Hoffenheim zündet spätes Feuerwerk

Von Haruka Gruber / Josip Radovic
Bundesliga, 1899 Hoffenheim, Karlsruher SC
© Getty

1899 Hoffenheim hat die nächste Bewährungsprobe bestanden. Mit einem 2:1 (1:1) am 11. Bundesliga-Spieltag gegen den Karlsruher SC, dem fünften Erfolg in Serie, verteidigte die TSG die Tabellenführung.

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Im Mannheimer Carl-Benz-Stadion erzielte zunächst Hoffenheims Vedad Ibisevic die verdiente Führung (15.), bevor Karlsruhe durch Sebastian Freis überraschend der Ausgleich gelang (20.).

In der 67. Minute sorgte Chinedu Obasi für den Führungstreffer der überlegenen Hoffenheimer. Abermals Ibisevic mit seinem 13. Saisontor (75.) und Obasi (78.) stellten das Endergebnis her.

1899 ist mit 25 Punkten Tabellenführer vor Bayer Leverkusen (24), der KSC liegt nach der fünften Pleite in Folge auf dem 15. Rang (9 Punkte).

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Beim KSC ersetzt Stoll den gesperrten Franz, auf Seiten der Hoffenheimer steht überraschend Weis für Salihovic in der Startelf. Vorsah vertritt den gesperrten Luiz Gustavo.

10.: Obasi spaziert durch die rechte KSC-Abwehrseite und steckt durch auf Ba. Der scheitert im ersten Versuch an Miller aus 5 Metern. Den Nachschuss legt er knapp am linken Pfosten vorbei.

15., 0:1, Ibisevic: Weis schickt Obasi auf der rechten Seite steil. Der steht im Rücken der Abwehr und hat keine Mühe, Stoll abzuhängen und legt quer auf Ibisevic, der aus 10 Metern nur noch einzuschieben braucht.

20., 1:1, Freis: Nach einem verunglückten Schuss von Aduobe landet der Ball vor die Füße von Freis. Der steht völlig frei und schiebt den Ball aus 13 Metern an Haas vorbei. Beck und Jaissle hoben Freis' Abseitsposition auf.

26.: Weis lässt Aduobe stehen und zieht vom 16er ab. Miller kann gerade noch parieren. Bas Nachschuss kann Miller ebenfalls zur Seite abwehren.

27.: Obasi macht auf der rechten Seite mit Eichner, was er will. Mit einem Klassetrick lässt er den Linksverteidiger stehen und legt quer auf Ibisevic. Der vergibt aus fünf Metern, indem er Miller anschießt.

38.: Wahnsinn! Ba schlenzt den Ball aus dem Stand vom Sechzehner an das Lattenkreuz.

56.: Wie zuvor Obasi probiert es Ba mit einem Weitschuss. Dieses Mal geht der Ball jedoch ganz knapp am rechten Pfosten vorbei.

67., 1:2, Obasi: Nach einem schönen 30-Meter-Pass von Salihovic landet der Ball etwas glücklich bei Obasi, der alleine auf Miller zuläuft und kaltschnäuzig abschließt.

75., 1:3. Ibisevic: Salihovic per Freistoß-Flanke von der linken Seite. Ibisevic ist am Fünfmeterraum zur Stelle und nickt ein. Miller sieht nicht besonders gut aus.

78., 1:4, Obasi: Wieder eine Vorlage von Salihovic. Der Bosnier bringt eine Ecke gefährlich in den Fünfer, die Karlsruher schauen nur zu und Obasi schiebt aus kurzer Distanz ein.

So lief das Spiel: Gut abgeschaut, KSC. Ähnlich wie am vergangenen Spieltag der VfL Bochum, ging Karlsruhe gegen Hoffenheim gleich von Beginn sehr giftig ans Werk. Zumindest in den ersten zehn Minuten die erfolgreiche Taktik, doch mit zunehmender Spieldauer stellte sich 1899 immer besser auf die raue Gangart ein.

Dementsprechend verdient fiel die Hoffenheimer Führung - die jedoch prompt mit dem überraschenden Ausgleich beantwortet wurde. In der Endphase der ersten Hälfte durfte sich der KSC bei Keeper Miller bedanken, dass es beim 1:1 blieb.

Nach der Pause jedoch brach der KSC vollends ein, besonders nach der 60. Minute fand Karlsruhe keine Antwort auf die Angriffswucht der Hoffenheimer, die abgeklärt weiterspielten und so verdient innerhalb von weniger als zehn Minuten von 1:1 auf 4:1 davonzogen.

Der Star des Spiels: Sejad Salihovic. Erlebte in Bochum sein Waterloo, wurde nach der ersten Halbzeit ausgewechselt. Und jetzt das. Zunächst nur auf der Bank, kam der Bosnier für den angeschlagenen Vorsah ins Spiel und leitete die Wende mit ein. Famos seine Schusstechnik, famos seine Standards, famos seine Pässe im Stile eines Quarterbacks.

Egal ob das 2:1, 3:1 oder 4:1: Alle Tore leitete Salihovic ein. Übrigens: Doppeltorschütze Ibisevic, Doppeltorschütze Obasi und der technisch brillante Rammbock Ba spielten auch ganz okay.

Die Gurke des Spiels: Martin Stoll und Christian Eichner. Der Innen- und Linksverteidiger erlebten pünklich zu Halloween einen Albtraum. Nur, dass das Monster nicht Freddy Krueger, sondern Chinesu Obasi hieß. Als ob der Nigerianer vorher das Lexikon der Dribbling-Tricks auswendig gelernt hätte, düpierte Obasi Stoll und Eichner per Hackentrick, Übersteiger oder Beinschuss. Eine Portion Mitleid bitte...

Die Lehren des Spiels: Der Gegner: giftig, zupfend, beißend, foulend, rundum unangenehm eben. Doch Hoffenheim ließ sich wie in Bochum nicht aus der Ruhe bringen, spielte abgeklärt seinen Stiefel runter und legte nach 60 Minuten - just als Karlsruhe die Puste ausging - einen Gang zu.

Was diesmal besonders faszinierte: Die Tiefe des 1899-Kaders, vor allem im Mittelfeld. Gustavo fehlt gesperrt? Vorsah ersetzt ihn nahtlos. Vorsah muss verletzt raus? Salihovic kommt rein und leitet drei Tore ein.

Düster hingegen die Situation beim KSC. Immerhin war die Leistung in Hoffenheim engagiert, dies konnte aber nicht die mannigfaltigen Defizite des Teams übertünchen. Besonders im Spiel nach vorne hinterließ Karlsruhe ein erschreckend schwaches Bild.

Symptomatisch der Ausgleich, der mehr aus Glück entsprang als aus einer durchdachten Kombination. Nach der fünften Niederlage am Stück steckt Trainer Ede Becker in der größten Krise seiner Amtszeit.