Marke und Sport: Elftägige Symbiose

Am Independence Day strahlte die Allianz Arena in den Farben der US-amerikanischen Flagge
© getty

Die Marke stärken, internationale Märkte erschließen, den Anschluss an die europäische Konkurrenz halten: Wenn der FC Bayern München am Montag auf die Audi Summer Tour in die USA aufbricht, sind wirtschaftliche Gründe eine große Triebfeder. Doch auch das Prestige der Testspiel-Gegner nimmt zu. Und alles will die sportliche Leitung der Internationalisierung nicht unterordnen. SPOX berichtet in den kommenden elf Tagen aus den USA.

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"Solche Touren gehören zur Internationalisierung. Wer mit den Großen spielen will, muss in die Welt." Jörg Wacker, Bayern Münchens Vorstand für Internationalisierungs-Strategie, macht keinen Hehl daraus, welche strategischen Gedanken die Bayern vor ihrem Trip haben.

Die Audi Summer Tour 2016 führt den deutschen Branchenprimus in den kommenden elf Tagen in die USA.

Die Ziele der Reise sind aus zwei Blickwinkeln zu betrachten: Zum einen stehen sportlich die Testspiele gegen die prestigeträchtigen Gegner AC Milan (28.7. in Chicago, ab 3 Uhr im LIVETICKER), Inter Mailand (30.7. in Charlotte, ab 23 Uhr im LIVETICKER) und Real Madrid (4.8. in New York City, ab 1.30 Uhr im LIVETICKER) auf dem Programm, von denen man sich zumindest einige Erkenntnisse erhofft. Zum anderen spielt der angesprochene Internationalisierungs-Gedanke eine Rolle.

Im Optimalfall sollen die Aspekte in elf Tagen zu einer Symbiose für den Verein zusammenlaufen.

Steigende Popularität in den USA

Aus Sicht der Markenbildung ist der US-amerikanische Markt hochinteressant für die Münchner: "Seit wir unser Büro in New York haben, wissen wir aus erster Hand, dass auch in den USA die Liebe zum Fußball immer größer wird", sagte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge im Kicker.

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Tatsächlich lässt sich diese Aussage belegen. Die Zahl der Bayern-Fanklubs in den Staaten hat sich seit der Eröffnung des New Yorker Standortes mehr als verzehnfacht (von neun auf 102).

Die steigende Popularität über dem großen Teich versucht man auszubauen. So leuchtete etwa die Allianz Arena am Independence Day in den Farben der Stars and Stripes. Unter dem Strich ist es laut Jörg Wacker für die internationale Anhängerschaft allerdings unerlässlich, die Chance zu haben, "unsere Stars und Talente live zu erleben."

Mit Barca, Real und United messen

Darüber hinaus sagte Wacker der Süddeutschen Zeitung: "Von unseren 38 Millionen Facebook-Fans kommen nur drei Millionen aus Deutschland." Genau diese Verhältnisse meint er, wenn er davon spricht, "mit den Großen mitspielen" zu wollen.

Als Marke will man sich mit internationalen Spitzenklubs wie dem FC Barcelona, Real Madrid oder Manchester United messen. Um das zu bewerkstelligen, nehmen die Verantwortlichen auch elf sicher nicht stressfreie Tage inklusive etwa 15.000 Flugkilometern, einer Menge Marketing-Veranstaltungen und wenig Zeit zur Erholung in Kauf.

Sportlicher Wert

Dass neben der immer wichtigeren Bedeutung für die strategische Ausrichtung auch der sportliche Wert einer derartigen Reise steigt, zeigt ein Vergleich zur US-Tour vor zwei Jahren.

Damals waren die Testspiele gegen Chivas Guadalajara und eine MLS-Allstar-Auswahl nur Beiwerk. Die Eröffnung der neuen Niederlassung in New York und das Marketing stand noch deutlicher im Vordergrund.

Auch 2014 wurde der International Champions Cup (ICC) bereits ausgespielt, unter anderem mit Real Madrid, Manchester United, Manchester City und den Mailänder Klubs stark besetzt. Die Münchner nahmen damals allerdings nicht teil, konzentrierten sich stattdessen auf ihre eigene Agenda.

Erstmals überhaupt sind mit Borussia Dortmund und eben den Bayern in diesem Jahr zwei deutsche Teams beim ICC am Start. Dem Rekordmeister beschert die Reise in die USA so auch Testspiele gegen deutlich attraktivere Gegner als noch vor zwei Jahren.

"Gut für uns"

Sehr zur Freude des neuen Trainers Carlo Ancelotti: "Gegen solche starken Gegner zu testen ist gut für uns." Die Partien gegen den AC Milan und Real Madrid haben für den Italiener dabei natürlich eine besondere Bedeutung: Mit den beiden Klubs gewann er als Trainer insgesamt dreimal die Champions League.

Gestiegene sportliche Bedeutung hin oder her - alles soll den Zielen des Trips aber doch nicht untergeordnet werden. Das zeigt die Kaderzusammenstellung der Bayern. Mit Blick auf die Saison soll kein Risiko der Überbelastung eingegangen werden.

EM-Fahrer nicht dabei

Zwischenzeitlich war angedacht, dass die EM-Fahrer Manuel Neuer, Jerome Boateng, Joshua Kimmich, Mats Hummels, Thomas Müller, Robert Lewandowski, Kingsley Coman und Renato Sanches zumindest zur Partie gegen Real Madrid nach New York City reisen würden.

In dieser Frage hat sich die sportliche Leitung um Ancelotti gemeinsam mit der medizinischen Abteilung jedoch dafür entschieden, den Urlaub der Akteure nicht zu verkürzen und sie erst am 5. August in München wieder zu bestellen.

"Die Saison ist lang. Da ist es wichtig, dass die Spieler einen guten Urlaub haben und frisch zurückkommen", begründete Ancelotti die Entscheidung.

Fußball im Mittelpunkt

Rummenigge sieht die strategischen Ziele der Reise dadurch nicht gefährdet: "Grundsätzlich steht beim FC Bayern nicht die Vermarktung im Mittelpunkt, sondern der Fußball. Aber niemand muss sich sorgen. Wir werden in den USA Spieler wie Alonso, Martinez, Ribery, Alaba oder Vidal im Team haben - international herausragende Spieler, sehr bekannt und populär."

Neben den EM-Fahrern werden auch die verletzten Arjen Robben und Douglas Costa nicht an Bord des Sonderflugs sein, der den Rekordmeister am Montag nach Chicago bringt. Mit Christian Früchtl, Timothy Tillman, Erdal Öztürk, Nicolas Feldhahn, Niklas Dorsch, Tim Häußler, Karl-Heinz Lappe, Milos Pantovic, Mario Crnicki und Fabian Benko rücken deshalb zehn Spieler aus den Amateur- und Juniorenmannschaften auf.

Für diese ist die sportliche Relevanz noch deutlich höher. Immerhin hoffen sie auf Einsatzminuten gegen die internationalen Größen und darauf, sich ins Schaufenster zu spielen. Für den deutlich erfahreneren Kapitän Philipp Lahm geht es dagegen in der "intensiven Zeit" vor allem darum, als FCB "den Verein, die Liga und unser Land" zu repräsentieren.

Lahm weiß eben genau, worauf es ankommt, wenn man bei den ganz Großen ist: Man muss in die Welt.

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