HSV: Zu Hause eine Macht - auswärts ohnmächtig

SID
Hannover 96, Hamburger SV, 11. Spieltag
© Getty

Zu Hause ist der Hamburger SV eine Macht, in der Fremde war er wieder einmal ohnmächtig. Mit leerem Blick und dickem Hals versuchte Sportchef Dietmar Beiersdorfer die herbe 0:3 (0:2)-Pleite bei Hannover 96 zu ergründen.

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"Wer den Anspruch hat, oben zu stehen, dem darf so etwas nicht passieren", meckerte der 44-Jährige, bei dessen Team die Leistungen schwanken und auswärts nur die Ergebnisse konstant sind - und das schlecht.

0:3 beim VfL Wolfsburg, 0:3 bei 1899 Hoffenheim und nun 0:3 in Hannover. "Es war wieder dasselbe. Wir haben es dem Gegner leicht gemacht und uns erst in der zweiten Halbzeit gesteigert", meinte HSV-Trainer Martin Jol nach dem unliebsamen Deja-vu-Erlebnis, das die Diskrepanz zwischen den hohen Ansprüchen und der momentanen Leistungsfähigkeit der Hanseaten abseits der heimischen Arena offenbarte.

"Wir waren unfassbar naiv"

Die Auswärtsbilanz von 2:10 Toren und mageren drei Punkten ist für eine vermeintliche Spitzenmannschaft zu wenig, selbst wenn man zu Hause bisher keine Niederlage hinnehmen musste.

"Wir schlagen uns selbst und sind auf dem Boden gelandet. Diese Vorstellung war einfach unfassbar naiv", meinte Kapitän David Jarolim, der mit seiner Mannschaft durch die Treffer von Bastian Schulz (5.) und Jan Schlaudraff (18.) bereits früh mit 0:2 zurücklag.

Schon zwölf Gegentore kassierte der HSV in der laufenden Saison in den ersten 30 Minuten. In der vergangenen Spielzeit waren es insgesamt nur acht in der ersten Hälfte.

Jol zieht Taktikänderung in Betracht

"Wir lagen in den bisherigen Spielen schon sechsmal mit 0:2 zurück. Das kann kein Normalzustand sein", meinte Beiersdorfer.

Jol zieht inzwischen eine Veränderung seiner Auswärtstaktik in Betracht: "Wir müssen lernen, dass man auch mal die Brechstange braucht. Wir haben gute Fußballer, aber es ist schon auffällig, dass sie auswärts weniger leisten als daheim. Vielleicht müssen wir defensiver spielen."

Allerdings offenbarten die Hamburger in Hannover nicht nur Abwehrschwächen, sondern versäumten es über weite Strecken auch, die äußerst ersatzgeschwächte Defensive der Platzherren zu prüfen.

"Das tut sehr weh"

"Das tut sehr weh. Wir wollen uns oben festsetzen. Jetzt gilt es, sich zusammenzureißen", sagte HSV-Torjäger Mladen Petric, der mit seinen Teamkollegen nach dem achten Spieltag noch die Tabelle angeführt hatte. Inzwischen ist Spitzenreiter Hoffenheim um fünf Punkte enteilt.

Bei Hannover war man nach zuvor vier sieglosen Spielen in Folge derweil froh, trotz der angespannten Personalsituation und des Ausfalls aller vier etatmäßiger Innenverteidiger den erhofften Befreiungsschlag geschafft zu haben.

Tolle Vorstellung von Schulz und Balitsch

"In Notsituationen rückt man zusammen. Meine Mannschaft war von der ersten Sekunde an sehr präsent", lobte 96-Coach Dieter Hecking, der die Mittelfeldspieler Hanno Balitsch und Christian Schulz in der Abwehrzentrale aufgeboten hatte.

Beide zeigten eine tadellose Leistung und waren vor 49.000 Zuschauern in der ausverkauften Arena die Garanten für den Sieg, bei dem Jiri Stajner den Schlusspunkt setzte (79.).

"Nach dem Super-GAU mit den Ausfällen mussten wir das Beste aus unserer Situation machen. Hanno und mir hat es richtig Spaß gemacht. Der eine hat für den anderen gearbeitet", sagte Christian Schulz.

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