Krise? Werder schießt sich frei

Von Florian Bogner / Martin Hoffmann
Bundesliga, Werder Bremen, Hertha BSC Berlin
© Getty

Werder Bremen hat am 11. Spieltag mit einem 5:1 (3:0)-Erfolg über Hertha BSC Berlin ein eindrucksvolles Comeback in der Bundesliga hingelegt und die Negativ-Serie von vier Spielen ohne Sieg beendet.

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Vor 40.000 Zuschauern im Bremer Weserstadion brachte ein Eigentor des Berliners Gojko Kacar (14.) die Hausherren in Führung. Diego (20.), Markus Rosenberg (42.) und Claudio Pizarro (60./85.) bauten das Ergebnis aus, Hertha gelang durch Cicero nur noch der Ehrentreffer (68.).

Die Gäste waren den Bremern über die komplette Spielzeit in allen Belangen unterlegen, die Niederlage hätte sogar noch höher ausfallen können.

Bundesliga-Debütant Christopher Gäng im Hertha-Tor machte zudem bei zwei Gegentreffern eine unglückliche Figur.

Trotz des Kantersieges mahnte Werder-Coach Thomas Schaaf hinterher an: "Wir haben nur ein Spiel gewonnen." Gegenüber Lucien Favre sagte: "Wir waren nicht gut. Wir hatten keine Präsenz auf dem Platz."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Werder wieder mit Wiese im Tor und auf den Außenverteidiger-Positionen mit der "Sicherheitsvariante" Pasanen/Prödl. Diego und Pizarro auch wieder dabei. Hertha mit Woronin und Simunic für Raffael und Kaka, außerdem ersetzt Debütant Gäng den verletzten Drobny (Wade) im Tor.

14., 1:0, Kacar (Eigentor): Ecke Diego von links. Gäng segelt unter dem Ball durch und boxt die Kugel an den Kopf von Kacar, von dort fliegt das Leder ins Hertha-Tor. Torwartfehler!

20., 2:0, Diego: Özil am Strafraum mit einem gelupften Pass auf Diego. Der Brasilianer stoppt das Leder mit der Brust und zieht dann aus 15 Metern per Seitfallzieher direkt ab. Die Kugel senkt sich über den etwas zu weit vor seinem Tor postierten Gäng ins lange Eck.

42., 3:0, Rosenberg: Ecke Diego von rechts. Mertesacker steigt im Strafraumgetümmel am höchsten und verlängert den Ball per Kopf. Die Kugel kommt zu Rosenberg, der zwei Meter vorm Tor frei steht und den Ball irgendwie durch die Beine von Gäng über die Linie stochert.

60., 4:0, Pizarro: Katastrophaler Fehler von Nicu in der Spieleröffnung. Der Ball kommt zu Diego, der kurz schaut und dann die Kugel von der Strafraumgrenze in die Mitte zu Pizarro spielt. Der Peruaner steht da, wo ein Torjäger stehen muss, und drückt den Ball aus sechs Metern über die Linie.

64.: Ein Lebenszeichen der Hertha! Pantelic kommt aus sieben Metern frei zum Schuss, Naldo wirft sich dazwischen, fälscht den Ball ab und die Kugel springt an den Außenpfosten.

68., 4:1, Cicero: Freistoß von der linken Seite: Woronin bringt den Ball auf den zweiten Pfosten. Dort verliert Pizarro Cicero aus den Augen und der Brasilianer köpft aus fünf Metern ein.

75.: Schönes Zuspiel von der rechten Seite durch Prödl auf Diego, der zentral vor dem Hertha-Tor völlig frei steht. Der Brasilianer zieht aus 16 Metern mit rechts ab, aber der Ball fliegt zwei Meter links am Tor vorbei.

85., 5:1, Pizarro: Diego mit dem öffnenden Pass aus der Zentralen auf Baumann, der urplötzlich auf der rechten Seite auftaucht. Baumanns Flanke auf den kurzen Pfosten ist gut getimet und findet in Claudio Pizarro einen dankbaren Abnehmer, denn der Peruaner braucht nur noch den Kopf hinhalten.

So lief das Spiel: Hertha von Beginn an auf verlorenem Posten, Werder zog sein Offensivspiel unaufgeregt und sicher durch, hatte viel mehr Ballbesitz und war energischer in den Zweikämpfen. Der überragend aufspielende Diego war steter Unruheherd und wirbelte wie zu seinen besten Zeiten. Zur Halbzeit hatte sich Bremen bereits ein Torschussverhältnis von 13:0 herausgearbeitet.

Im zweiten Durchgang zeigten die Berliner ansatzweise, dass sie nicht nur zum Urlaub machen nach Bremen gefahren waren und kamen zum Ehrentreffer. Bremen spielte die Partie unaufgeregt runter und sparte ein paar Kräfte für die Champions League.

Der Star des Spiels: Diego. Wenn Werder schlecht spielt - wie in den letzten Wochen - werden immer gleich Wechselgerüchte wach. Der Brasilianer entgegnete diesen mit einer bravourösen Leistung, war an jeder guten Offensivaktion der Hausherren beteiligt und krönte seinen starken Auftritt mit einem Zaubertor und zwei Torvorlagen.

Die Gurke des Spiels: Hertha BSC Berlin. Bester Saisonstart seit acht Jahren. Prima. Bringt aber nur was, wenn man das dann auch bestätigt. In Bremen spielten die elf Mann im Hauptstadt-Trikot schlichtweg erbärmlich, schossen in der ersten Halbzeit kein einziges Mal aufs Tor und ergaben sich emotionslos ihrem Schicksal.

Die Lehren des Spiels: Wenn Diego in Top-Form ist, ist Bremen auch eine Klasse besser. Vier Spiele ohne Sieg nagten an den Werderanern, nun meldeten sie sich eindrucksvoll zurück und machten mit dem ungefährdeten Sieg Boden in der Tabelle gut.

Allerdings machte es die Hertha den Werderanern auch zu einfach, stand in der Rückwärtsbewegung nicht kompakt genug und offenbarte schlimme Mängel in der Defensive.

Die Hertha stand mit ihren zwei Viererriegeln sehr tief, markierte die Bremer aber nicht eng genug. Diego und Özil hatten immer wieder Freiräume, die sie zu nutzen wussten. So kann man in der Bundesliga keinen Blumentopf gewinnen.

Der 11. Spieltag im Überblick