeden Anflug von Euphorie und gaben sich stattdessen sehr selbstkritisch.

"Heute hat einiges schon wieder gepasst. Aber das war nur ein Spiel und für ein Spiel kann man sich nichts kaufen. Wir dürfen jetzt nicht gleich wieder zufrieden sein, so wie zuletzt. Wir müssen jetzt nachlegen und eine Serie starten", formulierte Torsten Frings eine klare Ansage an seine Kollegen.

Da traf es sich gut, dass auch der Rest der Mannschaft offenbar komplett auf Frings' harter Linie steuert und dem Anführer in allen Punkten Recht geben musste.

Merte als Sinnbild

"Wir sind noch nicht in der Lage, unser Spiel durchzudrücken. Die spielerischen Ansätze sind wieder zu erkennen, aber es fehlen noch die Automatismen, die unser Spiel auszeichnen", erkannte Per Mertesacker.

Der Verteidiger selbst darf stellvertretend stehen für das wackelige Gebilde, das Werder Bremen derzeit darstellt.

Neben gewohnt souveränen Aktionen mischen sich auch beim Nationalspieler immer wieder unerklärliche Aussetzer - wie beim Kölner Anschlusstreffer, als er auf eine offensichtliche Finte von Kölns Milivoje Novakovic reinfiel und dann entscheidenden Zweikampf im eigenen Sechzehner verlor.

"Ein Fortschritt"

Denn plötzlich waren sie wieder da, die Selbstzweifel. Und selbst Torhüter Tim Wiese, der falsche Bescheidenheit lediglich vom Hörensagen kennt, fühlte insgeheim: "Als Köln das Tor gemacht hat, hab ich schon gedacht, dass es noch schief gehen könnte."

Es ging nicht schief und Mertesacker konnte aus dieser Tatsache zumindest etwas Zuversicht schöpfen. "Wir haben selten, wenn wir schlecht gespielt haben, trotzdem gewonnen. Insofern war das heute ein Fortschritt."

Weiter Weg an die Spitze

Bremen scheint nach 13 Spieltagen zum ersten Mal den Ernst der Lage erkannt zu haben und ordnet die Lage richtig ein. Auch Manager Klaus Allofs hat dazu gelernt. Nach dem grandiosen 5:1 gegen Hertha BSC vor zwei Wochen hatte er schon den Umschwung formuliert, um diesen dann nach dem 0:3 in der Champions League gegen Panathinaikos Athen wieder zu Grabe zu tragen.

"Offensiv ist das schon wieder ganz schön anzuschauen. Aber defensiv haben wir schon noch einige Probleme, da gibt es noch einiges zu verbessern, da kann man Dinge noch besser lösen", sagte Allofs jetzt - und drückte ebenfalls auch gleich wieder auf die Euphoriebremse. "Es ist nicht so, dass wir die Spitze schon wieder in Sicht haben. Dahin ist es noch ein weiter Weg."

Die Bayern als Vorbild

Aber dahin will Werder wieder, über kurz oder lang. Und dass es zwar ein beschwerliches, aber kein unmögliches Unterfangen ist, durften die Bremer ausgerechnet am ewigen Rivalen erfahren.

"Die Bayern haben es vorgemacht, die sind mit einer Serie wieder oben reingerutscht", sagte Allofs und es ging ihm so erstaunlich leicht über die Lippen, dass man ihm den echten Respekt vor den Münchenern durchaus glauben darf. "Das brauchen wir jetzt auch."

Werder - Köln: Die SPOX-Analyse zum Spiel