Nils Petersen vom SC Freiburg im Interview: "Ich bin ein totaler Uli-Hoeneß-Fan"

Sprach im SPOX-Interview über seine Zeit beim SC Freiburg, Uli Hoeneß, den FC Bayern München und seine Zeit beim DFB-Team: Nils Petersen.
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Das sind Sie auch schon jahrelang in Freiburg, wo Sie im vergangenen Jahr sogar Nationalspieler wurden und in den vorläufigen WM-Kader der Nationalmannschaft. Von stetig bergab nach Ihrer Bayern-Zeit kann also kaum die Rede sein. Was haben Sie damals gedacht, als Joachim Löw Sie angerufen hat?

Petersen: Das war für mich ein absoluter Flash. Natürlich bekommt man gewisse Diskussionen mit und ich wurde auch etwas gepusht. "Bester deutscher Stürmer, hat 15 Tore diese Saison gemacht und eigentlich müsste er ja ...", hieß es damals. Ich bin aber trotzdem fest davon ausgegangen, dass Sandro Wagner berufen wird. Umso überraschender war es dann für mich, dass ich diese Chance tatsächlich bekommen habe.

Spannend, dass wir vorhin noch über die negativen Seiten der medialen Berichterstattung gesprochen haben, sie Ihnen aber auch ein Stück weit auf dem Weg ins DFB-Team zu Gute kam.

Petersen: Das stimmt. Aber es ist ja immer ein gewisses Für und Wider. Durch Medien kann man ganz schnell sowohl in die eine als auch in die andere Richtung gedrängt werden. Ich bin ein totaler Uli-Hoeneß-Fan. Aber da hat man gesehen, wie eine Geschichte im Leben einen Menschen plötzlich in einen ganz anderen Blickwinkel bringt und auf einmal hast du dann nicht mehr die Medien oder die Fans hinter dir. Das kann sich von heute auf morgen ändern. Man kann Medien für sich nutzen, man kann sie gegen sich aufbringen, man kann sie auch ignorieren, was aber wiederum auch gefährlich sein kann.

Nils Petersen: Spielerstatistiken bei seinen Vereinen

VereinSpieleToreTorvorlagen
SC Freiburg1447615
Werder Bremen72189
FC Bayern154-
Energie Cottbus633811
Carl Zeiss Jena4872

Sie sagen, dass sie ein großer Uli-Hoeneß-Fan seien. Hat er Sie während Ihrer Zeit beim FC Bayern so sehr geprägt?

Petersen: Ich verstehe jeden, der sagt, dass Hoeneß etwas Kriminelles gemacht hat. Aber ich persönlich, als kleiner Fisch im großen Bayern-Becken, habe ihn so kennengelernt, dass er da keine Unterschiede macht. Wie er sich da verhalten hat, war vorbildlich.

Kommt Ihnen da ein bestimmtes Treffen in den Kopf?

Petersen: Das war an seinem 60. Geburtstag und 5000 Gäste waren da. Er hat jeden von uns mit Handschlag begrüßt und sich sogar explizit für mich noch Zeit genommen, um mit mir zu reden. Das war schon ein Wow-Erlebnis. Aber unter dem Strich waren es einfach viele kleine Momente, bei denen ich beeindruckt war. Deswegen hatte ich immer ein gutes Bild von ihm.

Es fällt auf, dass gerade ehemalige Bayern-Spieler immer ein gutes Wort für den Präsidenten einlegen.

Petersen: Ich kann da natürlich nur für mich sprechen, aber auch als ich eigentlich schon weg war, erst ausgeliehen und dann verkauft, war er mir gegenüber immer sehr respektvoll. Das hätte er gar nicht nötig gehabt, aber ich habe das immer sehr genossen, wenn er sich Zeit für mich genommen hat.

Zurück zum Thema Nationalmannschaft. Sie waren vor der WM insgesamt zehn Tage im DFB-Trainingslager in Eppan dabei, wurden dann aber nicht mit nach Russland genommen. Eine riesige Enttäuschung oder haben Sie das einfach hingenommen?

Petersen: In dem Moment war das natürlich ein Negativerlebnis. Ich wollte mir keine Hoffnungen machen, aber das passierte automatisch. Dementsprechend traurig war ich dann. Aber im Nachhinein habe ich in diesem Sommer mehr erlebt, als ich jemals für möglich gehalten habe. Diese zehn Tage waren eine Art Bonus und es war letztendlich das Ende einer Glückssträhne. Ich habe die Entscheidung des Bundestrainers akzeptiert und respektiert. Ich war ja von Anfang an einer der vier oder fünf Kandidaten, die es erwischen wird.

Sie waren nach dem WM-Debakel noch einmal mit dabei, haben gegen Peru im September sogar ein Tor vorbereitet. Danach waren Sie außen vor. Haben Sie das Thema Nationalmannschaft mittlerweile abgehakt?

