Paco Alcacer überzeugt beim Supercup: Vom Schatten ins Rampenlicht

Von Dennis Melzer
Paco Alcacer erzielte in 33 Pflichtspielen für den BVB bislang 20 Tore.
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Mit der Rolle als Reservist will sich BVB-Stürmer Paco Alcacer nicht länger zufriedengeben. Das machte er beim Dortmunder Sieg im Supercup gegen den FC Bayern München eindrucksvoll deutlich.

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Knapp eine Stunde vor Anpfiff herrschte Gewissheit: Paco Alcacer, bislang der edelste aller Edel-Joker bei Borussia Dortmund wird das erste Pflichtspiel der neuen Saison, den Supercup gegen den FC Bayern, von Beginn an bestreiten, anstelle von Mario Götze die Position an vorderster Front besetzen.

Es dauerte nur wenige Augenblicke, um zu sehen, dass der kleine energiegeladene Spanier versuchen wollte, das Vertrauen seines Trainers Lucien Favre bestmöglich zurückzuzahlen.

An der Außenlinie packte Alcacer sich den sichtlich überraschten FCB-Innenverteidiger Niklas Süle und initiierte mit dem daraus folgenden Ballgewinn nach knapp 50 Sekunden die erste hochkarätige Chance für die Gastgeber. Eine Viertelstunde später hatte der ehemalige Barcelona-Angreifer selbst das mögliche 1:0 auf dem Schlappen, verpasste den wegen eines Manuel-Neuer-Ausflugs verwaisten Kasten nur ganz knapp. Insgesamt wirkte der 25-Jährige spritzig im Pressing, lauffreudig und engagiert auch in der Rückwärtsbewegung.

"Anders funktioniert das gegen die Bayern auch nicht", sagte Kapitän Marco Reus im Gespräch mit DAZN nach Spielende. "Wenn Paco und ich vorne stehenbleiben und sagen würden: 'Viel Spaß Euch Jungs dahinten', würde das nicht klappen." Deutschlands frischgebackener Fußballer des Jahres zeigte sich generell sehr angetan von der Leistung seines Angriffspartners.

Marco Reus über Paco Alcacer: "Er hat in der Sommerpause viel gearbeitet"

"Er war bei Barcelona lange verletzt und in der letzten Saison natürlich angefressen, dass er nicht so häufig gespielt hat", verriet Reus mit Blick auf die lediglich neun Startelfeinsätze Alcacers in der vergangenen Bundesliga-Spielzeit. "Er hat in der Sommerpause unheimlich viel gearbeitet und das war heute der Lohn für ihn. Er hat von Beginn an gespielt und das 1:0 gemacht."

Für Alcacers sehenswerte Direktabnahme, welche die Weichen auf Dortmund-Sieg stellte, gab es zudem ein Sonderlob: "Der Junge hat eine überragende Schusstechnik", schwärmte der 30-Jährige. Auch Mittelfeldmann Axel Witsel honorierte den Fleiß seiner Vorderleute im Anschluss an die Partie in der Mixed Zone: "Die sind eine Menge gelaufen."

Alcacer über Reservistenrolle: "Dann bin ich ein komplizierter Typ"

Aussagen, die wie Balsam auf die Seele wirken dürften, hatte der sonst so besonnen wirkende Alcacer doch zuletzt seine Reservistenrolle in der Vorsaison in einem Interview mit Sky beklagt. "Ich mag es nicht, auf der Bank zu sitzen, da ich eine ehrgeizige Person bin", sagte er, der trotz seiner unregelmäßigen Einsatzzeiten beeindruckende 18 Treffer erzielte und damit Platz zwei hinter Bayern-Knipser Robert Lewandowski in der Torjägerliste ergatterte.

Er sei eigentlich ein "fröhlicher, witziger Mensch", sagte der Mittelstürmer. "Aber wenn ich auf der Bank sitze, mag ich nichts mehr. Dann bin ich ein komplizierter Typ, was mir selbst nicht gefällt."

Grund genug offenbar, um voll fokussiert daran zu arbeiten, jenes Bankdrücker-Dasein zu beenden. Alcacer, der über weite Strecken der letzten Saison körperlich kaum imstande war, 90 Minuten auf höchstem Niveau zu absolvieren, erschien gegen den deutschen Rekordmeister austrainiert und fit, kämpfte bis zum Schluss selbst am eigenen Strafraum darum, den ersten Triumph der neuen Saison zu fixieren. Dementsprechend ließ Favre ihn auch über die volle Distanz ran.

Die Deutsche Meisterschaft als großes Ziel

Neben dem individuellen Ziel, endlich aus dem Schatten der Ersatzbank ins dauerhafte Rampenlicht zu drängen, steht für Alcacer vor allem eines im Vordergrund: den Meistertitel dieses Mal nach Dortmund zu holen. "Wir waren so nah dran, einen großen Titel zu gewinnen, und das relativ einfach.", sagte er bei Sky und ergänzte: "Wir hatten zehn oder neun Punkte Vorsprung auf die Bayern. Das war ein großer Vorsprung. Aber der Fußball hat seine Launen und wir haben es nicht geschafft."

"Wenn du Zweiter wirst, war es nicht genug", zeigte sich Alcacer selbstkritisch. "Wir wollen unsere Ziele erreichen. Ich versuche, mit meinen Toren zu helfen, dass wir noch einen Platz in der Tabelle nach oben klettern."

Am Samstagabend half er mit seinem Tor zunächst einmal dabei, den ersten kleinen Titel einzufahren. Viel wichtiger dürfte aus Sicht der Dortmund-Verantwortlichen aber sein, dass Alcacer mittlerweile auch aus physischer Sicht als Dauerbrenner infrage zu kommen scheint.

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