Es gibt viel zu tun

Von Andreas Lehner / Daniel Börlein
Klinsmann, HSV, Bayern
© Getty

München - Viel wurde vor dem Saisonstart des FC Bayern München darüber diskutiert, wo Uli Hoeneß nun zukünftig sitzen wird. Auf der Tribüne? Oder doch auf der Bank, neben dem neuen Trainer Jürgen Klinsmann?

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Wie schon in den vergangenen 30 Jahren nimmt der Manager auch in dieser Saison auf der Bank Platz - drei der neuen Co-Trainer saßen in der ersten Reihe hinter der Trainerbank.

Beim 2:2 gegen den HSV wurde aber klar, dass diese Diskussion überflüssig war.

Hoeneß musste sich auf der Bank ziemlich einsam gefühlt haben, da Klinsmann fast die komplette Spielzeit am Rande seiner Coaching-Zone Anweisungen gab und mit ständigem Klatschen seine Mannschaft anzufeuern versuchte.

Hitzfelds Schatten

Dem 44-Jährigen konnte dabei nur bedingt gefallen, was er auf dem Rasen zu sehen bekam. Ihm durfte schnell klar geworden sein, dass er noch viel Arbeit vor sich hat.

Wie schon im DFB-Pokal gegen Rot-Weiß Erfurt schafften es die Bayern trotz eines Vorsprungs nicht, Ruhe in ihr Spiel zu bringen.

Den Münchnern gelang es auch nicht, das von Klinsmann propagierte schnelle, vertikale Spiel in die Spitze umzusetzen. Der Schatten von Ottmar Hitzfeld hing noch zu sehr über dem ersten Bundesliga-Spiel unter dem ehemaligen Bundestrainer. Und das nicht nur, weil Hitzfeld vor der Partie als Trainer des Jahres geehrt wurde und deshalb im Stadion war.

Kroos noch überfordert

Zu oft wurde der Ball im Spielaufbau quer gespielt und das Tempo damit verschleppt. Ein klares Schema und die Philosophie Klinsmanns waren im Offensivspiel noch nicht zu erkennen. "Seine Handschrift braucht man nicht heute sehen, sondern Ende Mai. Und dann sprechen wir uns wieder", meinte Hoeneß.

Zugunsten von Toni Kroos hatte Klinsmann von seiner bevorzugten Formation mit einer flachen Vier im Mittelfeld auf eine Raute umgestellt. Der 18-Jährige musste allerdings feststellen, dass in der Bundesliga ein anderer Wind weht als in der Regionalliga – besonders, wenn man sich gegen einen Nigel de Jong oder David Jarolim behaupten muss.

Vielmehr entwickelte sich Ze Roberto zum Schlüssel des bayerischen Offensivspiels. Der Brasilianer sorgte auf der linken Seite der Raute mit seinen Flügelläufen für Gefahr und schloss in de Defensive die Lücken, die die offensiv denkenden Kroos und Bastian Schweinsteiger hinterließen.

Defensive Unordnung

Dem HSV blieben aber immer noch genügend Freiheiten, um die Bayern in der Defensive zu verwunden.

"Wir stehen im Moment noch nicht kompakt genug. Wir haben in Erfurt drei Tore bekommen, heute wieder zwei - das darf einer Spitzenmannschaft einfach nicht passieren. Wir waren nicht so organisiert, standen auch defensiv nicht so sicher, was man aber nicht nur aufs Mittelfeld schieben darf", sagte Philipp Lahm zu SPOX.

Besonders in der Abwehr leisteten sich die Bayern mit dem äußerst schwachen Christian Lell und Daniel van Buyten zu viele Fehler.

Keine Vorbereitung und viele Verletzte

Zudem wirkten die Bayern nach gut einer Stunde platt . "Wir wollten eng am Mann stehen, aber man hat gesehen, dass das im Moment nur bedingt geht. Wir waren häufig zwei, drei Meter weg und konnten so keinen Druck erzeugen. Wenn wir allerdings die Fitness haben, dann kommt das von alleine. Viele der Nationalspieler sind noch halb in der Vorbereitung", meinte Klinsmann.

Dazu kommt die langen Verletztenliste. "Man hat eben doch gespürt, dass einige unserer besten Spieler fehlen. Auf Dauer können wir Luca Toni, Franck Ribery und Martin Demichelis einfach nicht ersetzen“, so Hoeneß.