Individuelle Klasse schlägt Kollektiv

Von Thomas Gaber / Martin Hoffmann
Franck Ribery (ganz rechts) erzielte im vierten Bundesligaspiel nacheinander ein Tor für die Bayern
© Getty

Der FC Bayern München hat am 12. Spieltag der Bundesliga beim FC Schalke 04 mit 2:1 (2:1) gewonnen, den fünften Sieg in Folge eingefahren und den Rückstand auf die Tabellenspitze bis auf einen Punkt verringert. 

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Vor 61.673 Zuschauern erzielten Luca Toni (3.) und Franck Ribery (31.) die Tore für die Mannschaft von Trainer Jürgen Klinsmann. Jefferson Farfan hatte Tonis frühes Führungstor umgehend ausgeglichen (5.).

Für die Elf von Trainer Fred Rutten war es die zweite Saisonniederlage und die erste in der heimischen Arena. Die Königsblauen rutschten auf den sechsten Tabellenplatz zurück.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Für den verletzten Bastian Schweinsteiger (Schienbeinverletzung) spielt Toni Kroos bei Bayern von Beginn an. Luca Toni kehrt wieder in die erste Elf zurück, Lukas Podolski fehlt wegen Rückenproblemen. Schalke im Vergleich zum 2:0-Sieg in Cottbus mit einer Änderung: Jefferson Farfan ersetzt Albert Streit.

3., 0:1, Toni: Kroos passt den Ball in der Zentralen zu Toni, der die Kugel direkt auf rechts außen zu van Bommel weiterleitet. Der Holländer hat im Schalker Strafraum die Ruhe weg, passt zurück auf Toni und der Italiener schiebt die Pille aus neun Metern ins kurze Eck. 

5., 1:1, Farfan: Fehlerkette bei den Bayern: Ze Roberto verliert die Kugel im Spielaufbau an Westermann. Demichelis verliert den Zweikampf hinten links gegen Rafinha. Farfan läuft van Bommel im Rücken weg, kriegt die Kugel von Rafinha in den Lauf, tunnelt Rensing aus spitzem Winkel und drin ist das Ding.

27.: Umstrittene Szene im Bayern-Strafraum: Borowski hält Farfan am Trikot. Aber der Peruaner fällt etwas zu theatralisch und Knut Kircher entscheidet auf Weiterspielen. 

31., 1:2, Ribery: Herrliches Tor der Bayern. Ribery setzt sich am Strafraum gegen Rafinha und Westermann durch und passt auf den links mitgelaufenen Ze Roberto. Der Brasilianer schaut im Schalker Strafraum kurz hoch und spielt den Ball zurück auf Ribery. Der Franzose hat keine Probleme, die Kugel aus fünf Meten im Tor zu versenken. 

64.: Das Spiel plätschert jetzt ein bisschen vor sich hin. Die Bayern haben sich am eigenen Strafraum verschanzt und versuchen, das 2:1 über die Zeit zu bringen. 

87.: Streit holt die nächste Ecke für S04 raus. Eckenstatistik: 18:1 für Schalke!

90.: Freistoß für Schalke auf den zweiten Posten, Rensing unterläuft mal wieder den Ball. Aber Streit und Westermann behindern sich gegenseitig und können keinen Profit daraus schlagen.

92.: Dicke Möglichkeit für Bayern! Demichelis holt sich den Ball in der eigenen Hälfte, startet ein schönes Solo und legt quer auf Ribery. Der spielt weiter auf rechts zu Sosa, der frei vor Neuer auftaucht. Aber der Ball landet nur am Schalker Pfosten. 

So lief das Spiel: Hohes Tempo, schnelles Passspiel und zwei glänzend herausgespielte Tore - besser kann ein Spitzenspiel nicht beginnen. Beide Teams trafen mit dem jeweils ersten Schuss. Nach Farfans Ausgleich war Schalke 20 Minuten lang klar tonangebend. Die Bayern ließen den Knappen viel zu viel Platz zum Kombinieren, standen minutenlang nur Spalier. Schalke zwang die Gäste durch hartnäckiges Pressing zu Fehlern. Bayern-Keeper Michael Rensing segelten die Bälle von links und rechts um die Ohren, echte Torchancen erspielten sich die Hausherren jedoch nicht. Das Tor fiel auf der anderen Seite. Schalke war geschockt, bis zur Pause passierte außer ein paar deftigen Fouls nicht mehr viel.

Nach der Pause hatten die Hausherren erneut deutlich mehr Ballbesitz, mehr als eine optische Überlegenheit sprang dabei aber nicht heraus. Die Bayern zogen sich weit zurück, waren in den Zweikämpfen aber weitaus präsenter. Das Spiel verlor mehr und mehr an Klasse, die Gäste bekamen das Spiel in den Griff, Schalke hatte nur noch eine Chance zum Ausgleich, als Westermann in der 90. Minute freistehend aus drei Metern rechts am Tor vorbeiköpfte.

Star des Spiels: Die Effizienz des FC Bayern. Zwei Torchancen erspielten sich die Münchner und zweimal war der Ball im Tor. Da benutzt man zwangsläufig die Floskel: Im Stile einer Spitzenmannschaft. Die Eleganz der Tore unterstützt diese These.

Gurke des Spiels: Ivan Rakitic. Der Kroate hielt sich auffällig zurück und schlug schwache Standards. Dem Schalker Angriffsspiel mangelte es nach Wiederanpfiff gegen kompakt stehende Bayern an Kreativität und Geradlinigkeit. Eigentlich der Job von Rakitic, dem entgegenzuwirken. Als Rakitic gebraucht wurde, war er nicht da. Rutten reagierte und holte Rakitic in der 60. Minute für Sanchez vom Feld.

Lehren des Spiels: Individuelle Klasse schlägt Kollektiv. Zwei geniale Momente genügten den Bayern zum siebten Saisonsieg. In der ersten Halbzeit setzten die Münchner ihre schonende Gangart in den Zweikämpfen der ersten 45 Minuten von Florenz fort. Nach dem Wechsel wurden die Schalker früher attackiert und die Räume im Mittelfeld deutlich enger gemacht. Eine berauschende zweite Halbzeit, wie in den letzten Spielen, war diesmal nicht nötig.

Schalke war zwar spielbestimmend, ließ aber Konsequenz, Esprit und Galligkeit in den Offensivaktionen vermissen. Einen Franck Ribery haben die Knappen eben nicht in ihren Reihen. Allerdings hat sich das Experiment mit Ribery und Ze Roberto auf der linken Seite abermals als Himmelfahrtskommando erwiesen.

Farfan und Rafinha wurden in der ersten Halbzeit regelrecht durchgewunken, das Gegentor entstand nach einem Ausflug und einem Ballverlust von Ze Roberto. Doch Klinsmann nimmt die Gefahr in Kauf. Und hat Erfolg. Das Siegtor resultierte aus einer Traumkombination zwischen: Ze Roberto und Ribery. 

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