Kommentar zum FC Schalke 04: Die Gross-Verpflichtung muss für Schneiders Zukunft bedeutungslos sein

Jochen Schneider, Sportvorstand beim FC Schalke 04, steht in der Kritik.
© imago images/Poolfoto

Christian Gross ist also der Trainer, der den Tabellenletzten FC Schalke 04 vor dem ersten Abstieg seit 1988 retten soll. Doch selbst wenn dem Schweizer mit S04 der Klassenerhalt gelingt, muss das für die Zukunft von Sportvorstand Jochen Schneider bedeutungslos sein. Ein Kommentar.

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Christian Gross kann gar nichts falsch machen. Sollte der neue Trainer des FC Schalke 04 am Saisonende mit den Knappen absteigen, wird sein Name zwar für immer Einzug in die Vereinsannalen gefunden haben. Für seinen Ruf und die im Grunde so gut wie beendete Trainerkarriere würde ein Abstieg aber nur wenig negativen Niederschlag bedeuten. Schließlich sind die Fehler, die Schalke in diese heikle Lage gebracht haben, weit vor Gross' Amtsbeginn begangen worden und würden nicht mit ihm in Verbindung gebracht. Geht die hoch komplizierte Mission S04 dagegen gut aus, dürfte dies als einer der größten Erfolge in der Laufbahn des Schweizers bewertet werden.

Gänzlich von beiden sportlichen Szenarien unabhängig sollte die Zukunft von Sportvorstand Jochen Schneider sein. Gross ist nicht dessen letzte Patrone, denn diese hat Schneider bereits mit zu vielen Fehlentscheidungen innerhalb seiner seit März 2019 währenden Amtszeit verschossen. Deshalb muss ein möglicher Klassenerhalt für eine Weiterbeschäftigung des 50-Jährigen bedeutungslos sein. Selbst wenn Gross der Mega-Coup gelingt: Schneider retten kann er nicht.

Schneider kann freilich nichts für die sportlichen wie finanziellen Altlasten, die er bei seinem Beginn auf Schalke vorfand. Seitdem ist aber einige Zeit vergangen, im Profifußball quasi eine halbe Ewigkeit. Und Schneiders Entscheidungen waren letztlich ausschlaggebend dafür, dass sich S04 im freien Fall Richtung Zweitklassigkeit befindet sowie einen starken Imageverlust in der gesamten Republik erlitt.

Schneider, an dessen erstem Arbeitstag in Gelsenkirchen Ex-Coach Domenico Tedesco beurlaubt wurde, lag bei den von ihm zu verantwortenden Verpflichtungen der Cheftrainer David Wagner und Manuel Baum daneben. Dass Gross zu einem Zeitpunkt, an dem noch nicht einmal die Hälfte der Saison gespielt wird, bereits als vierter Trainer fungiert, fällt vor allem auf Schneider zurück.

Schalke 04: Jochen Schneider ist bei S04 verbrannt

Auch die Zusammenstellung des Kaders gelang nicht. Schneider überwarf sich vielmehr mit dem Technischen Direktor Michael Reschke - eine Position, die erst im Sommer 2019 unter Schneider neu geschaffen wurde. Es fehlen Schalke in erster Linie Außenbahnspieler von Qualität, Akteure mit ausreichend Geschwindigkeit und auch die Offensive erwies sich als extrem zahnlos.

Wie bei Reschkes Intermezzo in Stuttgart zeigte sich bei Schneider längst, dass er kein Mann für die erste Reihe ist. Der Schwabe werkelte den Großteil seiner Funktionärskarriere still im Hintergrund, Auftritte in der Öffentlichkeit blieben ihm erspart. Man merkt Schneider gerade in der schon Monate dauernden Krisenzeit deutlich an, dass er sich im Kreuzfeuer der Fragesteller nicht wohlfühlt. Sein Auftritt bei der Vorstellung von Interimscoach Huub Stevens, als Schneider die ihm gestellten Fragen genervt und dünnhäutig parierte, war wenig seriös.

Viel entscheidender ist jedoch, dass Schneider auf Schalke ohnehin so gut wie verbrannt ist. Es gelang ihm bisher nicht im Ansatz, eine Aufbruchstimmung zu erzeugen. Die wäre bei der trostlosen Gemengelage rund um die Knappen aber enorm angebracht, nach einem möglichen Abstieg ist sie gar unabdingbar.

Schneider jedoch erfährt bereits jetzt kaum noch Unterstützung seitens der Anhänger, die vielmehr seit Wochen mit bissigen Plakaten gegen ihn und weitere Vereinsvertreter mobil machen. Diese festgefahrene Situation macht es unmöglich, in Schneider eines der Gesichter eines Neuanfangs nach Saisonende zu sehen - ganz gleich ob in der Bundesliga oder eine, angesichts von Schalkes prekären Finanznöten möglicherweise auch mehreren, Etagen tiefer.

FC Schalke 04: Der Spielplan von S04 nach der Weihnachtspause

DatumUhrzeitGegnerWettbewerb
2. Januar 202118.30 UhrHertha BSC (A)Bundesliga
9. Januar 202115.30 UhrTSG Hoffenheim (H)Bundesliga
17. Januar 202118.00 UhrEintracht Frankfurt (A)Bundesliga
20. Januar 202118.30 Uhr1. FC Köln (H)Bundesliga
24. Januar 202115.30 UhrFC Bayern München (H)Bundesliga

 

 

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