Leroy Sane beim FC Bayern ein- und ausgewechselt: "Das wird er schon verkraften"

Leroy Sane erlebte gegen Bayer Leverkusen einen Abend zum Vergessen.
© imago images / Kirchner-Media

Leroy Sane kommt beim FC Bayern einfach nicht in Tritt. Im Topspiel gegen Bayer Leverkusen (2:1) (die Highlights im Video) wechselte Trainer Hansi Flick den 49 Millionen Euro teuren Neuzugang erst ein - und 36 Minuten später wieder aus. Flick wollte seine Entscheidung allerdings nicht als Bestrafung verstanden wissen. Sane zeigt sich selbstkritisch.

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Während seine Kollegen lauthals die Last-Minute-Weihnachtsmeisterschaft bejubelten, trottete der in eine dicke Jacke eingepackte Leroy Sane mit leerer Miene über den Platz. Irgendwann ging Thomas Müller zu ihm und tröstete den Kollegen.

Der späte 2:1-Triumph über Bayer Leverkusen, so wichtig er für die Mannschaft war, markierte den bisherigen Tiefpunkt des seit Wochen seinem eigenen Anspruch und auch dem seines Arbeitgebers hinterherlaufenden Linksfußes Sane beim deutschen Rekordmeister, der nur 36 Minuten hatte mitspielen dürfen. Trainer Hansi Flick hatte ihn nach 32 Minuten infolge einer Verletzung von Kingsley Coman gebracht, nur um ihn 36 Minuten später wieder für Jamal Musiala auszuwechseln.

"Über allem steht die Freude, dass wir dieses so wichtige Spiel am Ende gewinnen konnten", sagte Sane dennoch der Bild: "Wir stehen jetzt in allen Wettbewerben sehr gut da. Die Auswechslung kam im ersten Moment überraschend für mich - das kannte ich so nicht. Aber auch das passiert einmal. Das Team war direkt nach Abpfiff an meiner Seite, und wir haben uns alle über die drei Punkte gefreut."

In einem Spiel ein- und kurze Zeit später wieder ausgewechselt zu werden - "Höchststrafe" nennt sich das im Fußballjargon. Trainer Flick wollte davon aber nichts wissen.

FC Bayern: Flick erklärt Sane-Auswechslung

"Warum Höchststrafe?", fragte der 55-Jährige auf der Pressekonferenz nach dem Spiel. Um Musiala zu bringen, habe er nur Thomas Müller, Serge Gnabry oder eben jenen Sane auswechseln können.

"Wenn wir auswechseln, müssen wir es sinnvoll machen", erklärte Flick und hielt fest: "Thomas ist für uns einfach unverzichtbar, weil er kluge Entscheidungen trifft, weil er die Räume sehr, sehr gut besetzen kann und weil er sich über 90 Minuten in den Dienst der Mannschaft stellt. Und Serge hat in der zweiten Halbzeit einen Sprung gemacht. Wir mussten so reagieren."

Gemessen an den Zahlen war Sanes Auswechslung tatsächlich nachvollziehbar. Er brachte keinen Schuss aufs Tor und gab auch nur eine Torschussvorlage. Von den sieben Zweikämpfen, die er führte, gewann er nur drei.

"Es geht am Ende um den Erfolg der Mannschaft. Da muss jeder Einzelne auch mal zurückstecken", sagte Flick. Sane werde "das schon verkraften" und "all unsere Unterstützung" bekommen. Ähnlich formulierte es auch Hasan Salihamidzic. "Wir glauben total an ihn. Er ist ein toller Junge, seine Qualität steht nicht zur Debatte", sagte der Sportvorstand und verwies abermals auf die Knieverletzung Sanes im Oktober: "Er hatte es natürlich nicht so leicht."

Karl-Heinz Rummenigge wurde im Sport1-Doppelpass deutlicher: "Die Talente, die er hat, sind überragend. Ich glaube, dass er eine gute Zukunft haben kann. Wir sind bereit, jeden Spieler zu fördern, aber wir fordern auch. Er muss jetzt den nächsten Schritt machen und seinen Charakter an den FC Bayern anpassen."

Sane wegen seiner Defensivarbeit in der Kritik

Zuletzt war der frühere Schalker schon wegen seiner verbesserungswürdigen Defensivarbeit in die Kritik geraten. Flick selbst attestierte dem 24-Jährigen Nachholbedarf in Sachen Pressing und Rückwärtsbewegung, sagte nach dem Spiel am Mittwoch gegen den VfL Wolfsburg (2:1) aber auch: "Leroy hat sich gesteigert. Er ist auf einem sehr, sehr guten Weg."

Auch Sane schätzte sein Leistungsvermögen realistisch ein. "Ich bin selbst mein größter Kritiker und weiß einzuordnen, dass ich zuletzt mein Leistungsvermögen nicht abrufen konnte. Aber das wird sich ändern", sagte er.

Müller muntert Sane auf: "Wir stehen absolut hinter ihm"

Scheinbar doch nicht, zumindest erwies sich der Abend in Leverkusen als deutlicher Rückschritt für den Nationalspieler, der aufgrund seines Status als "Königstransfer" der Bayern besonders unter dem Brennglas steht. Seine Kollegen munterten ihn aber prompt nach dem Schlusspfiff auf. Allen voran Müller, der zu Sane ging und ihm den Arm auf die Schulter legte.

"Ich wollte ihm nur sagen, dass es darum geht, dass er da nicht Frustration aus der Aktion rausnimmt, sondern eher eine Motivation", erklärte der Weltmeister von 2014 am Sky-Mikrofon und stellte klar: "Wir als Mannschaft stehen absolut hinter ihm. Und ich glaube, dass es nicht mehr allzu lange dauern wird, bis wir ganz anders über ihn sprechen."

Müllers Theorie: Steigert sich Bayerns zuletzt insgesamt eher von Robert Lewandowski abhängige Offensive, steigert sich auch Sane. "Es macht's nicht einfacher, dass wir aktuell - nicht wie im Sommer - sehr viel kämpfen müssen und sehr ungenau spielen", sagte der 31-Jährige. "Deswegen, glaube ich, wird sich diese Wolke bald in Luft auflösen."

Sane sei ein "super Junge" und "super Spieler", betonte auch Doppeltorschütze Robert Lewandowski. "Nächstes Jahr zeigt er seine Qualität. Wir werden ihn brauchen."

Leroy Sane: Seine erste Saison beim FC Bayern in Zahlen

Gespielte Minuten804
Tore5
Assists3
Kreierte Großchancen4
Vergebene Großchancen1
Versuchte/erfolgreiche Dribblings54/24
Passquote77,1 %
Zweikampfquote39,8 %
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