Petersen: Ich habe es beiseitegeschoben und in gewissem Sinne auch abgehakt. Ich durfte das zweimal genießen und bin dafür wahnsinnig dankbar, aber ich weiß auch, dass ich jetzt 30 Jahre alt bin und bei einem Bundesligisten spiele, der für gewöhnlich im unteren Drittel der Tabelle ist. Die "neue" Nationalmannschaft hat es gut gemacht und wenn man jetzt die U21 im Sommer gesehen hat, weiß man auch, dass da viel nachkommt. Ich mache mir nicht die größte Hoffnung, dass ich nochmal die Chance bekomme, was auch völlig okay ist. Wenn es anders kommt, ist das umso schöner.

Das "Nonplusultra" erreicht: Nils Petersen im Trikot der deutschen Nationalmannschaft beim WM-Testspiel gegen Österreich in Klagenfurt.
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Das "Nonplusultra" erreicht: Nils Petersen im Trikot der deutschen Nationalmannschaft beim WM-Testspiel gegen Österreich in Klagenfurt.

Welchen Stellenwert nimmt die Zeit bei der Nationalmannschaft in Ihrer Karriere ein?

Petersen: Das bleibt für immer im Gedächtnis. Aber wenn ich jetzt ein Buch über meine Karriere schreiben würde, würde diese Zeit trotzdem nur ein kleines Kapitel einnehmen. Meine Geschichte im Profifußball zieht sich ja doch schon fast zwölf Jahre hin und da bleiben andere Dinge mehr hängen - meine Zeit in Freiburg beispielsweise, oder auch die Anfänge, weil diese Dinge einfach eine viel längere Geschichte als die paar Tage in Eppan und beim DFB haben.

Wenn Sie ein Buch über Ihre Karriere schreiben würden, welchen Titel würde es tragen?

Petersen: Mit Geduld zum Ziel, würde ich sagen.

Stichwort Stellenwerte Ihrer Karriere-Erlebnisse. Wie schneidet da Ihre Zeit beim FC Bayern ab. Größer oder kleiner als die Nationalmannschaft?

Petersen: Die Nationalmannschaft ist größer. Es ist einfach das Nonplusultra für sein eigenes Land aufzulaufen, zu den Besten in Deutschland zu gehören. Das ist etwas ganz Besonderes, so schön es auch war, mit Bayern Champions League zu spielen. Vielleicht spielt da auch noch ein bisschen mit rein, dass ich mit Bayern keinen Titel gewonnen habe.

Ihr Vater hat mal gesagt, dass Ihnen nur ein wenig der Ellenbogeneinsatz gefehlt habe und Sie vielleicht immer noch bei Bayern wären, wenn Sie ihn gehabt hätten. Würden Sie dem zustimmen?

Petersen: Mein Vater hat generell die Meinung, dass ich zu lieb bin und dass ich mehr aus mir hätte machen können. Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich aber nichts verändern an meiner Art. Ich kann nur meine Leistung bringen, wenn ich mich in meiner Haut wohlfühle. Ich bin eben eher der gesellige und positive Mitspieler. Das hat mich letztendlich auch zum Nationalspieler gemacht, weil ich mich nie verändert habe.

Sie pflegen ein sehr enges Verhältnis zu Ihrem Vater. Er war immer eine Art Motivator für Sie. Muss er diese Rolle heute auch noch ausfüllen?

Petersen: Nicht mehr in dem Ausmaß. Sein Wort wird immer Gewicht haben, weil ich ihm vertraue und er mich auch mit am besten kennt in diesem Fußballbusiness. Mittlerweile kann ich mich aber ganz gut selbst reflektieren und weiß, woran es hapert. Er ist mittlerweile eher Wegbegleiter und Fan.

Wir sprachen zu Beginn über Schlagzeilen im Zusammenhang mit dem Namen Petersen. Anfang Dezember waren es aber nicht Sie als Bundesligaprofi, sondern ihr Vater Andreas, der in den Fokus der Presse rückte. Der Grund: eine angebliche Spielmanipulation. Wie haben Sie die Ereignisse wahrgenommen?

Petersen: Das war nicht schön. Ich stand ständig in Kontakt mit meinem Vater und es war ja auch wieder so, dass das Thema von den Medien aufgebauscht wurde. Für mich war es wichtig, dass es ihm trotz allem irgendwie gut geht. Es war dann okay, als etwas Gras über die Sache gewachsen ist.

Wie Sind Sie mit dem Thema umgegangen?

Petersen: Ich wollte mich in der Öffentlichkeit da raushalten, deswegen habe ich auch eigentlich nichts dazu gesagt. Es ist ja klar, dass der Sohn den Vater immer verteidigt und ihm zur Seite steht.

Haben Sie die Gedanken an die Vorkommnisse in Ihrem Alltag als Bundesligaprofi begleitet?

Petersen: Natürlich hat es mich belastet. Du willst ja nichts Schlechtes oder Negatives über deinen Vater lesen, oder hören, wie andere Menschen schlecht über ihn reden. Du kennst ihn als Sohn genau und weißt, dass er eine solche Grenze nicht überschreiten würde. Aber wenn du dann auf dem Platz bist, bist du im Tunnel.

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